Steve Earle

Jerry Jeff

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 25.05.2022
Jahr: 2022
Stil: Americana, Country, Folk
Spiellänge: 37:11
Produzent: Steve Earle

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Plattenfirma: New West Records

Promotion: Oktober Promotion


Redakteur(e):

Holger Müller


s. weitere Künstler zum Review:

Bob Dylan

Titel
01. Gettin’ By
02. Gypsy Songman
03. Little Bird
04. I Makes Money (Money Don’t Makes Me)
05. Mr. Bojangles
 
06. Hill Country Rain
07. Charlie Dunn
08. My Old Man
09. Wheel
10. Old Road
Musiker Instrument
Steve Earle Vocals, Guitars, Mandolin, Harmonica
Chris Materson Guitars, Mandolin, Vocals
Eleanor Whitmore Fiddle, Mandolin, Vocals
Ricky Ray Jackson Pedal Steel, Dobro, Vocals
Jeff Hill Bass, Cello, Vocals
Brad Pemberton Drums, Percussion, Vocals
Tony Leone Drums, Vocals

Wer in seinem Rock’n-Roll-Leben so viel erlebt hat wie Steve Earle, so oft hingefallen und wieder aufgestanden ist, Ruhm und Grammys ebenso eingesammelt hat wie Gefängnis und Reha-Kliniken, dem fällt es auch nicht schwer, den eigenen Helden Tribut zu zollen. Als junger Troubadour wollte Earle leben wie seine Vorbilder Townes Van Zandt, Guy Clarke oder Jerry Jeff Walker – und folgerichtig hat er, inzwischen selbst auf die 70 zugehend, allen dreien nach deren Tod ein jeweils sehr einfühlsames Tributalbum gewidmet.

Jerry Jeff Walker, der vielen vor allem wegen seiner beiden „Hits“ Mr. Bojangles und Up The Wall Redneck Mother in Erinnerung ist, war Earles erster Lehrmeister – und das im wahrsten Sinn des Wortes. Nicht nur musikalisch, sondern auch mit seinem Lebensstil als Outlaw-Country-Musiker, ständig „on the road“. Eine Zeitlang durfte Earle sein Vorbild durch die Gegend fahren, bevor er dann selbst auf seinen eigenen, rastlosen Karriereweg einbog. Earles Debütalbum „Guitar Town“ hob den folk-basierten Country von Jerry Jeff Walker seinerzeit in den Country-Rock’n-Roll-Himmel – und dann begann die jahrelange Achterbahnfahrt des Texaners, die nun in seinem inzwischen 22. Album eine Art Zwischenstopp macht.

Denn „Jerry Jeff“ ist einerseits zwar „vintage Steve Earle & The Dukes“: die rauhe, manchmal gebrochene Stimme, die kompakte, mit viel Country- und Folkfeeling ausgestattete Band und der bei Steve Earle immer durchscheinende rebellische Unterton – es ist ein weiteres, für ihn ganz typisches Album geworden. Aber es sind natürlich nicht seine Songs, sondern die eines Mannes, der in den Sechzigern noch Folkmusik im Greenwich Village spielte, um dann in den Siebzigern mit Cowboy-Hut durch Texas zu touren und sich dort den Respekt von anderen Branchengrößen wie Waylon Jennings oder Merle Haggard erwarb.

Steve Earle transportiert seine zehn Lieblingssongs von Jerry Jeff Walker nun klangtechnisch ins hier und jetzt, lässt die Seele der Lieder aber unverändert. Die Geschichte von Charlie Dunn etwa klingt raumfüllender und wärmer als im Original, aber es ist immer noch eine Geschichte, die halb erzählt, halb gesungen wird, während die Pedal Steel für das nötige Country-Flair sorgt. Dass Walker seinen Still gerne als „Cowjazz“ bezeichnete, mag man mit einem Schmunzeln quittieren, aber ein Song wie Wheel hat tatsächlich etwas Schräges, als würde ein angetrunkener Trucker ständig haarscharf am Straßenrand entlang schrammen und doch irgendwie den Kurs beibehalten. Rollin on, wheels, rollin on…

Up The Wall fehlt zwar auf diesem Album, vermutlich weil Jerry Jeff Walker es zwar gesungen hat, das Stück aber von Ray Wylie Hubbard geschrieben wurde. Mr. Bojangles dagegen darf natürlich nicht fehlen. Und anders als viele große Sänger von Neil Diamond (mit Bläsergrandezza) über Harry Belafonte (im Calypso-Rhythmus) bis Bob Dylan (mit mächtigem Frauenchor) spielt Earle den Song so, wie er einst geschrieben wurde: als Country-Waltz über einen ewig tanzenden, am Leben vorbeilebenden Reisenden.  Und das Akkordeon und die Fiddle weinen dazu…

Mit „Townes“, „Guy“ und nun „Jerry Jeff“ hat Steve Earle den Reigen der Verbeugungen vor seinen musikalischen Idolen wohl abgeschlossen. Seinem viel zu früh verstorbenen Sohn Justin Townes Earle hat er auch schon ein zu Tränen rührendes Tributalbum gewidmet. Diese Alben seien für ihn auch eine Art Therapie, sagt er. Allerdings würde man sich nun auch wieder über ein echtes neues Album des Texaners freuen; eines, mit dem er die Rock’n-Country-Welt nochmals so richtig aufrüttelt und die Dukes sich den Allerwertesten abspielen. Es muss ja nicht gleich ein neues „Guitar Town“ sein, aber ein „El Corazon, pt.2“, das wäre schon eine feine Sache…   

 

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