Suicidal Tendencies Original Album Classics, Sony, 2011 |
Mike Muir | Vocals | |||
Rocky George | Guitar & Backing Vocals | |||
Mike Clark | Rhythm Guitar & Backing Vocals | |||
Bob Heathcote | Bass | |||
R. J. Herrera | Drums | |||
Robert Trujillo | Bass & Backing Vocals | |||
Josh Freese | Drums (on "The Art Of Rebellion") | |||
John Webster | Keyboards (on "The Art Of Rebellion") | |||
Dennis Karmazyn | Cello (on "The Art Of Rebellion") | |||
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How Will I Laugh Tomorrow Whe I Can't Even Smile Today | ||||
01. Trip At The Brain | 07. Surf And Slam | |||
02. Hearing Voices | 08. If I Don't Wake Up | |||
03. Pledge Your Alliance | 09. Sorry?! | |||
04. How Will I Laugh Tomorrow | 10. One Too Many Times | |||
05. The Miracle | 11. The Feeling's Back | |||
06. Suicyco Mania | ||||
Controlled By Hatred/Feel Like Shit...DejaVu | ||||
01. Master Of No Mercy | 06. Choosing My Own Way Of Life | |||
02. How Will I Laugh Tomorrow (Video Edit) | 07. Feel Like Shit...Deja Vu | |||
03. Just Another Love Song | 08. It's Not Easy | |||
04. Waking The Dead | 09. How Will I Laugh Tomorrow (Heavy Emotion Version) | |||
05. Controlled By Hatred | ||||
Lights...Camera...Revolution | ||||
01. You Can't Bring Me Down | 06. Get Whacked | |||
02. Lost Again | 07. Send Me Your Money | |||
03. Alone | 08. Emotion No. 13 | |||
04. Lovely | 09. Disco's Out, Murder's In | |||
05. Give It Revolution | 10. Go'n Breakdown | |||
The Art Of Rebellion | ||||
01. Can't Stop | 07. I Wasn't Meant To Feel This/Asleep At The Wheel | |||
02. Accept My Sacrifice | 08. Gotta Kill Captain Stupid | |||
03. Nobody Hears | 09. I'll Hate You Better | |||
04. Tap Into The Power | 10. Which Way To Free? | |||
05. Monopoly On Sorrow | 11. It's Going Down | |||
06. We Call This Mutha Revenge | 12. Where's The Truth? | |||
Still Cyco After All These Years | ||||
01. Suicide's An Alternative/You'll Be Sorry | 09. Memories Of Tomorrow | |||
02. Two-Sided Politics | 10. Possessed | |||
03. Subliminal | 11. I Saw Your Mommy | |||
04. I Shot The Devil | 12. Fascist Pig | |||
05. Won't Fall In Love Today | 13. A Little Each Day | |||
06. Institutionalized | 14. I Want More | |||
07. War Inside My Head | 15. Suicidal Failure | |||
08. Don't Give Me Your Nothin | ||||
Die Reihe “Original Album Classics“ hat ja – wie auch hier schon öfter diskutiert – ihre Vorzüge und ihre Schattenseiten. Angesichts der zu “Cardboard Sleeves“ zusammengeschrumpelten Cover, auf denen auch ein scharfsichtiger Adler nichts mehr entziffern könnte, erwägt man entweder den Gang zum Augenarzt oder den Kauf einer Lupe, um wenigstens ansatzweise nachvollziehen zu können, wer da was zu welchem Zeitpunkt spielt. Andererseits ist natürlich das Preis-Leistungsverhältnis unschlagbar und gerade im Falle der vorliegenden fünf Alben der SUICIDAL TENDENCIES bleiben nach dem Durchhören keinerlei Wünsche offen und man fühlt sich in Sachen Werkschau betreffend die südkalifornischen Hardcore-Crossover-Pioniere satt und vollbedient, auch wenn hier nur eine relativ kurze Zeitspanne von 1988 bis 1993 repräsentiert ist.
“How Will I Laugh Tomorrow When I Can’t Even Smile Today“ von 1988 war das zweite reguläre Album (wenn man das selbstbetitelte Debüt auf einem Indie-Label mal außen vor lässt) und festigte die steigende Popularität von Mike “Cyco Myko“ Muir und seiner Band, die optisch einer Tex-Mex-Straßengang ziemlich nahe kamen (tatsächlich gingen einige Bandmitglieder ja aus der Gang “Venice 13“ hervor). Besonders Muir schießt mit langen Haaren und Glen-Danzig-Gedächtnis-Oberkörper den Vogel ab. Musikalisch aber läutete diese Scheibe die erfolgreichste Phase der SUICIDAL TENDENCIES ein, hatten die beiden hauptverantwortlichen Songschreiber Muir und Clark doch die bandeigenen Wurzeln namens Punk und Hardcore weitgehend gekappt zugunsten eines melodischeren, eingängigeren, gleichzeitig auch komplexeren Crossovers aus Thrash Metal sowie den Klängen und dem Lifestyle der Skatergemeinde. Mit einher gingen natürlich auch eine sorgfältigere Produktion (gemeinsam mit Mark Dodson, der auch ANTHRAX produzierte), da man inzwischen beim Majorlabel Epic angekommen war. Die ordentlich erfolgreiche Single Trip At The Brain sowie der Titelsong bescherten einiges an Airplay und Songs wie The Feeling’s Back konnten auch bei eher Old School orientierten Hard Rockern punkten.
