Titel |
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01. Teeth Of The Hydra |
02. Zeus In Chains |
03. Little Pretty |
04. Candlepower |
05. Apollo In Color |
06. Avalancha |
07. Greenish Blues |
08. Knappsack |
09. Sandman Cloud Mist |
Musiker | Instrument |
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Steve Vai | Gitarre, Bass, Keyboards & Programming |
Gastmusiker: | |
Jeremy Colson | Schlagzeug |
Bryan Beller | Bass |
Terry Bozzio | Schlagzeug |
Vinnie Colaiuta | Schlagzeug |
Henrik Lindner | Bass |
David Rosenthal | Keyboards |
Billy Sheehan | Bass |
Philip Bynoe | Bass |
Bob Carpenter | Orgel |
Dave Weiner | Gitarre |
Es ist wohl kaum übertrieben, ihn als einen der wahren Gitarren-Götter zu bezeichnen: Steve Vai, einst der Protegé von Frank Zappa, dann zusammen mit Graham Bonnet in ALCATRAZZ, ehe er die ersten beiden Alben von EX-VAN HALEN-Frontmann David Lee Roth mit seinem Spiel veredelte, spielte des Teufels Gitarrist in dem Film “Crossroads“ und schließlich mit WHITESNAKE nicht nur ihren Millionen-Seller “Slip Of The Tongue“ ein, sondern auch in den größten Stadien sowie Festivals weltweit. Parallel zu letzteren startete er mit seinem zweiten Solo-Album “Passion And Warfare“ auch erstmals im Alleingang richtig durch. Das ist jetzt 32 Jahre und zahlreiche weitere Alben her, vereinzelt mit, aber zumeist ohne, Gesang.
So ist es auch beim neuen Werk, “Invioate“. Neun Songs, die verdeutlichen, dass es eben nicht immer des Gesangs bedarf um packende Rock-Kompositionen zu präsentieren. Dabei hat sich der Gitarren-Gott zumindest von den Titeln her, dieses Mal von der griechischen Mythologie inspirieren lassen: Teeth Of The Hydra, Zeus In Chains und Apollo In Colour tragen zumindest mal altertümliche, mythische Figuren in den Titeln. Und mit den ersten beiden Songs geht es dann auch los. Aber nicht, wie man vielleicht vermuten würde, mit wilden Abfahrten ab der ersten Sekunde. Der Opener Teeth Of The Hydra präsentiert sich vielmehr unvermutet sanft und gefühlvoll. Und schon die ersten Töne machen dem Kenner klar, dass hier niemand anders als Vai seine Gitarre zum „singen“ bringt.
Aber insgesamt – so viel sei schon vorab verraten – hält sich der Amerikaner hier auffällig zurück mit verrückten Sounds, Klang-Spielereien oder Sound-Experimenten. Vielmehr zeigt Vai, was für ein geschmackvoller Gitarrist er ist und sein feines Gespür für tolle Melodien, die etwa das folgende Zeus In Chains zieren. Da wird nachdrücklich noch mal klar, warum ihn Zappa schon als Teenager in seine Band „lockte“, ihn Bonnet als Nachfolger von Yngwie Malmsteen für ALCATRAZZ auswählte und auch David Lee Roth sowie David Coverdale den Mann führ ihre Band verpflichteten. Dieses Lied hätte man sich wirklich auch sehr gut mit Gesang vorstellen können, aber es braucht den eben nicht, weil Vai mit seinen Solo-Melodien so zu faszinieren weiß.
Für Little Pretty hat sich Vai erstmals eine halb akustische Gitarre geschnappt, die dem Song auch einen wärmeren und offeneren Sound verleiht als seine sonst so geliebten Ibanez-Superstrats. Eine neue Sound-Facette, die er in Zukunft gerne häufiger aufgreifen darf, denn das Stück ist eines der Highlights des Albums und war deshalb wohl auch das erste Video. Bei Candlepower, für das Vai seinen früheren Drummer Terry Bozzio (spielte das “Sex & Religion“-Werk mit ein) einlud, kommen dann ein erstes Mal die eher abgefahrenen, experimentellen Sounds zum Vortrag, für die Vai auf seinen bisherigen Solo-Alben immer schon bekannt war.
Avalancha sieht ebenfalls wieder eine spektakuläre Reunion, denn hier hört man Vai wieder zusammen mit seinem ehemaligen Kollegen in der David Lee Roth-Band, dem legendären Bass-Monster Billy Sheehan, musizieren. Aus Fan-Sicht ist es da fast schon etwas schade, dass hier dann nicht wenigstens auch noch der damalige Schlagzeuger Gregg Bissonette zu hören ist. Aber Jeremy Colson erfüllt diesen Job ebenfalls ausgezeichnet – wie auch auf den meisten anderen Songs des Albums.
Beim Greenish Blues fahren die Musiker das Tempo deutlich zurück und lassen dem Hörer etwas Zeit zum durchschnaufen. Aber das bedeutet beileibe nicht, dass das Stück einfach am Hörer vorbei läuft, dafür ist das Gebotene – insbesondere im Solo – einfach viel zu spektakulär. Und mit dieser Nummer hätte er das “Crossroads“-Duell damals sicherlich locker gewonnen. Der Knappsack ist im Alt-Deutschen eine Tasche für Proviant, aber hier ist es eine faszinierende Vorführung dessen, was Steve Vai in der Lage ist alleine mit seiner linken Hand an Tönen aus seiner Gitarre zu holen. Zum Abschluss gibt es mit Sandman Cloud Mist wieder eine etwas ruhigere Nummer, bei der Vai seine Gitarren in höchsten Regionen jubilieren lässt und das Album zu einem relaxten Ende bringt.
Steve Vai hat auf “Inviolate“ ein sehr abwechslungsreiches aber doch überwiegend etwas ruhigeres Album vorgelegt, das von den Melodien wohl zu den bisher stärksten des 61-Jährigen gehören dürfte. Sehr stilsicher und geschmackvoll musiziert er sich hier zusammen mit seinen illustren Gästen durch neun Songs und 51 Minuten exzellenten Instrumental-Rock, der stellenweise etwas in den Grenzbereich zum Fusion kommt. Die Gitarren-Parts sind einmal mehr zum mit-der-Zunge-schnalzen untermauern den Ruf des Gitarren-Gottes einmal mehr.