Steve Lukather
Transition, Mascot Records, 2013
Steve LukatherGesang & Gitarre
Gastmusiker
CJ VanstonKeyboards (Tracks 1-9) & Gesang (Tracks 1 - 7)
Steve WeingartKeyboards (Tracks 5 & 9)
Eric ValentineSchlagzeug (Tracks 6,7 & 8)
Gregg BissonetteSchlagzeug (Tracks 2 & 5)
Chad SmithSchlagzeug (Track 4)
Tos PanosSchlagzeug (Tracks 1 & 3)
Renee JonesBass (Track 3) & Gesang (Track 8)
Lee SklarBass (Tracks 1 & 2)
Nathan EastBass (Track 8)
John PierceBass (Tracks 4, 6 & 7)
Tal WilkenfieldBass (Track 5)
Phil CollenGesang (Track 1)
Jenny DouglasGesang (Tracks 2 & 7)
Richard PageGesang (Tracks 4 & 6)
Kristina HeleneGesang (Track 4)
Jack RainesGesang (Track 8)
Lenny CastroPercussion (Tracks 2, 3, 6 & 8)
Trevor LukatherGitarre (Track 4)
Produziert von: Steve Lukather & CJ Vanston Länge: 45 Min 52 Sek Medium: CD
01. Judgement Day06. Last Man Standing
02. Creep Motel07. Do I Stand Alone
03. Once Again08. Rest Of The World
04. Right The Wrong09. Smile
05. Transition

Steve Lukather ist einer der weltbesten Gitarristen und seine Soli sowie Rhythmus-Arbeit sind auf so vielen Alben zu hören, dass selbst er wohl kaum mehr sagen kann, für wie viele Künstler er ins Studio gegangen ist (Wikipedia gibt die Zahl der Alben mit über 1500 an). Zum Beispiel ist seine Rhythmus-Gitarre der Motor, der den Michael Jackson-Klassiker Beat It antreibt und erst zu etwas besonderem macht, auch wenn sein Kollege und Kumpel Eddie Van Halen das ebenso berühmte Solo eingespielt hat. Bereits während seiner Zeit bei TOTO (die er nach einer kuren Unterbrechung ja wieder als Live-Band hat aufleben lassen) hat Lukather immer wieder Solo-CDs herausgebracht, auf denen er aber zunächst vor allen Dingen die Ideen verwirklichte, die nicht so richtig zu seiner Hauptband passen wollten. Außerdem nutzte er die Gelegenheit regelmäßig, um mal mit anderen Musikern zusammen zu spielen. Entsprechend unterschiedlich klangen die Werke dann auch – auch untereinander.

In den vergangenen Jahren aber sind die Solo-CDs zu Lukathers Hauptbeschäftigung geworden (neben den zahlreichen Tournee als Solo-Künstler, mit TOTO oder als Sideman versteht sich). Dadurch wurden die Abstände zwischen den Werken kürzer und die musikalische Erscheinungsform einheitlicher. Dabei sind die Alben eine Mischung aus den verschiedenen musikalischen Stilen, die Lukather sowohl bei TOTO als auch bei seinen anderen Projekten und Session-Arbeiten adaptiert hat. Hier gehen Pop-Elemente in Fusion- oder Jazz-Abschnitte über, die dann in bluesigen oder rockigen Parts aufgelöst werden. Lukather-Alben sind definitiv nichts für Menschen mit einer Scheuklappen-Mentalität.

Das gilt im Jahr 2013 auch für das aktuelle Werk “Transition“. Einen allzu großen Umschwungmüssen seine Anhänger dabei nicht befürchten, denn der Mann, den seine Anhänger nur kurz „Luke“ rufen, macht auch hier genau da weiter, wo “All’s Well That Ends Well“ aufgehört hatte. Fusion-Rock mit einer besonderen Betonung der instrumentalen Fähigkeiten der Protagonisten und natürlich insbesondere des Namensgebers. “Transition“ ist über weite Strecken ein Hochgenuss für Musiker. Jeder einzelne Instrumentalist musiziert auf einem exzellenten spielerischen Niveau, so dass es auch beim wiederholten Hören der CD immer wieder spielerische Feinheiten zu entdecken gibt. Die Kompositionen sind nahezu allesamt bis in die letzte Kleinigkeit und Nuance perfekt ausgearbeitet und durchdacht.

