Stevie Zee

Wail & Caballero

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 16.07.2006
Jahr: 2004

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Stevie Zee Homepage



Redakteur(e):

Jürgen Ruland


Stevie Zee
Wail & Caballero, Blue Zee Music, 1995 & 2004
Stevie Zee Guitars, Vocals
"Wail":
Jay Drongé Bass, Vocals
Don Shultz Drums
Bill Barnett Piano (Hi-Tail Woman)
"Caballero":
Luca Frasca Hammond Organ, Piano (Highway 61)
Moisés Sanchez Piano
Naco Goni Harmonica
Phil Grijuela Backing Vocals
Paco Benitez Bass
Antonio Jurado Drums, Percussions
Produziert von: Stevie Zee & Bill Barnett ("Wail"); Stevie Zee ("Caballero") Länge: 65 Min 45 Sek ("Wail") & 54 Min 28 Sek ("Caballero") Medium: CD
"Wail":
1. The Light8. Hi-Tail Woman
2. Guitar Man9. Hard
3. Burned10. Roller Coaster
4. Wail11. Cold Turkey
5. Mesmerise12. Body Count
6. My Little Girl13. Crazy Train
7. Dark Eyesall songs written by Stevie Zee
"Caballero":
1. The Sky Is Crying (Elmore James/James Robinson)6. T-Bone Shuffle (Aaron "T-Bone" Walker)
2. Highway 61 (Sunnyland Slim)7. Can You See The Light (Jeff Healy)
3. Bright Lights Big City (Jimmy Reed)8. If You Love Me (Little Johnny Taylor)
4. Painted Angel (Stevie Zee)9. Stone Cold Valentine (Stevie Zee)
5. Red House (Jimi Hendrix)10. Sorry Some Day (Stevie Zee)

Nachdem Just For Kicks Music der Redaktion während der letzten Monate gute bis hervorragende Alben diverser Genres (Prog Rock - THRESHOLD, Nu Metal/Grunge - MOJO FILTER, Blues Rock - KAMCHATKA, Americana/Rock & Roll - SMOKEWAGON) zur Besprechung überließ, traf vor einigen Wochen ein weiteres Päckchen mit zwei CDs von Stevie Zee zwecks Rezension ein. Dieses Mal soll der Blues zu seinem Recht kommen. Davon ausgehend, dass der Mann außer bei Szene-Insidern nicht unbedingt über den höchsten Bekanntheitsgrad verfügt, vorab einige einleitende Infos.

Bei Stevie Zee handelt es sich um einen englischen Gitarristen/Sänger, welcher die erste Hälfte der Neunziger überwiegend nahe Portland, Oregon (USA) verbrachte. Aus dieser Phase stammt der Longplayer "Wail", der 1995 unter dem Banner THE STEVIE ZEE BAND eingespielt wurde.
Im Jahre 1996 kehrte er auf die britische Insel, mit neuem Wohnsitz London zurück. Während der folgenden Jahre sah man ihn auf Tourneen durch England, Irland, Frankreich und Italien, u.a. als Special Guest im Vorprogramm von Johnny Winter und John Mayall bei deren Konzertreisen durch Europa.
Anno 2001, nach mehr als vier Jahren voll des Tourens, stand ein weiterer Umzug ins Haus. Zee zog ins sonnige Spanien, in die Hauptstadt Madrid um. Der Wunsch, eine neue Sprache zu lernen, die ewige Vorstellung von einem zumeist sonnigen Land im Vergleich zum regnerischen England und das Verlangen nach einem Szenewechsel ließen ihn auf der iberischen Halbinsel heimisch werden.
Dort entstand auch relativ schnell das zweite der vorliegenden Alben, "Caballero", eingespielt mit Hilfe von namhaften spanischen Rhythm & Blues Musikern. Hierbei ist allerdings von einer Band keine Rede mehr, Stevie Zee fungiert nun als Solist.
Ein Blick auf die Cover der beiden Scheiben zeigt einen Musiker, der einem gewissen Stevie Ray Vaughan zum Verwechseln ähnlich wirkt. Dass Mr. Zee nie so richtig erkennbar ist, verstärkt den Eindruck, man habe nicht ganz zufällig mit dem Andenken an den amerikanischen Ausnahmemusiker kokettiert. Der gleiche Hut, die gleiche Frisur, wie Vaughan die Stratocaster in der Hand, wer glaubt da noch an Zufall? Dann, bitte schön, setzt man sich allerdings auch der Gefahr aus, an einer solchen Größe gemessen zu werden.

In meinem Heim gibt es zuweilen zwei Kritiker. Außer mir lobt bzw. nörgelt die Ehefrau Bea mit herum. Selber stark dem Boogie und Rock'n'Roll zugetan, liebt die Bea mehr den Blues. Ein gemeinsamer Nenner ist da ein Musiker wie Stevie Ray Vaughan, dessen Alben immer wieder durch die Boxen der heimischen Anlage gejagt werden.
"Wail" und "Caballero" haben in der Zwischenzeit ebenfalls einige Durchläufe hinter sich. So viele mehr werden es allerdings nicht werden, von einzelnen Tracks vielleicht abgesehen. Warum das?

