Status Quo

Essen, Grugahalle, 08.10.2005

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Konzertbericht

Reviewdatum: 08.10.2005

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Redakteur(e):

Jürgen Ruland

Jörg Litges (* 1965, ✝ 2015)


Essen, Gruga Halle, 08.10.2005

Francis Rossi Was eine Vereinsbrille ist, brauche ich wohl niemandem mehr zu erklären. Mit der sogenannten "Fan-Brille" verhält es sich ähnlich. Man findet auch dann noch Entschuldigungen und Ausreden für die Taten seiner "Faves", wenn der Rest der Welt bereits dankend abgewunken hat. Vielleicht wird man ein wenig kritischer und beginnt zu mäkeln, doch eigentlich kann nicht sein, was nicht sein darf. Und doch ist es so, nachlesbar auch in den Konzertkritiken der letzten Jahre im HoR.



Ich habe so oft einen gegen die Brille bekommen, dass sie anfing zu rutschen und das Bild immer klarer wurde, obwohl Brillen ja im eigentlichen Sinne als Sehhilfen definiert werden. Vereins- oder Fanbrillen tun das nicht, sie be- oder vernebeln eher. Ich hab' meine jetzt abgenommen und bin erschrocken ob der Realität. Die kann doch zuweilen arg nüchtern sein.

Status Quo Spätestens ab "Piledriver" (1972) waren STATUS QUO eine ganz große Band. Man hatte nach einem Konzert von ihnen auch die beiden Alben davor ("Ma Kelly's Greasy Spoon" - 1970 & "Dog Of Two Head" - 1971) lieb und stellte sie zu den anderen ins Regal. Und auch wenn die Jungs nach "Live" (1977) hier und da etwas schwächelten oder wie sie sagten experimentierten, mit "Whatever You Want" (1979) zeigten sie allen Kritikern bzw. bewiesen ihren Fans erneut was eine zünftige hardrockende Boogie-Harke war und bis heute geblieben ist. Man fing dann allerdings an sich untereinander nicht mehr ganz so lieb zu haben und schaffte es trotzdem noch aus den Sessions 1980 im irischen Dublin zwei komplette Longplayer ("Just Supposin'" - 1980 & "Never Too Late" - 1981) ans Tageslicht zu hieven. Es gab die fulminante Tour 1981, dann war allerdings Schluss.

Status Quo Gut, so recht wollte man das nicht wahrhaben. Auch nicht als John Coghlan ausstieg. Schließlich war 1982 das Jubiläum zum Zwanzigsten. So stand es jedenfalls auf einem T-Shirt was ich leider mittlerweile zum Putzlappen umfunktioniert habe (es lief völlig ein ...). Und auf dem Cover des Album "1982" konnte man bei genauerem Hinschauen doch auch "1+9+8+2" lesen, das macht nach Adam Riese "20". Und die beiden "X" in dem Dreieck vorne drauf? Ja klar, zwei mal die römische Zehn ergibt summa summarum "XX" was dann wiederum erneut "Zwanzig" ist. Schon komisch das man anno 2005 das Vierzigste zelebriert ... Egal, ich bin ja auch noch immer neunundzwanzig, irgendwo bei 29 "M" oder "N". Anscheinend mogeln nicht nur Frauen gerne beim Alter.

Ich schweife ab, das soll nicht sein. Back to reality ... BACK TO BACK (1983) war nicht ganz so ein heftiger Rohrkrepierer wie "1982", aber wer sich die Live-Videos jener Tage betrachtet, merkt schnell das die Luft ausging. Bassist/Sänger/Songschreiber/Gründungsmitglied Alan Lancaster bekam zunehmend Probleme mit dem Rest der Band (das ist ein Fazit, klar stellt das gerne jeder anders dar) und 1984 war dann erst einmal finito. Alan ging nach Australien, Francis und Rick spielten alte Rockstars und 1986 dann ein Comeback. Zwar sehr schnell eigentlich, aber ohne Alan. Rossi & Parfitt, der alte Kumpel Andy Bown (von den "Hardcore"-Fans nie so ganz akzeptiert) und zwei Aushilfsmusiker (auch wenn das stets anders präsentiert wird).