Dafür hat sich Lukather denn auch entsprechendes Personal ins Studio eingeladen. Neben seinem langjährigen Songwriting- und Produktions-Partner CJ Vanston geben sich hier Steve Weingart (Keyboards), die Bassisen Lee Sklar und Nathan East sowie die Groove-Machinen Chad Smith (RED HOT CHILI PEPPERS, CHICKENFOOT), Gregg Bissonette (unter anderem David Lee Roth-Band) Eric Valentine (aus Lukathers Live-Band) und Percussionist Lenny Castro ein Stelldichein. Und aus der Abteilung musikalische Nachwuchsförderung ist wieder einmal Lukathers Sohn Trevor mit dabei, der sich selbst zu einem hervorragenden Gitarristen entwickelt hat.

Dabei kann mich aber nicht jede Komposition überzeugen. So ist eine Ballade wie Once Again trotz kleinerer netter Spielereien geradezu trivial geblieben und weiß nicht wirklich zu berühren. Zudem klingt alles an diesem Stück wie bei sich selbst abgekupfert. Das hatte Lukather in der Vergangenheit schon weitaus besser hinbekommen. Bei Rest Of The World wird nie so ganz klar, wo denn die Reise hingehen soll. Die Gitarre sagt Blues, das Arrangement spricht eher für Pop. Dadurch erscheint das Stück aber etwas zu soft um zu packen und innerlich zu zerrissen. Zum Abschluss bietet Lukather, wie schon auf "Candyman" eine Art Tribut. Ging es beim Song For Jeff noch um den Abschied von TOTO-Drummer Jeff Porcaro, so widmet Luke hier das knapp zweieinhalbminütige Charlie Chaplin-Stück Smile seiner verstorbenen Mutter, die ihm immer wieder gesagt hat, er solle "auch mal was Schönes spielen". Das Lied wirkt im Gesamtkontext des Albums aber wie ein unnötiges Anhängsel. Ich bin mir sicher, dass es bei Konzerten als kleiner ruhiger Moment besser aufgehoben gewesen wäre und dann mit einer entsprechenden Erklärung auch für die richtigen Reaktionen gesorgt hätte. Auf einem Album, das sich Fans ja auch noch in zehn, zwanzig oder mehr Jahren anhören wollen, passt es einfach vom Gefühl nicht her. Da hätten sich die Lukather-Fans sicher eher über die eine oder andere Live-Version eines älteren Songs als Bonus-Track gefreut.

So weit zur Kritik: Im Gegenzug können mich die restlichen sechs Kompositionen überzeugen, auch wenn sie stilistisch schon deutliche Parallelen zu den Stücken der letzten beiden Alben “Ever Changing Times“ und “All’s Well That Ends Well“ aufweisen. Trotzdem haben diese neuen Stücke doch immer etwas Besonderes zu bieten, meist im Gitarren-Bereich, wo Lukather wieder seine beeindruckenden Fähigkeiten zu demonstrieren weiß. Zumal er sicherlich zu den wenigen Gitarristen gehört, die man nicht nur an ihrem Sound, sondern auch an ihrer Stilistik einwandfrei identifizieren kann. Und diese individuelle Klasse ist es auch, die der Luke-Fan hören will, dabei sind die Songs eben die Vehikel für interessante Licks wie bei Right The Wrong oder Soli (eigentlich jeder der Songs), aber eben auch für eingängige Refrains. Darauf muss man gefasst sein, wenn man eine Lukather-CD einlegt.

