Aynsley Lister

Stuttgart, Laboratorium, 06.02.2011

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 10.02.2011
Stil: Blues Rock

Links:

Aynsley Lister Homepage

Aynsley Lister @ facebook



Redakteur(e):

Ralf Stierlen


Aynsley Lister,
Stuttgart, Laboratorium, 06.02.2011

Fast könnte man ihn ja schon als ewiges Talent oder immerwährenden Geheimtipp bezeichnen, diesen AYNSLEY LISTER. Aber bei Blues-Gitarristen ist es ja wie bei Dressurreitern oder Golfspielern: Mit 34 Jahren ist man da noch quasi ein Jungspund. Und das mit dem “Geheimtipp“ stimmt – zumindest für die Blues-Rock-Szene ja auch nur, wenn man große Konzertsäle als Maßstab nimmt. In dem ureigenen Revier der Bluesmusiker, nämlich in kleinen, gemütlichen, eher schon etwas betagteren Locations füllt LISTER mittlerweile natürlich locker in jeder Stadt die Räume. So heißt es auch im Stuttgarter Laboratorium am für die schwäbische Seele für einen Konzertbesuch eher unüblichen Sonntagabend: “Ausverkauft!“ Tatsächlich passt da nicht mehr viel Luft, Raum oder gar Mensch in den zugepackten Saal und die weiblichen Kräfte im Service müssen sich Schlangenmenschen gleich verrenken, um die Getränke an die Frau oder den Mann zu bringen. Der Beginn verzögert sich zunächst ein Weilchen, da die Band noch Probleme mit dem fahrbaren Untersatz hatte und sogar der ADAC anrücken muss, um den Kleinlaster wieder flott zu bekommen. Aber schließlich ist es doch soweit und der immer noch jungenhaft aussehende Gitarrist aus Leicester betritt mit seiner (wieder einmal) runderneuerten band die Bühne.


Mittlerweile ist die portugiesische Bassistin Midus seit mehr als zwei Jahren dabei und damit die dienstälteste Mitstreiterin in LISTERs Band, Keyboarder Dan Healey ist erst seit Mai 2009, seit der Support-Tour für LYNYRD SKYNYRD mit an Bord und Drummer Tim Brown ist noch nicht einmal auf der aktuellen Scheibe "Tower Sessions" mit von der Partie, die ja auf dieser Tour vorgestellt und promotet werden soll. Entsprechend gibt es an diesem Abend auch zahlreiche Stücke von diesem Album, das ja (wie bei einem Livealbum üblich) seinerseits auf älteres Material zurückgreift. So gibt es Early Morning oder Soundman, aber auch das formidable NINA SIMONE-Cover Feeling Good. Lister beweist, dass er nicht nur (wie viele der jungen Blues-Rock-Generation) draufholzen kann, sondern mit dem richtigen Gespür für die jeweiligen Stimmungen differenziert und feinfühlig die Töne setzt.


Wie schon Kollege Epi zuletzt bemerkt hat, bereichert Keyboarder Dan Healey den Sound der ANYSLEY LISTER BAND ungemein, fügt er nicht nur einen sorgfältig gewobenen Klangteppich bei, der LISTER mehr solistische Freiheiten genehmigt, sondern erweist es sich darüber hinaus als kongenialer Gegenpart bei virtuosen Call-And-Response-Passagen mit der Gitarre. Bassistin Midus, die ich vor Jahren auch schon einmal mit ANNE CLARK erleben durfte, bringt nicht nur ihr sonniges Gemüt, sondern auch eine äußert solide rhythmische Grundlage mit ein und ergänzt den Gesang von Lister mit verlässlichen Backing Vocals. Apropos Gesang: Es wird ja immer wieder erwähnt, dass Lister kein sonderlich spektakuläres Organ habe. Ich finde dies aber ziemlich wohltuend, drängt sich der Gesang doch nicht in den Vordergrund um mittelmäßiges Songwriting zu überdecken (der sogenannte “Joe-Cocker-Effekt“), sondern hier passt sich alles harmonisch ein und fügt sich perfekt ineinander. Wie auch schon das sympathisch unscheinbare Outfit von LISTER, bei dem ebenfalls die Maxime gilt: Keine unnützen Showeffekte, das Wesentliche ist und bleibt die Musik und dabei das Gitarrenspiel.


Nach der Pause gibt die Band noch einmal richtig Vollgas, eine furiose Version von Hurricane wird zelebriert und natürlich, inzwischen praktisch das Sahnestückchen eines Gigs mit AYNSLEY LISTER seine Interpretation des PRINCE-Klassikers Purple Rain. Dann hat auch Drummer Tim Brown, der optisch eher in eine Ska- oder Oi-Punk-Band passen würde, seinen großen Auftritt mit einem kurzen Solo. Mit dem eher pop-rockigen In The Morning klingt der reguläre Set aus. Natürlich wird vehement ein Nachschlag gefordert, den die Band auch bereitwillig liefert. Dabei würdigt man zunächst den an diesem Tag verstorbenen GARY MOORE mit einem aus der Hüfte geschossenen Walking By Myself (LISTER fügt entschuldigend hinzu, dass man eigentlich nichts von MOORE im Programm habe – dafür funktioniert das mehr als ordentlich), bevor es mit Hush die bei LISTER übliche Verneigung vor DEEP PURPLE gibt. Da das Ganze reichlich funky gerät, lässt sich zwanglos Superstitous von STEVIE WONDER (mit Tim Brown an den Vocals) integrieren. Und selbst der Mitsingteil funktioniert ganz gut – den Text des Refrains von Hush können sich selbst Schwaben zu fortgeschrittener Stunde gut merken. Noch einmal entert die Band danach die Bühne, dann sind gute zwei Stunden voll ehrlicher, authentischer, bodenständiger und dennoch feinfühliger und virtuoser Livemusik vorüber und glückliche und zufriedene Menschen stürzen sich in die nächtliche Kühle.

Ralf Stierlen, 06.02.2011

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music