Status Quo Bis 1991 gab es ein paar akzeptable Songs (Rollin' Home, Red Sky, The Power Of Rock) inmitten einer ziemlich grausigen Pop-Story mit ein wenig Boogie. Dann kam "Rock 'Til You Drop" und die (QUO-)Welt schien wieder in Ordnung. Denkste, ein erneuter Rückfall, Konzerte die das noch gerade übertünchen konnten und ein Cover-Album nach dem anderen. Nix gegen covern, aber wie man so was macht, siehe & höre STYX ("Big Bang Theory") oder GOLDEN EARRING ("Love Sweat"). 1999 ging es mit neuem eigenem Material langsam wieder aufwärts, "Under The Influence" und noch mehr "Heavy Traffic" (2002) konnten überzeugen. Und ab ca. 1996 ging es an der Live-Front bereits wieder tierisch ab. Das neue Album "The Party Ain't Over Yet" bestätigt den Trend und erntet nicht umsonst zumeist gute Kritiken. Nicht jeder Song unbedingt ein Knaller, doch Sound und Spirit der letzten "eigenen" Alben überzeugen.

Mike Rossi Leider lagen zwischen den beiden letzten "selbst geschriebenen" Alben nicht nur drei Jahre sondern auch ein weiteres missratenes Album ("Riffs") mit Fremdkompositionen und ein überflüssiger Sampler ("XS All Areas"). Und leider ist irgendwo in dieser Zeit der Elan der Live-Shows auf der Strecke geblieben. Ab ungefähr Sommer 2003 läßt sich dieser Trend beobachten. Das Programm ändert sich kaum noch, die Band agiert zunehmend lustloser. Wer alle paar Jahre ein Konzert besucht merkt das vielleicht gar nicht, "QUO-Maniacs" sicherlich schon. Die werden zunehmend weniger, aus der Luftgitarren-Armee wird ein klatschendes "Wetten Das"-Publikum. "Quo-o-hoho"-Rufe allein sind nicht das einzige Maß der Begeisterung, der Groove und das Herzblut fehlen. Ging man früher verschwitzt aus einem Konzert der Gruppe ist es heute eher ein gemütliches Hinausschlendern. "Rocker" steht auf Rick Parfitts T-Shirt. Ersetzt das jetzt die fehlende Power? Dabei ist der blonde Rhythmusgitarrist noch der agilste Teil der Band. Rossi wirkt ausgebrannt und lustlos, kaum ein Solo wird mal nicht unterbrochen durch irgendwelche gespielten Kaspereien. Andrew Bown ist ein Begleitmusiker, mehr nicht. Im Studio mag das anders sein, hier kommt nichts mehr herüber. Das lächerliche Drumsolo inmitten Gerundulas reißt keinen vom Hocker. Bassist John "Rhino" Edwards wirkt nach fast zwanzig Jahren in der Band mehr als jemals zuvor wie ein Fremdkörper. Drummer Matthew Letleys Rolle innerhalb der Bühnenshow strahlt auch wenig Glanz aus und erscheint eher blaß.