Das Gute an Lukather-Produktionen ist neben den überwiegend exzellenten Songs und der technischen Spielereien und Fähigkeiten der Umstand, dass er sich keinen Restriktionen unterwirft. Da darf der Opener Judgement Day schon einmal nahezu zwei Minute langsam dahinmäandern, bevor er Fahrt aufnimmt. Da kann der Titeltrack schon mal ruhig nur mit ein paar Text-Fragmenten auskommen. Hier ist erlaubt, was dem Meister selbst gefällt. Wer würde schon versuchen, jemandem in die Produktion reinzureden, der bereits 35 Jahre Erfahrung im Musik-Business auf dem Buckel und fünf Grammys gewonnen hat? Eben, niemand. Und das ist auch gut so. Denn so klingt “Transition“ wieder wie eines dieser Alben aus den 1980er Jahren, als noch viel Zeit und Mühe in den Sound investiert wurde. Ein akustischer Ohrenschmaus.

Steve Lukather macht auch auf “Transition“ das, was er am besten kann: er kreiert Songs, die neben seinen Fähigkeiten als Solist auch interessante und spannende Melodien, Rhythmen und Atmosphären transportieren. Dabei lässt er sich wie immer nicht limitieren außer durch seinen eigenen Geschmack. Das mag für den einen Hörer nicht eingängig genug sein und andere mögen es selbstverliebt nennen, aber es wird auch diejenigen geben, die es genau so und nicht anders hören wollen – und für die ist diese Scheibe ein weiterer Hochgenuss. Auch wenn mir die vergangenen Scheiben besser gefallen haben und bisher keine seiner Solo-CDs mehr an die überragende Klasse von "Candyman" herangereicht hat.

Marc Langels, 14.01.2013

Steve Lukather ist ja im Prinzip über jeden Zweifel erhaben. Ein technisch brillanter Musiker und Komponist. Dass ist auch auf "Transition" nicht anders. Lukather präsentiert darauf ein illustres Potpourri routinierter, bis in kleinste Details gefeilter Songs. Nicht ein Tune der Notation bleibt dem Zufall überlassen. Jede dieser Nummern hat ihre eigene Dynamik und Dramatik, aber nur wenig davon erscheint neu. Den meisten Songs von "Transition" ist man zumindest ansatzweise schon einmal begegnet, manche zeigen gar offen (aber unbekümmert) teils längeren Bartwuchs. Über die Gitarrensoli eines Steve Lukather zu philosophieren ist müßig, zumal er sie unter's Volk streut, wie Salz auf die Brezn. Jeder Song wird von kraftvoll-zupackenden, filigran-schwebenden, selten einmal ausufernden, technisch perfekten Soli von hohem Niveau beflügelt. Die Hooklines sind durchaus einvernehmend - manchmal vielleicht nicht ganz so eingängig wie bei TOTO. Doch auch hier zeigt sich die Hand des Meisters, denn er weiß hintenherum überaus effektiv Emotionen zu schaffen.
Aber: Diese Musik kann (zumindest) mich nicht wirklich berühren!
Mir fehlt einfach der Dreck der Straße, die Magie einsamer Kreuzwege und verschacherter Seelen, die Poesie eines Sonnenuntergangs über den trägen Fluten des Mississippi (oder zumindest LA Rivers), dass traurige Klagelied endloser Cotton Fields oder die Ehrfurcht vor dem grandiosem Schauspiel eines unverschleierten Blicks auf die Milchstraße.

Zusammenfassend soll dieses kleine Review gewiss kein Verriss sein. Dafür steht das Können eines Steve Lukather dann doch ein Treppchen über. Er mag vielleicht nicht jedermanns Geschmack treffen, aber objektiv betrachtet ist und bleibt er ein hochbegabter Künstler. Einer, der von klein auf nichts entbehren musste, aber mit Talent und Fleiß zu einem weltweit gefragten, be- und geachteten Musiker aufstieg. Einer, dem es erspart blieb den Dreck der Straße zu fressen. Leider!