Wie der große Amerikaner, so spielt der Engländer sowohl eigenes Material als auch Fremdkompositionen. Doch wo die Handschrift von Vaughan unverkennbar ist, scheint Zee nicht so recht zu wissen, was er eigentlich will. Dabei ist Stevie Zee kein Schlechter. Gitarre spielen kann er. Gut, seine Stimme ist nicht die für diese Musik geeignetste. Das wäre halb so schlimm, doch wer singt, als lese er vom Textblatt ab, den kann man kaum mit dem Attribut "gefühlvoll" in Verbindung bringen.
Als Beispiel soll der Song The Sky Is Crying herangezogen werden. Der Track diente zugleich als Titel der vaughanschen "Resteverwertung" von 1991, auf welcher zehn superbe Songs vertreten waren, welche es aus irgendwelchen Gründen nicht auf seine wenigen regulären Alben geschafft hatten. Stevie Ray Vaughan verleiht besagtem Lied durch emotional tiefgründigen Gesang und einer gefühlvollen Gitarre die nötige Stimmung. Die Frau oder Freundin ist fort, und seine maßlose Traurigkeit ist zu jeder Sekunde des Titels spürbar. Bei Stevie Zee klingt das funkig, jazzig, oberflächlich und wir hatten beide den Eindruck, dass der Kerl froh ist, die Alte los zu sein. Ob es an der mediterranen Sonne lag? Bea rollten bei diesem Song die Tränen übers Gesicht. Nicht vor Rührung, sondern um den tief empfundenen Verlust der echten Seele in der Version Vaughans.
Stevie Zee packt so viele Noten in die einzelnen Songs, dagegen wirkt Mr. Vaughan regelrecht spartanisch. Doch ein Weniger ist eben oft ein Mehr. Der leider viel zu früh tragisch verstorbene Stevie Ray Vaughan war ein Garant für Gänsehautfeeling, Mr. Zee dudelt nahezu jeden Song in die Belanglosigkeit. Zuweilen ansprechenden Passagen folgen Fragmente, bei denen man sich fragt, was der Mann damit bewirken will. Zeigen was er kann? Von Wurzeln keine Spur. Während Vaughans Helden u.a. Albert King, Muddy Waters oder Jimi Hendrix hießen, bezieht Zee seine Einflüsse wohl auch aus dem Funk und Jazz. Dagegen ist nichts einzuwenden, doch das Ganze zu einem Song mit bleibender Wirkung zu verschmelzen, ist eine Kunst welche hier nicht hörbar wird.
Der Mix beider Alben fällt zudem unglücklich aus. Während man bei SVR stets den Eindruck hat, es mit einer richtigen livehaftigen Band zu tun zu haben und einen vollen Sound präsentiert bekommt, wirken sowohl "Wail" als auch "Caballero" merkwürdig steril. Bei dem Amerikaner entsteht der Eindruck, die Musiker hätten sich alle in der Nähe des Drummers aufgehalten und losgelegt, während der Wahl-Spanier seine Mit-Musiker in die Ecken des Aufnahmeraumes verbannt zu haben schien. Der vielzitierte Funke will so einfach nicht überspringen.

"Wail" enthält ausschließlich Eigenkompositionen, "Caballero" sieben Tracks aus dem großen Fundus mehr oder weniger bekannter Blues-Veteranen plus dreien aus der eigenen Feder.
Zee mag live in kleinen Kneipen überzeugen können, auf den beiden Alben können mich eigentlich nur zwei Songs zu einer höheren Benotung bewegen. Der im beiliegenden Infoblatt der Plattenfirma als Blues-Klassiker gepriesene Titel Highway 61 kommt mit seinem vergleichsweise erdigem Sound, dem treibendem Rhythmus, überraschend rauem Gesang und einer ansprechenden Slide-Gitarre angenehm herüber. Body Count von Album "Wail" dürfte etwas für alle FOGHAT-Fans sein. Fast ans Ende der Scheibe gepackt, überrascht der Song, ein wenig an den Klassiker Slow Ride erinnernd, mit einem tollen Groove und einer fetten Slide-Klampfe, welche die fehlende Rhythmusgitarre beinahe vergessen lässt. Dieser Track mit "Lonesome" Dave Peverett an den Vocals - und die Zeiten von "Fool For The City" (1975) oder "Night Shift" (1976) wären wieder lebendig.

Stevie Zee überzeugt zu keiner Phase durch Eigenständigkeit. Dadurch, dass er zumindest optisch "einen auf Stevie Ray Vaughan macht", tritt dieses Manko noch deutlicher hervor. Es fehlt an allen Ecken und Enden an Authentizität.
Wie sagt meine Bealito als abschließendes Fazit: "Ein ei-ei-ei-ei-ei macht noch längst keinen Flamenco!"

Jürgilito Rulandez, 16.07.2006

 

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