Ambling Toward The Unknown, Eigenproduktion, 2007 | ||||
Steve Mednick | Vocals, Guitars, Keyboards, Harmonica | |||
Eddie Seville | Drums, Percussion, Bass, Guitars, Lap Steel, Piano, Vocals | |||
Gäste: | ||||
Billy Kotsaftis | Lead Guitars | |||
George Meyers, Karl Allweier, Andre Roman | Bass | |||
Bob Loveday | Violine | |||
Chris DeFrancesco | Saxophon | |||
Tony Casagrande | Accordion | |||
Sallylu Siami | Vocals | |||
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1. Wherever Paths Lead | 8. To A Distant World | |||
2. St. Lucia Morning | 9. Grave Rolling | |||
3. Howard's Run | 10. Prelude To The Fall/Jacksonville | |||
4. Words | 11. Devil In The Woods | |||
5. State Road 55 | 12. Time For A Change | |||
6. Rules Of Order | 13. A Silent Surge | |||
7. A Lost Child | ||||
Es gibt Scheiben, die in die Kategorie "einfach nur schön" fallen. Das sind keine musikalischen Genüsse für Gourmets, keine abgehobenen Ausflüge in weitgehend Unbekanntes, sondern bodenständig, handgemacht und ur-amerikanisch: genau das ist Steve Mednicks "Ambling Toward The Unknown".
Im zarten Alter von 50 Jahren gründete der Rechtsanwalt und Menschenrechtler aus Connecticut seine erste Band und nun, mit 55, hat er sein drittes Album vorgelegt. Einer von Mednicks Gründen, überhaupt mit der Musik zu beginnen, ist Mr. Bob Dylan. Wie er selber zugibt, hat ihn kein anderer Musiker stärker geprägt - musikalisch und textlich. Auch den frühen Bruce Springsteen hört man an der einen oder anderen Stelle von "Ambling Toward The Unknown" heraus. Gelegentlich knödelt er wie der große, alte Geschichtenerzähler Leonard Cohen, um im nächsten Song fröhlich loszurocken wie ein Tom Petty. Wirklich ein breites Spektrum, das Steve Mednick seinen Hörern anbietet. Nur mit seiner Klassifizierung in den 'Americana' kann ich mich nicht so recht anfreunden - für mich ist es lupenreiner Roots- und Folk-Rock.
Es gibt es, das "andere" Amerika - immer deutlicher und lauter werden die Töne auch aus Musikerkreisen, dass man ein Ende der dunklen Bush-Ära herbeisehnt und die nächsten Wahlen kaum abwarten kann. Auch Steve Mednick gibt mit seinem Time For A Change und Rules Of Order ein deutliches Statement ab. Fast bedauere ich es ja, dass sich "Dabbeljuh" nicht mehr zur Wahl stellen kann. Diese schallende Ohrfeige hätte sich dieser ...... [nein, ich beherrsche mich jetzt] persönlich abholen sollen.
Der Opener Wherever Paths Lead erinnert an ein weiteres großes Vorbild Mednicks, so hat Jackson Browne in den 80ern geklungen. Auf Howard's Run wird fröhlich nach vorne gerockt, ein sogenannter 'Highway-Song'. Das 6-minütige State Road 55 ist klassischer Folk-Rock, mit einer depressiven Fiddle traurig schön untermalt.
A Lost Child ist, da sind sich Kritikerkollegen wie ich lesen konnte einig, einer der größten Songs, die Mednick bislang abgeliefert hat - eine traurige Ballade und wie das ebenso großartige A Silent Surge im Cohen-Stil gehalten. Mein persönlicher Lieblingssong ist allerdings Grave Rolling, der am kompromisslosesten nach vorne losrockende Song auf "Ambling Toward The Unknown" - stark! Gleich danach, für mich auch qualitativ, das mit klassischen Komponenten gespickte Prelude To The Fall/Jacksonville - ein Long-Track, der sich ganz tief unter die Haut wühlt und gleichzeitig die Abgründe der amerikanischen Gesellschaft schonungslos offenlegt.
Nun sind leider auch zwei Songs [St. Lucia Morning und Devil In The Woods] zu beklagen, die gegenüber dem anderen Material abfallen und etwas belanglos, nichtssagend sind. Aber das ist natürlich wie immer Geschmackssache und mein Urteil ist bekanntlich auch nicht das Maß aller Dinge. Vielleicht gefallen Euch ja gerade diese Songs besonders.
Und so schließt sich der Kreis zum Anfang dieser Rezension: Ein wunderschönes Album ist "Ambling Toward The Unknown" geworden. Kein Fastfood -Gott bewahre- sondern Vollwertkost für Herz und Hirn. Das Gesamtbild wird durch ein schön aufgemachtes 6-Panel-Digipack abgerundet. Ein echter Geheimtipp!!