Der Name Tanya Tucker steht im Country-Genre seit den frühen Siebziger Jahren, als die 12-jährige Tanya ihren ersten Chart-Hit landete, für Qualität und eine gewisse Unangepasstheit. Ende der Seventies wurde die heute 61-jährige Country-Legende gerne dem sogenannten Outlaw Country Segment zugeordnet, einem Haufen versprengter Dickköpfe wie Johnny Cash, Kris Kristofferson, Willie Nelson und Waylon Jennings, die sich dem streng regulierten Nashville Diktat entzogen, dem Establishment die lange Nase zeigten, um ihre eigenen wertvollen Maßstäbe zu setzen.

In den letzen Jahren wurde es zwar ziemlich ruhig um den in Seminole, Texas, geborenen Countrystar, doch ihre musikalische Leidenschaft scheint jetzt auf Tuckers neuen Album "While I'm Livin'" ungebrochen. Ein Country-Album reinsten Wassers. Country-Music mit Herz und Seele, bodenständig und ehrlich. Ohne jenen verwässerten Nashville Beigeschmack, der so manche gleichförmig klingende Veröffentlichung aus der Music City zum gesichtslosen Massenprodukt verkommen lässt.

Möglich wurde dieses Glanzstück eines Countryalbums durch den engagierten Einsatz der beiden verantwortlichen Produzenten Brandi Carlile und Shooter Jennings. Zwei erfahrene und versierte Musiker mit eigener Country-Karriere und reichlich guten Platten im Köcher und eben jenem guten Gespür für prima Songs und ausgesucht exquisite Musiker. Die Zwillinge Tim und Phil Hanseroth, die Eingeweihte natürlich aus Brandi Carliles Band kennen, agieren wie gewohnt sehr einfühlsam und geschmackvoll und komponierten zudem gemeinsam mit Carlile den Großteil der zehn Albumsongs.

Eine authentisch klingende Songsammlung, die laut Brandi Carlile wie eine Art musikalischer Biografie daherkommt und die Höhen und Tiefen eines Lebens in den Südstaaten nachzeichnet. Mit "While I'm Livin'" gelingt Tanya Tucker und ihrer versammelten Musikerschar ein berührendes Country-Album mit Ecken und Kanten, das wie ein klassisches Album alter Schule mit jedem weiteren Hören wächst und als echtes Ganzes beeindruckt. Großartig.