Status Quo Es wäre schön gewesen, hätte man vielleicht eine Leinwand mit Abbildungen der LP-Cover benutzt oder alte Band-Fotos eingeblendet. Es muß ja nicht gleich so riesig wie im Vorjahr bei RUSH ausfallen, aber zum "Vierzigjährigen"? Es wäre noch schöner gewesen, die Setlist dementsprechend zu gestalten. Nix war's, statt dessen eine Zugabe mit einem zweiten Medley aus What You're Proposing, Little Lady, Red Sky, Dear John und Big Fat Mama. Junior's Wailing auch nur unvollständig hinterher geleiert. Bye Bye Johnny kaum mehr als angespielt, warum nicht das starke Goodbye Baby vom neuen Album? Francis Rossi erzählte neulich in einem Interview, bisher seien "Hello" (1973) und "On The Level" (1975) seine Lieblings-LPs gewesen. Bis "Heavy Traffic" erschien ... und davon spielt man auch gleich drei Songs (All Stand Up, The Oriental, Creepin' Up On You) am Stück. "The Party Ain't Over Yet" hält mit der gleichnamigen Single und dem eher durchschnittlichen Belavista Man her. Unverständlich, hat man doch mit den Rossi-Young Tracks Gotta Get Up And Go und Goodbye Baby oder Nevashooda (Bown/Letley) drei regelrechte Klassiker neu an Bord. Das scheint jedoch die wenigsten zu interessieren. Nicht nur der Umstand, dass die aktuelle Scheibe nach Platz 19 in der zweiten Woche bereits auf die Nummer 57 abgerutscht ist, zeigt das deutlich auf, auch Sprüche im Publikum wie "Ach, die haben ein neues Album? Wusste ich gar nicht ... bedürfen keines weiteren Kommentars. Treue Fans reden nicht so, vielmehr hat sich ein Publikum eingefunden, das zum Großteil auch bei "Wolle Petry" mitklatschen würde.

Status Quo Die Playlist leiere ich jetzt nicht noch einmal herunter. Wer mag, kann die Berichte aus den Vorjahren lesen, viel hat sich wie gesagt nicht getan. STATUS QUO brauchen dringend eine Bühnenpause und sollten ihre Tingelei über die dörflichen Bierfeste sein lassen. Die Rente sollte mittlerweile gesichert sein und wenn sie ihre letzten verbliebenen treuen Fans nicht verlieren wollen, ist ihnen dringend eine völlig überarbeitete Setlist anzuraten. Das Alan Lancaster und John Coghlan noch einmal zurückkehren, bleibt wohl nur ein Wunsch, vielleicht gäbe dieses den Jungs aber noch einmal die alte Power zurück. Dass sie's immer noch können, beweist das ausgezeichnete neue Album. Kollege Jörg war ja zwischendurch im Fotograben und später dahinter, lassen wir ihn auch noch zu Wort kommen...

Jürgen Ruland, 010.10.2005

Status Quo

Ja, was soll ich sagen, Jürgen? Nachdem Du ja schon ausführlich die History und auch die Show besprochen hast, und die Band wie ich in diesem Jahre ihren Vierzigsten feiert. Scheiße war's! Oder Besser: Langweilig.
Francis Rossi ist absolut nicht mehr bei Stimme. Das hat er auch eindeutig einige Tage später bei Stefan Raab bewiesen. Bei Whatever You want lag er so was von falsch, dass es mir die Fußnägel aufgerollt hat. Parfitt übernimmt die meisten Gesangsparts, das allerdings sehr gut, wie ich meine. Ansonsten bei 'nem 40. Geburtstag 3 Songs von der "Heavy Traffic" zu spielen ist einfach nur tödlich. Anstatt der Medleys hätten man da einige alte Songs mal ganz ausspielen können.

Status Quo Zumindest in Essen bestand das Publikum tatsächlich aus gesetzteren Leuten, die warscheinlich noch mal der Jugend aufleben lassen wollten, frei nach dem Motto "Hey die fand ich damals immer gut!" Ich vermisste jedoch die "Quoooohoooo" oder "Nananana" Rufe schmerzlich, die mich 2002 noch begleiteten. Die, die tatsächlich aufkamen waren kläglich. Und vor der Halle ging garnix! Wo waren die Kuttenträger? Ok, in den ersten Reihen waren die Die-Hard Fans und tobten, weiter hinten nickte man eher ein. Die Grugahalle war auch zu zwei dritteln Abgehangen, was für Quo wirklich kein gutes Zeichen ist. In den guten, alten Zeiten haben die den Laden voll gemacht.

Status Quo Wer Quo noch nie gesehen hat sagt: Geile Show, da konstant wie immer. Sind halt Zirkuspferde.

Echte Fans sind enttäuscht nach Hause gegangen, die kennen QUO besser. Beim 50sten sehen wir uns wieder Jungs.

Schade, Schade, Schade, es hätte ein Fest werden können!



Jörg Litges, 10.10.2005

 

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