Sons Of Jim Wayne Blackie's Bone, Warehouse/Indigo, 2005 |
Stefan Kullik | Vocals, Guitars, Bass, Harp, Keyboards | |||
Bernd Uebelhöde | Vocals, Guitars, Banjo, Harp, Keyboards | |||
Thomas Ostermann | Dobro, Pedal Steel | |||
Oliver Zülch | Bass, Piano | |||
Tanja Zülch | Backing Vocals | |||
Tiep Typsen | E-Guitar, Mandoline, Backing Vocals | |||
| ||||
1. Heartache #2 | 9. Happy Funeral | |||
2. Little Annie | 10. Rusty Cages | |||
3. Blackie's Bone | 11. All My Life | |||
4. Marry Me | 12. Wonderwind | |||
5. Kawasaki | 13. Lucy Liu | |||
6. Ride Ride Ride | 14. November | |||
7. Angel Of Death | 15. Drive On | |||
8. Black Birds | 16. You Saved My Life | |||
Man sollte auch Mut zur Lücke beweisen. So muss ich armer Wicht zugeben, dass "Blackie's bone" mein erstes SONS OF JIM WAYNE-Album ist und die beiden Ruhrpottler mir zwar bisher namentlich, aber nicht musikalisch bekannt waren. Denn der sogenannten Country- bzw. Folk-Musik aus unseren Landen stand ich bisher eher skeptisch gegenüber.
Doch Stefan Kullik (ex-JIM WAYNE SWINGTETT) und Bernd Uebelhöde (ex-FERRYBOAT BILL) beweisen mit ihrem dritten Album innerhalb von drei Jahren, dass der begeisterte, engagierte und besessene Musikfreak aus Germany durchaus in der Lage ist, Country, Folk und Bluegrass authentisch nachzuempfinden.
Die zwei Herren aus Gelsenkirchen bzw. Dortmund schauen schliesslich auch schon auf eine seit Jahrzehnten währende Karriere zurück, die ihnen sicherlich nie das grosse Geld, aber immerhin gute Kritiken, gute Fan-Reputation und ein auskömmliches Maß an Zufriedenheit bescherte.
In vielen Pressemitteilungen werden Kullik und Uebelhöde als Feierabendmusiker tituliert und die Früchte ihrer musikalischen Ernte aus mittlerweilen drei Alben werden gemeinhin als sehr schmackhaft dargestellt.
Dieser Feierabendgestus wird sicher ein wenig zu hoch gehandelt, denn die Kollegen aus den U.S.A., die sich einer ähnlichen Musik (Americana/Roots et al) verschreiben, fristen ihr kärgliches Dasein grösstenteils auch als sogenannte Feierabendmusiker. Doch bei diesen Herrschaften nimmt man das eher nicht so zur Kenntnis. Neulich erzählte Kelly Pardekooper bei seinem Konzert in Wesel noch von seiner heimatlichen Tätigkeit als Maler und Anstreicher (wenn ich mich recht entsinne).
Wurden die ersten beiden SOJW-Alben noch in Bernds Wohnzimmer aufgenommen, was bei dieser intimen Art von Country-Folk durchaus angemessen erscheint, verlegten sich die beiden Herren diesmal gemeinsam mit ihrem Produzenten Oliver Zülch in ein professionelles Studio, um dort die 'Basic tracks' einzuspielen.
Studio hin oder her, der Wohnzimmer-Charme bleibt trotz allem erhalten, denn "Blackie's bone" kommt niemals grosskotzig arrogant daher, sondern kokettiert eher mit einer gewissen Lo-Fi-Attitüde. Und das darf auch ruhig so sein.
Diese Art von Bluegrass durchwehtem County-Folk bzw. Singer-Songwriter beeinflusstem Alternative-Pop zieht seinen Reiz nicht aus blank blitzender Eleganz, sondern aus seiner schnoddrigen und unbekümmerten Art und Weise, sich der uramerikanischen Roots-Musik frisch und frei zu bedienen. Hauptsache die Songs stimmen.
Los geht's gleich mit einem fürchterlich schönen Ohrwurm im Geiste der frühen WILCO, Heartbreak # 2. Banjo und Pedal-Steel verschleiern ein wenig die Hitqualitäten dieses Titels.
Little Annie weist dann mit deutlichem Fingerzeig auf die WAYNE'sche Bluegrass-Verliebtheit. Kurz aufbrausend und quirlig. Der anschliessende Titelsong Blackie's bone weckt Reminiszensen an den alten Weinkeller in Südfrankreich, in welchem die STONES seinerzeit ihr "Exile on Main Street"-Meisterwerk aufnahmen. Das klingt nach modrigen Steinen und feuchtfröhlicher Weinseligkeit. Der Gesang der beiden klingt hier nicht schön, aber selten (wie wir im Ruhrpott zu sagen pflegen).
Tja, die gesanglichen Leistungen der Protagonisten geben nicht immer Anlass zu überschäumender Freude. Das trifft einige Male leider nicht meinen schöngeistigen Vokal-Anspruch. Sei's drum, die beiden geben ihr Bestes, das spürt man.
Überschäumende Freude entwickelt sich allerdings bei einem so spritzigen Song wie Ride Ride Ride. Die Banjo-Arbeit bereitet wie immer sehr viel Spass und ich bin mir sicher, wenn die zwei die Möglichkeit gehabt hätten, wäre die Bass-Linie von einer Tuba gespielt worden.
Zwischenzeitlich tönt es mal ein wenig nach Singer-Songwriter im flirrenden Wüstensand (All my life und November) oder auch mal dezent poppig (Lucy Liu) im Sinne einer Band wie GO BETWEENS.
So eröffnet sich ein bunter Reigen unterschiedlichster Stimmungen. Lust und Trauer, Freude und Sehnsucht gehen Hand in Hand. So wie im wirklichen Leben. Dafür stehen die beiden und das gefällt mir.
Was mir nicht gefällt ist das Gemurkse bei der Tracklist. 15 Songs sind gelistet, 16 sind drauf. Und die Songabfolge gerät zudem völlig durcheinander. Der Titelsong kommt z.B. auf meiner CD an dritter Stelle, wird auf dem Cover aber anders gelistet. Der Song 15 z.B., der scheinbar Drive on heisst, wird auf dem Cover gar nicht erst erwähnt. Sehr merkwürdig... neue Hidden-Track Taktik, oder was?