Steve Earle

J.T.

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 30.12.2020
Jahr: 2020
Stil: Americana
Spiellänge: 34:49
Produzent: Steve Earle

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Plattenfirma: New West Records

Promotion: Oktober Promotion


Redakteur(e):

Holger Müller


s. weitere Künstler zum Review:

Justin Townes Earle

Titel
01. I Don't Care
02. Ain't Glad I'm Leaving
03. Maria
04. Far Away In Another Town
05. They Killed John Henry
06. Turn Out My Lights
 
07. Lone Pine Hill
08. Champagne Corolla
09. The Saint Of Lost Causes
10. Harlem River Blues
11. Last Words
Musiker Instrument
Steve Earle Vocals, Guitars
Chris Masterson Guitars
Eleanor Whitmore Violin, Vocals
Ricky Ray Jackson Pedal Steel, Dobro
Brad Pemberton Drums, Percussion
Jeff Hill Bass

Wer so oft mit dem eigenen Drogen-Tod flirtet wie Steve Earle, kann kein besonders fürsorglicher Vater sein. Und das behauptet der selbst ernannte „Hardcore Troubadour“ auch gar nicht, wie die schonungslos offene Biografie von Lauren St. John vor einigen Jahren gezeigt hat. Aber dass er seinen Erstgeborenen, dem er den Namen seines Helden Townes Van Zandt mit auf den Weg gab, auf seine Weise innig geliebt hat, daran lässt Steve Earle keinen Zweifel. Geholfen hat es Justin Townes (J.T.) Earle leider nur wenig; schon in seinen Teenagerjahren ahmte er den Vater in all seinem rebellischen, dunklen Wesen nach, inklusive der Drogen. Und die waren es wohl auch, die J.T.‘s Leben im August 2020 ein Ende setzten, obwohl der schlacksige Sänger sich längst einen Namen als einer der besten „contemporary Americana artists“ gemacht hatte.

Für Steve Earle dürfte mit dem Tod von J.T. eine Welt zusammengebrochen sein. Was also bleibt einem gebrochenen Songwriter, als den eigenen Sohn mit einer Zusammenstellung von dessen besten Liedern zu ehren und die Platte schlicht „J.T.“ zu nennen…

Zehn von Justins Songs aus dessen gesamten Schaffen nahmen Earle und seine Dukes in kurzer Zeit auf und die Platte zeigt nicht nur, wie nahe die beiden Earles sich musikalisch immer waren, sondern auch, was für eine grandiose Band die aktuellen Dukes sind. Eigentlich kann man Justin Earles bekanntesten Song Harlem River Blues nicht besser spielen, als es J.T. seinerzeit mit dem noch jungen Jason Isbell als Sidekick tat. Aber Steve Earles raue, tiefe Stimme kontrastiert so herrlich mit Eleanor Whitmores Violine und Ricky Jay Jacksons Slide, dass der Song noch eine ganz neue Dimension bekommt. Und das gilt für das gesamte Album; J.T. lebt natürlich von der speziellen Entstehungsgeschichte, aber mindestens ebenso von dieser „tight“ aufspielenden Band, die keinen Ton zu viel, aber dafür jeden mit präziser Leidenschaft spielt.

Die Platte zeigt aber auch, dass beide Earles abseits der Nashville-Hit-Factory so ziemlich jeden musikalischen Weg beschritten haben, der sich in Amerika Künstlern bietet, die Songs noch mit akustischen Gitarren erschaffen und ihren Bands einen rauen, manchmal derben Klang erlauben. Bluegrass macht den Anfang (I Don’t Care) und wird immer wieder aufgegriffen (They Killed John Henry), aber es geht auch nachdenklich-romantisch (Turn Out My Lights), Underdog-kämpferisch (Lone Pine Hill) oder im klassischen Rock’n-Roll verhaftet (Champagne Corolla). Und es ist kein Wunder, dass Steve Earle sich mit besonderer Verve in Justins traurige Ballade Far Away In Another Town hineinwirft – die Geschichte vom Wegrennen von der Frau und dem einsamen Danach hat der Vater dem Sohn oft genug vorgelebt.

Wer die Familiengeschichte nicht kennt, könnte „J.T.“ ohne weiteres als eines der besten Alben einstufen, die Steve Earle in den Jahren seit seinem Entzug aufgenommen hat – als Lordsiegelbewahrer des echten Americana. Aber dann kommt ja ganz zum Schluss noch Last Words, der einzige neu komponierte Song, mit dem Steve sich von seinem Sohn verabschiedet. Schlicht und ebenso ergreifend singt er da: „I don’t know what I will do until the day I follow you. Through the darkness to the light, cause I loved you for all your life. Last thing I said was I love you, your last words to me were I love you, too…“ und danach kommt nur noch das Ende in Moll.

 

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