Iron Maiden

Gamma Ray

Stuttgart, Schleyerhalle, 25.10.2003

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Konzertbericht

Reviewdatum: 25.10.2003

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Redakteur(e):

Martin Schneider


Stuttgart, Schleyerhalle, 25.10.2003 Bildergalerie Iron Maiden
Bildergalerie Gamma Ray

Was haben sich alle aufgeregt und ereifert, ob der horrenden Eintrittspreise für die aktuelle Konzertreise der 'Eisernen Jungfrauen' in Deutschland, empörte Leserbriefe geschrieben...
... und dann ist die Schleyerhalle brechend voll, wie ich es selten zuvor erlebt habe. 12.000 Besucher, wenn ich die Hallenkapazität richtig im Sinn habe, und man könnte auf Ölsardinen neidisch werden, die in ihrer Dose beinahe mehr Platz haben als die Inhaber der Stehplatztickets im Innenraum. Die Getränkestände locken, doch es ist nahezu ein aussichtsloses Unterfangen sich zu ihnen durchzukämpfen.

IRON MAIDEN mobilisieren 23 Jahre nach ihren ersten legendären Deutschland-Auftritten im Vorprogramm von KISS die Massen mehr als je zuvor. Selbst das Konzert der Comeback-Tour mit Bruce Dickinson vor vier Jahren an gleicher Stelle war lange nicht so stark frequentiert. Fast ist man geneigt zu glauben, die Strategie der Band im Vorfeld anzukündigen, dies werde letzte Hallentournee in größerem Maßstab, ist aufgegangen. Es scheint als wolle jeder die Band noch einmal in 'intimem' Umfeld erleben, bevor es IRON MAIDEN nur noch auf großen Festivals zu sehen geben soll. Koste es was es wolle!

Schleyerhalle 25.10.2003
Schleyerhalle 25.10.2003

Selbst für eine Band wie GAMMA RAY, die ohne Weiteres auf eigene Rechnung erfolgreiche Headliner-Touren aufziehen kann, ist die Möglichkeit für IRON MAIDEN anheizen zu können wie ein Sechser im Lotto. Wann erreicht man schon so viele Leute, mit so wenigen Konzerten. Entspechend engagiert gehen Kai Hansen und seine Mitstreiter auch zu Werke und reißen einen der besten GAMMA RAY-Auftritte herunter, die ich bisher erleben durfte.

Das "Skeletons in the closet"-Konzept, bei dem die Band auf der letzten Tour nahezu ausschließlich Songs aus ihrem reichhaltigen Fundus präsentierte, die selten im Live-Programm waren, ist in die Tonne gewandert. Statt dessen gibt es kompakt einen Live-Klassiker nach dem anderen: Neben Rebellion in dreamland fehlt genauso wenig Razorblade sigh, New world order und Land of the free kommen genauso zu Ehren wie Heavy Metal universe, bei dem das Publikum die Band lautstark unterstützt.

GAMMA RAY wirken locker und unverkrampft, spielen ihre langjährige Live-Routine gnadenlos aus und haben selbst sichtlich Spaß an ihrem Auftritt. Mit dem abschließenden HELLOWEEN-Klassiker I want out betreibt Kai Hansen noch etwas Vergangenheitsbewältigung und die Band hinterlässt ein gut unterhaltenes Publikum.

Gamma Ray
Gamma Ray

Von IRON MAIDEN erwartet man bei Konzerten das Besondere, das Aufsehenerregende, das Spektakuläre. Oft war es der Band auch in den letzten 23 Jahren gelungen diese Erwartungen zu erfüllen, manchmal allerdings lag sie auch vollkommen daneben, Stichwort: 'No prayer for the dying'- oder 'X-Factor'-Tour.

Ein Blick auf die Kulissen der 'Dance of death'-Tour lässt einen aber unweigerlich den Atem anhalten. Eine grandiose Burgkulisse dominiert das Bühnenbild. Zwei mächtige Wehrtürme begrenzen das Szenario, die jeweils von einem gotischen Spitzbogenportal dominiert werden vor dem Gevatter Tod sich mit Sense postiert hat. Zwischen den Türmen ein großes Eingangsportal mit Fallgitter, von dem als Steinbrücken gestaltete Laufstege nach rechts und links führen. In einer Nische dazwischen erscheint Nicko McBrains keineswegs mickerige Schlagzeugbatterie verschwindend klein.

Auf den ersten Blick wirkt das Monument erdrückend, doch bei einem zweiten und dritten Blick offenbart sich die detailverliebte Ausstattung. Unzählige Eddie-Fratzen, mal als Gargoyle, mal als Verzierung eines Torbogens, schmücken das Bauwerk. Die Liebe zum Detail wird auch durch das in den Bühnenboden und in den Raum zwischen den Scheinwerfern in luftiger Höhe integrierte, von der CD bekannte, Fächermuster unterstrichen, dass den meisten Konzertbesuchern verborgen bleiben dürfte. Bei diesem Bühnendesign hat sich wirklich jemand allergrößte Mühe gegeben und verkünstelt.

