Steel Panther British Invasion, DC3 Global, 2012 |
Michael Starr | Gesang | |||
Satchel | Gitarre & Gesang | |||
Lexxi Foxx | Bass & Gesang | |||
Stix Zadinia | Schlagzeug | |||
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DVD 1 | ||||
01. Eyes Of A Panther | 08. Asian Hooker | |||
02. Eatin' Ain't Cheatin' | 09. Turn Out The Lights | |||
03. Fat Girl (Thar She Blows) | 10. Girl From Oklahoma | |||
04. Hair Solo | 11. We Want Pussy | |||
05. Party All Day (**** All Night) | 12. Community Property | |||
06. Hell's On Fire | 13. The Shocker | |||
07. Stripper Girl | 14. Death To All But Metal | |||
DVD 2 | ||||
01. Supersonic Sex Machine (Live From Download) | 05. Death To All But Metal (Live From Download) | |||
02. Community Property (Live From Download) | 06. Behind The Scenes | |||
03. Just Like Tiger Woods | 07. Deleted Scenes | |||
04. 17 Girls In A Row | ||||
Für die einen sind sie eine reine Comedy-Truppe, für andere jedoch bringen sie den Spaß-Faktor in den Rock zurück und wieder andere finden sie einfach widerlich. Die Rede ist, na klar, von STEEL PANTHER. Mit nur zwei Alben haben die vier US-Rocker bereits eine beachtliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Das liegt natürlich vor allen Dingen an den textlichen Inhalten, die STEEL PANTHER transportieren: Sex, Sex, Drogen und noch ein wenig Sex. Wer die Band dabei allerdings ernst nimmt, begeht schon den ersten Fehler, denn es handelt sich ganz offensichtlich um Comedy. Die Band nimmt sich ja selber kaum ernst, also sollten es die Kritiker auch nicht tun.
Gegründet wurden STEEL PANTHER im Jahr 2000 als Cover Band unter dem Namen METAL SHOP, den sie schnell gegen METAL SKOOL und wieder später in DANGER KITTY änderten. Mit ihren sehr originalgetreuen Cover-Versionen und ihren regelmäßigen Auftritten in den Clubs der LA-Szene (unter anderem dem Viper Room) hatte die Band schnell eine recht treue Anhängerschaft und erregte auch immer mehr die Aufmerksamkeit prominenter Musiker (Paul Staney, Kip Winger, Vince Neil, Sebastian Bach, George Lynch, Vivian Campbell, Scott Ian etc.), so dass diese bald Schlange standen, um mit der Band die Cover-Versionen spielen zu dürfen. Ab 2007 kamen dann vermehrt eigene Songs hinzu, obwohl ihr Track Death To All But Metal schon aus dem Jahr 2003 stammt. Aber den Durchbruch erreichten sie erst im Jahr 2009 nach ihrer Umbenennung in STEEL PANTHER, dem Debüt-Album “Feel The Steel“ und den Singles Death To All But Metal sowie Community Property. Von Anfang an wurde dabei der infantile, sexistische Humor und ihre Vorliebe für Frauen in möglichst wenig Kleidung zu einem weiteren Markenzeichen der Band.
Selbst, wenn man das voraussetzt, kann man wenig gegen die FSK-Freigabe „ab 16 Jahre“ einwenden. Die britischen Kollegen waren sogar noch unnachsichtiger, dort gibt es die DVD erst ab 18 Jahre aufwärts zu kaufen. Zartbesaitete werden sich trotzdem an dem Inhalt stören. Und das ist insofern auch ok, weil es ja gerade um Provokation geht, darum politisch inkorrekt zu sein und seinen dreckigen Phantasien mal freien Lauf zu lassen. Und das tun STEEL PANTHER gerade live auf eine geradezu schamlos offene Art und Weise.
Das dokumentiert die vorliegende DVD: “British Invasion“ wurde in der Londoner Brixton Academy während der “Balls Out“-Tournee aufgenommen und zeigt die Band so, wie die Fans sie sehen wollen und die Kritiker sie hassen: von ihrer sexistischsten, humorvollsten und unterhaltsamsten Seite. Es tut mir leid: wer zu einer STEEL PANTHER-Show geht, der sollte wissen, was ihn erwartet und das ist keine politisch korrekte Veranstaltung. Da dürfen auch mal Stripperinnen auftreten, Zuschauerinnen ihre Brüste zeigen und ganz sinnfrei aber humorvoll über Sex in jeder erdenklichen Form parliert werden. Und es ist schon erstaunlich, a) wie viele Frauen bei den Auftritten dabei sind und b) wie viele davon es gar nicht erwarten können, ihre Oberweite zu entblößen.