Christian "Grisu" Gerecht, 14.01.2013

Bei aller zur Schau getragenen Euphorie klingt Lukes neue Platte nicht unbedingt fröhlich oder gut gelaunt, sondern vermittelt durch seine Mid-Tempo und Balladen dominierte Rhythmik eine Gefühlswelt die von tiefer Nachdenklichkeit, aber auch offener Ehrlichkeit geprägt ist. Lukes Stirnrunzeln offenbart sich in autobiografisch gefärbten Texten, die abermals die Schicksalsschläge des letzten Albums "All's Well That Ends Well" streifen, wo der kalifornische Saitenmagier seine Scheidung und den Tod seiner Mutter aufarbeitete und resultiert in satten Moll-Akkorden und für Lukes Verhältnisse recht sperrigen Kompositionen, die sich trotzig gegen eine 'Liebe auf den ersten Blick' stemmen.

Gleich im Opener Judgement Day zeigt Steve, dass die Zeit der plakativen Hooklines, die Phase der straighten Rock-Knaller ad acta liegt und einem komplexen Gespinst aus Fusion-Rock, Prog-Rock und Pop-Elementen den Vorzug gibt, der aber spätestens beim dritten oder vierten Hördurchgang um so nachhaltiger berührt. Dieser Trend setzt sich fort bis sich Luke in Songs wie Last Man Standing und Do I Stand Alone doch noch seiner poppig gesäumten TOTO-Vergangenheit erinnert und zwei nette Leichtgewichte präsentiert.

Erstaunlicherweise hält sich unser bewunderter Könner, bis auf Ausnahmen, die dann aber umso prickelnder wirken, mit seinen Gitarrensoli ein wenig zurück und legt den Fokus auf seinen hörbar verbesserten Gesang (er leistete sich einen Vocal-Coach) und ausgeklügelte Kompositionen, die einen außergewöhnlichen Spannungsbogen kreieren der Lukes Status des Übergangs deutlich widerspiegelt.
"Transition" macht es dem Hörer nicht ganz so leicht wie der umjubelte Vorgänger, wird aber in der Rückschau das Niveau des 2008er "Ever Changing Times" Albums übertrumpfen und eine hohe und wichtige Position in Lukathers Vita einnehmen.

Frank Ipach, 16.01.2013

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich weder was von TOTO noch Steve Lukather im Schrank stehen habe, was nicht ausschließt, dass auf irgendwelchen Samplern der ein oder andere Hit zu finden ist, bzw. Lukather im Hintergrund die Strippen zieht.
TOTO war mir einfach immer zu poppig und Lukather Solo oder im Verbund mit anderen Virtuosen zu jazzig im Sinne von Fusion, wobei ich mit meiner Meinung natürlich total falsch liegen kann, ich habe mich mit der Materie einfach zu wenig beschäftigt.
"Lukes" technischen Fähigkeiten sind dabei natürlich unbestritten, aber wenn mir nach Gitarrenhexern der Sinn steht, greife ich lieber zu G3 & Co.

In diesem Sinne bin ich von "Transition" durchaus angenehm überrascht worden. Lukather wildert hier überaus sympathisch in Revieren von z. B. Eric Johnson, MAX WEBSTER oder Hughes & Thrall, wobei er gesangstechnisch auch gelegentlich an den ehemaligen PURPLE Bassisten erinnert.
Die einzelnen Songs grooven teilweise satt im Mid-Tempo Bereich, warten hier und da allerdings auch mit stark poplastigen Überraschungen auf, die auch einem Todd Rundgren Album gut zu Gesicht stünden.
Ein paar Fusion und Prog Elemente erweitern erwartungsgemäß das Spektrum, aber insgesamt fließt das Album sehr angenehm eingängig und melodisch dahin, selbstverständlich gespickt mit herrlichen Soli, die sich allerdings sehr zurückgenommen in die Songs einfügen.

Fazit: Von den, für meinen Geschmack, fehlenden kernigen Riffs mal abgesehen, ein schönes "feel good" Album.

Ralf Frank, 17.01.2013

 

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