Tarja From Spirits And Ghosts, earMusic, 2017 |
Tarja Turunen | Vocals, Piano, Keyboards | |||
Gäste: | ||||
Naomi | Vocals | |||
Jim Dooley | Keyboards, Piano, Orchestral & Choir Arrangements | |||
Peter Gregson | Cello | |||
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01. O Come, O Come Emanuel | 07. O Tannenbaum | |||
02. Together | 08. Have Yourself A Merry Little Christmas | |||
03. We Three Kings | 09. God Rest Ye Merry Gentlemen | |||
04. Deck The Halls | 10. Feliz Navidad | |||
05. Pie Jesu | 11. What Child Is This | |||
06. Amazing Grace | 12. We Wish You A Merry Christmas | |||
Tarja singt Weihnachtslieder! Allein bei der Vorstellung setzt bei manchen sicher hektische Schnappatmung ein und macht sich ein unwiderstehlicher Würgereiz bemerkbar.
Weihnachtsalben sind nun mal eine ganz spezielle Angelegenheit. Musikalisch oft völlig uninteressant, weil lediglich altbekannte Traditionals wiedergegeben werden. Dazu sind sie nur in einem zeitlich sehr eng begrenzten Rahmen konsumierbar.
Und doch versuchen sich unzählige Künstler daran und lassen uns über ihre Motivation rätseln. Bei den ganz großen Namen, die in erster Linie ein Massenpublikum ansprechen, scheint es klar. Da will jemand einfach die Gunst des Augenblicks nutzen und mit einem unkompliziert hingesch(m)issenen Produkt zusätzlich Reibach machen. Bei Künstlern, die nicht ganz so im Fokus der breiten Öffentlichkeit stehen, mag man zumindest glauben, dass sie darüber hinaus ihren Anhängern einfach eine Alternative zu den üblichen saisonalen Klängen bieten wollen.
Tarja dürfte irgendwo dazwischen liegen, denn die Rock- und Klassik-Crossoversängerin ließe sich mit einer entsprechenden Marketingkampagne zweifelsohne jederzeit auch der SAT1- und PRO7-Klientel unterjubeln, wenn...
...ja, wenn die ehemalige NIGHTWISH-Stimme es sich einfach gemacht hätte. Die üblich verdächtigen Stücke vorgetragen von einer herausragenden Stimme und süßer die Registrierkassen nie klingeln!Stattdessen veröffentlicht sie mit "From Spirits And Ghosts" ein Album, das man durchaus als ambitioniert bezeichnen kann. Weniger was die Auswahl der Stücke angeht, auch wenn sich mit Together eine Eigenkomposition dazwischen mogelt. Die jeweiligen Arrangements fallen aber gewaltig aus dem Rahmen und lassen ein ums andere Mal aufhorchen.
Tarjas Weihnachten ist eine melancholische Angelegenheit mit Hang zu elegischen Klängen, voller Mystik und bisweilen sogar etwas düster. Von wegen Friede, Freude, Eierkuchen, glänzende Kinderaugen, gellendes Lachen und grenzenloser Kommerz. Stattdessen Schwermut, Besinnlichkeit und innere Einkehr. Das erinnert von der Atmosphäre etwas an die Winter- und Weihnachtsalben von Loreena McKennitt wie "A Midwinter's Night Dream" und hebt sich angenehm vom nervenzerfetzenden Glöckchengebimmel anderer oftmals lieblos verpoppter und verrockter Produktionen ab.
Es klingt also in erster Linie doch nach einer Veröffentlichung für die treuen eigenen Fans, beziehungsweise für ein Publikum, dass sich an den Feiertagen auch mal zurücknimmt und bei Glühwein, Plätzchen, Kerzenschein und bei thematisch passender Musik mit Anspruch entspannen möchte.