Rein optisch fühlt man sich sofort in die 1980er zurückversetzt, als solche modischen Verirrungen nicht als Persiflage sondern als der letzte Schrei galten. Und als man sich ernsthaft fragen musste, ob das am Bass nun Männlein oder Weiblein war. Diese Frage ist bei Lexxi Foxx durchaus wieder angebracht. Aber auch die drei anderen Musiker bestechen durch modische Geschmacklosigkeiten wie zerrissene Shirts, Eyeliner, toupierte Haare, Spandex-Hosen und Cowboy-Stiefel.
Man sollte aber nicht den Fehler machen und die Band auf Grund ihres Aussehens und Auftretens unterschätzen. Sie spielen auf einem Niveau, das viele der Glam Metal-Bands nie erreicht haben. Die Band spielt ihren Set extrem sauber und routiniert runter. Man merkt insbesondere Michael Starr und Satchel ihre Vergangenheit in der VAN HALEN-Tribut-Band ATOMIC PUNKS an. Sollte also David Lee Roth irgendwann mal wieder aussteigen oder keine Lust mehr haben, können die Van Halens ja mal Starr ausprobieren. Als Bewerbungs-Video ist “British Invasion“ zumindest mal ein Anfang.
Die 92 Minuten aus der Brixton Academy tun das, was sie sollen: sie machen Spaß auf eine ganz und gar nicht jugendfreie Art und Weise. Und mindestens genau so unterhaltsam sind die knapp 27 Minuten, die vom Download-Festival in Donington als Bonus auf der zweiten DVD enthalten sind. Sie zeigen, dass ein STEEL PANTHER-Auftritt auch dann funktioniert, wenn nicht alle Zuschauer wegen der Band anwesend sind. Und welches Standing die Band unter den Musiker-Kollegen genießt, beweist der Umstand, dass Corey Taylor von SLIPKNOT und STONE SOUR für Death To All But Metal auf die Bühne kommt und die Hälfte der Lyrics übernimmt. Getoppt wird es nur noch von dem Umstand, dass Taylor dabei eine MÖTLEY CRÜE-Jacke und Gummi-Stiefel (!!) trägt.
Als weitere Boni gibt es ein halbstündiges “Behind The Scenes“ sowie ein “Deleted Scenes“, für die die Briten wohl den Begriff „hilarious“ (Übersetzung in etwa „übermütig“ bis „saukomisch“) erfunden haben. Hier werden STEEL PANTHER so dermaßen überzeichnet dargestellt, dass es kein Wunder mehr ist, dass ihr Debüt-Album dereinst in der Kategorie “Best Comedy Album“ für den Grammy nominiert wurde. Insofern sollte auch “British Invasion“ sowohl als Comedy aber eben auch als Musik-DVD betrachtet werden, weil die Musiker wie oben bereits erwähnt eben wirklich gut sind bei dem, was sie da machen. Starr singt unglaublich gut und ist ein Entertainer Deluxe, Satchel ist so ein guter Gitarrist, dass er schon für Rob Halford bei FIGHT spielte und das Material von Eddie Van Halen nachspielen konnte. Und auch die Rhythmus-Sektion ist besser als zum Beispiel die von POISON oder WARRANT.
Also auch unter diesem Gesichtspunkt kann man die DVD genießen. Bei aller Kritik (ob man diese nun teilt oder nicht) liefern STEEL PANTHER hier einen Beweis dafür ab, wie unterhaltsam sie auf der Bühne sind. Diese DVD genießt man aber am entspanntesten mit ausgeschaltetem Moral-Areal im Großhirn und lässt einfach mal für knapp drei Stunden das Kleinhirn die Arbeit machen. Und bitte nicht immer alles so bierernst nehmen. Das hier ist Comedy und zwar auf hohem musikalischen und niedrigem moralischen Niveau.