Oysterband

Merlons Lichter

Stuttgart, Röhre, 20.01.2003

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 20.01.2003

Links:

Oysterband Homepage



Redakteur(e):

Martin Schneider


Stuttgart, Röhre, 20.01.2003

Erfreulicherweise finden diesen Abend deutlich mehr Besucher als bei AXE und zuletzt THANATEROS zusammen den Weg in die Röhre. Schätzungsweise einhundertfünfzig Gäste an einem Montagabend, das kann sich sehen lassen.

Setlist MERLONS LICHTER: Weltenlauf, Die Reinheit des Morgens danach, Wie Du und ich, Die Tür, Schenk Dich mir, Auge um Auge, Heißer als die Sünde, Ich seh Dich, Sie, Für Dich

MERLONS LICHTER sind immer für Überraschungen gut. Nicht nur, dass es den Franken relativ kurzfristig gelang, noch für die Konzerte in Nürnberg und Stuttgart auf die OYSTERBAND-Tour mit aufzuspringen, vor dem Auftritt enthüllt mir Sänger P.G., MERLONS LICHTER würden ausschließlich unveröffentlichtes Material vom kommenden Album spielen, was sich stilistisch deutlich von "Die wahre Mutter Gottes" unterscheiden würde.
Listening Session anstatt Konzert. Ja, warum eigentlich nicht?

Die neuen Songs, von denen zwei übrigens schon in Veldenstein im Programm waren, können durchaus überzeugen. Im Vergleich zu "Die wahre Mutter Gottes" fällt das neue Material wesentlich bauchlastiger aus.

Auffällig ist, dass die Rhythmusabteilung weitaus grooviger als bisher agiert, was durchaus der Einfluss des nicht mehr ganz so neuen Schlagzeugers Markus sein könnte. Auch die Gitarrenpassagen kommen druckvoller und dynamischer. Die Songs werden dadurch zugänglicher, ohne dass dies jedoch zu Lasten der bisherigen Stärken der MERLONS geht. Ein Hauch von Mystik und Melancholie liegt immer noch in der Luft, wenn MERLONS LICHTER aufspielen, wenngleich die Assoziationen zum Mittelalter einer verstärkten Hinwendung zu folkigen Nuancen weichen muss.

Am wichtigsten ist jedoch, dass es einfach gute Songs sind. Der eindringliche Opener Weltenlauf gehört mit zum Besten, was die MERLONS je geschrieben haben. Sie kombiniert die Stärken von Deswegenweise und Salamander und sollte damit auch bei alten MERLONS-Fans Anklang finden. Mit Heißer als die Sünde stößt die Band härtetechnisch in neue Dimensionen vor, und dabei hat der Song so ganz nebenbei noch echtes Hitpotential.

Sicherlich ist es noch zu früh um sich jetzt schon endgültig festzulegen, aber vieles deutet darauf hin, dass das kommende Album ein echter Hammer wird.

Auch wenn die Band stilistisch nicht hundertprozentig zur OYSTERBAND passen will, und das Publikum doch sehr folkorientiert erscheint, ernten MERLONS LICHTER für einen hörenswerten, etwa fünfzigminütigen Auftritt verdientermaßen viel wohlwollenden Beifall.

Setlist OYSTERBAND: The soul's electric, Uncommercial song, If you can't be good be lucky, Everybody's leaving home, Bishop O'Chester, Voices, My mouth, Shouting at Jerusalem, By northern light, 20th of April, The deserter, Blackwaterside, Tumbledown, When I'm up I can't get down, Road to Santiago, One green hill, Wayfairing, Native son, Another quiet night in England, Star of the County Down, Put out the lights, We could leave right now

Fünf Jahre ist es her, seit die OYSTERBAND das letzte Mal in Stuttgart Station machte (auf der "Here I stand"-Tour erhielt Karlsruhe den Zuschlag) und damals in einem brechend vollen Schützenhaus einen bemerkenswerten Auftritt absolvierten.

Als die Band mit Songs von neuen Album loslegt, herrscht bei mir zunächst ungläubigeVerwunderung. Die Stücke werden alle einen Tick langsamer als auf "Rise above" gespielt und klingen blutleer und lahm.

Alt sind sie geworden. Gut, ich kenne natürlich auch nicht das Geheimnis ewiger Jugend, aber den mittlerweile grauhaarigen Ian Telfer, der sich merklich zurückhält, habe ich kaum wiedererkannt.

Glücklicherweise löst die Band mit dem instrumentalen Bishop O'Chester die Handbremse und kommt von da an merklich besser in die Gänge. Der Knoten platzt endgültig, als John Jones nach My mouth eine seiner berühmten politischen Tiraden ablässt und kein gutes Haar an den Herren Bush, Blair und der Berichterstattung über die britische Friedensbewegung in den englischen Medien lässt. Jawoll, genau so schätzen und lieben wir die OYSTERBAND, und als sich eine geradezu brachiale Version von Shouting at Jerusalem anschließt, hat die Band endgültig gewonnen.

By northern light, 20th of April, When I'm up I can't get down... mit den Klassikern steigert sich die Band in einen wahren Spielrausch. James O'Grady (Uilleann pipes, fiddle, percussions), der die OYSTERBAND auf dieser Tour verstärkt, erweist sich als echte Bereicherung und würde sicherlich auch als ständiges Bandmitglied weitere Impulse geben können.
Jetzt entfalten auch die aktuellen Stücke wie Blackwaterside und das den regulären Set abschließende Wayfairing ihre volle Wirkung.

Damit gibt sich das begeisterte Publikum natürlich nicht zufrieden. Der Zugabenteil gipfelt in einer heftigen Version von Star of the County Down (für Jäger und Sammler: Diese Version ist auf der raren Maxi-CD "Cry cry" enthalten). Ein Musiker nach dem anderen verlässt die Bühne ohne mit dem Spielen inne zu halten. Die Band spielt sogar noch einige Takte backstage weiter. Was für ein grandioser Abgang... und was für eine großartige Fortsetzung, denn die OYSTERBAND kehrt auf die selbe Wiese noch mal auf die Bühne zurück, vollendet den Song und legt mit dem epischen Put out the lights und dem dramatischen We could leave right now noch einmal kräftig nach.

Als die Band endgültig die Bühne verlässt, sind seit den ersten Takten von The soul's electric ziemlich genau zwei Stunden vergangen. Der schwache Start ist vergessen und es gilt festzuhalten, dass die OYSTERBAND noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Wenn diese Band auf der Bühne erst auf Touren kommt, dann ist sie kaum noch zu stoppen und zu toppen. Ein starker Start in die Konzertsaison 2003.

Martin Schneider, (Artikelliste) 21.01.2003

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music