Erwartungsgemäß eröffnet die Band die Show mit Wildest dreams, dem ersten Stück der aktuellen CD. In dieser Hinsicht sind IRON MAIDEN seit eh und je berechenbar.

Iron Maiden
Iron Maiden

Schon nach wenigen Augenblicken ist klar, die Band ist heute gut drauf und willig dem Publikum ordentlich einzuheizen. Bruce Dickinson tobt in einem wahnwitzigen Tempo durch die Kulissen, dass einem fast schon beim Zuschauen die Luft wegbleibt. Trotzdem kommt jeder Einsatz punktgenau. Kein Zweifel, auch 2003 gehört Bruce Dickinson zu den besten Vokalisten auf diesem armseeligen Planeten.

Der Bühnenrand ist die Domäne des wie immer stets agilen Steve Harris und den drei Gitarristen Adrian Smith, Dave Murray und Janick Gerrs. Na ja, zweieinhalb Gitarristen trifft die Sache wohl eher, denn Janick Gerrs musikalischer Beitrag fällt wieder einmal verschwindend gering aus, doch auch das kennt man ja bereits von den vergangenen Tourneen zur Genüge.

Mit dem räudigen Wrathchild stößt die Band die Tür zur eigenen Vergangenheit ganz weit auf und mit Can I play with madness folgt ein Stück, das man nicht unbedingt erwartet hätte, bevor mit The trooper ein erster musikalischer Höhepunkt ansteht.

Nicht nur musikalisch brennt die Band ein Feuerwerk ab, auch visuell kommt das Publikum voll auf seine Kosten, sei es durch die diversen Backdrops, die passend zu den Songs zwischen den Wehrtürmen enthüllt werden, oder durch die charismatische Performance von Bruce Dickinson.

Iron Maiden
Iron Maiden

Gerade eben noch auf einer der Brücken wild den Union Jack schwingend erscheint er in düsterem Gewand mit Totenmaske um den Titelsong des akuellen Albums mystisch-bedrohlich zum Besten zu geben.

Musikalisch folgt mit dem dynamischen Rainmaker wieder das totale Kontrastprogramm. Eine tolle Nummer in bester Wasted years-Tradition.

IRON MAIDEN sind dann am stärksten, wenn sie auf monumentale dramatische Kompositionen setzen. Davon haben sie eine ganze Menge an diesem Abend in Petto. Brave new world ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf das gänsehauterzeugende Paschendale, dass vor einem bedrückenden Endzeitschlachtfeld dargeboten wird. Ob die Band schon realisiert hat, dass sie damit einen ihrer bislang stärksten Songs erschaffen hat?

Doch was ist das? Kaum zu glauben, die Band intoniert einen Song aus der Blaze Bailey-Ära und es ist zwar nicht das überragende The clansmen, sondern man höre und staune: Lord of the flies. Kommt auch gut und um ehrlich zu sein, solche Überraschungen sind doch das Salz in der Suppe.

Iron Maiden
Iron Maiden

Mit No more lies geht es zurück zum aktuellen 'Dance of death'-Album, dessen Songs gut ein Drittel des kompletten Programms ausmachen. Insgesamt weist die Setlist doch überraschend wenig Klassiker aus den Achtzigern auf, aber das fällt angesichts der Klasse des neueren Materials keinesfalls negativ ins Gewicht.

Wenn schon Klassiker, dann solche, die sich stilistisch auch auf den neuen Alben wohl gefühlt hätten, wie Hallowed be thy name. Das unschlagbare Fear of the dark kündigt vom nahen Ende der Show, die schließlich von der Bandhymne Iron Maiden beschlossen wird.

Und Eddie? Bisher war von dem liebenswerten Monster kaum die Rede. Die 'Dance of death'-Tour präsentiert einen der schönsten und beeindruckendsten Eddies aller Zeiten: Als Sensemann kommt er einfach Klasse.

Die Fans, die IRON MAIDEN während der kompletten Show euphorisch abgefeiert haben bekommen natürlich noch Zugaben. Das nahezu akustische Journeyman will nicht so recht zum Rest des Abends passen, zaubert aber noch eine neue Stimmungsfarbe an die Oberfläche, bevor die leider scheinbar unvermeidlichen Number of the beast und Run to the hills die Show beschließen. Gerade die beiden Songs hat man mittlerweile schon so oft gehört, dass sie irgendwie einfach nur noch gewöhnlich wirken.

Iron Maiden
Iron Maiden

Doch davon lässt man sich die gute Stimmung jetzt auch nicht mehr verderben. Immerhin ist man gerade Zeuge eines der beeindruckendsten IRON MAIDEN-Konzerte aller Zeiten geworden. Zumindest in den letzten zehn Jahren kann ich mich an keinen besseren Auftritt der eisernen Jungfrauen erinnern.

Bleibt zu hoffen, dass die Band ihre Ankündigung auf Hallentourneen zukünftig zu verzichten revidiert. So großartig der Auftritt war, die Vorstellung die Band nur noch auf noch größeren Massenversammlungen erleben zu können gefällt mir überhaupt nicht.

Besonderer Dank an Wolfgang Rott und Raoul Festante (CMM) für die Unterstützung.

Martin Schneider, 28.10.2003

 

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