Das ein Jahr später, also 1989 erscheinende Album Controlled By Hatred/Feel Like Shit…DejaVu ist eigentlich eine Kompilation aus zuvor unveröffentlichtem Material und enthält auch zwei Versionen von How Will I Laugh Tomorrow, wobei die zweite, die “Heavy Emotion Version“ regelrecht soft geraten ist. Es entstand etwas Verwirrung, ob die Scheibe nun ein reguläres Album, eine Kompilation oder eine EP (oder gar eine Kombination aus zwei EPs) sei, die Band selbst bezeichnete “Controlled By Hatred“ als längste jemals veröffentlichte EP. Musikalisch ging man den eingeschlagenen Pfad fort und verband kritische, oft aber auch humorvoll-bissige Texte, mit druckvollem Crossover und lässigem Gebaren. Für die knackigen Riffs im Tieftönerbereich war übrigens ab diesem Werk ein junger Mann namens Rob Trujillo verantwortlich, der in der Folgezeit bei einer junge vielversprechenden Formation namens METALLICA einsteigen sollte (BTW: Weiß eigentlich jemand, was aus denen geworden ist??). Durch die etwas unorganische Songzusammenstellung und das nicht wirklich ansprechende Cover wirkt “Controlled By Hatred“ etwas wie ein Zwischenwerk, das aber dennoch mit sägenden Metalgitarren und trotzig-coolen Vocals seine Momente hat.
Der 1990er Riemen Lights…Camera…Revolution“ gab mit You Can’t Bring Me Down nochmals einen Popularitätsschub, da das dazugehörige Video auf Heavy Rotation im damals noch existierenden Musikfernsehen lief. Schließlich unterlag man bei der Grammy-Verleihung in der Sparte “Best Metal Performance“ nur knapp den Gewinnern METALLICA (die schon wieder). Mit dieser Scheibe hatte man eigentlich auch die Bereiche des Crossover verlassen (wenn man an Nasen wie LIMP BIZKEIT oder LINKIN PARK denkt, passten die SUICIDALS da auch gar nicht mehr dazu) und war zur lupenreinen Thrash Metalband mit starkem Funkeinschlag (Send Me Your Money) mutiert. Immerhin: Die Optik mit dem breiten Stirnband Cyco Mykos erinnerte noch an Skater- und Gangvergangeneheit. Auch hier gelang sowohl textlich als auch musikalisch die Balance perfekt, dem “American Way Of Life“ die Faust zu zeigen, gleichzeitig aber den eigenen Spaß nicht zu kurz kommen zu lassen.
Für mich persönlich ist, trotz der ebenfalls sehr gelungenen “How Will I Laugh Tomorrow“ und “Lights…Camera…Revolution“, das 1992 veröffentlichte Album “The Art Of Rebellion“ der Höhepunkt des Schaffens der SUICIDAL TENDENCIES. Asleep At The Wheel, Nobody Hears und I’ll Hate You Better waren veritable Erfolge und man hatte endgültig die eigene Nische zwischen Alternative Metal, Funk, weniger Thrash, dafür mitunter gar progressiven Töne gefunden und füllte damit immer größere Hallen. Donnernd groovend, dennoch melodisch, mit Anspruch, Witz und Originalität und ihre ureigenen Lässigkeit bliesen die SUICIDALS alles andere, was unter Crossover lief, sowieso an die Wand (mal von FAITH NO MORE abgesehen) – mit spätestens diesem Album machten die Jungs um Cyco Myko dies allen klar und dies wurde auch von der Öffentlichkeit registriert, nicht zuletzt durch die famosen Livequalitäten der Band. Bereits vor Aufnahme des Albums war allerdings für Schlagzeuger R. J. Herrera Schluss, der hier durch Josh Freese ersetzt wurde. Später gerbte dann Jimmy de Grasso (Y & T, WHITE LION) die Felle.
“Still Cyco After All These Years“ von 1993 ist ein etwas eigenartiges Album, stellt es doch die Wiederaufnahme (nicht Wiederveröffentlichung!) des selbstbetitelten Debütalbums von 1983 mit drei zusätzlichen, neuen Songs dar. Ein durchaus spannendes Unterfangen, waren doch andere. (man muss sagen: bessere) Musiker beteiligt als 1983 und auch Überbleibsel Mike Muir hatte sich ja durchaus nicht nur stimmlich weiterentwickelt. Insgesamt ist das Material naturgemäß etwas rauer, kantiger, mehr in Richtung Hardcore tendierend als die vorangegangenen Klassiker der SUICIDALS. Die oftmals kurzen, wie Nadelstiche wirkenden Songs waren naturgemäß kommerziell nicht mehr so verwertbar, die Geschichte des melodischen Funk-Thrash-Metal-Crossover der SUICIDAL TENDENCIES war im Wesentlichen auserzählt. Immerhin ist die Band mit dem Felsen in der Brandung, Mike Muir, noch aktiv und plant im nächsten Jahr die Veröffentlichung eines Albums mit neuem Material. Man darf gespannt sein, ob die alte Magie zwischen Power und Coolness noch wirkt.