Tarja, Kings Of Modesty, Eves End, Ludwigsburg, Rockfabrik, 30.09.2009 |
![]() Vor der Rockfabrik hat sich bereits früh eine ewig lange Schlange gebildet, die sich mehrere Häuserblocks weit erstreckt. So einen massiven Andrang und gleichzeitig ein so diszipliniertes Publikum ist mir allerdings erst zwei Mal untergekommen: Bei RUNRIG im Barrowlands in Glasgow und bei der CHARLIE DANIELS BAND im LKA, damals in den Achtzigern noch Longhorn. Kein großes Gedränge, kein Geschubse und ein überraschend zügig ablaufender Einlass sorgen für eine angenehme Überraschung. In der Rockfabrik folgt dann das nächste Deja vu. Der Laden ist fast so brechend voll, wie bei DREAM THEATERs "Images and words"-Tour, wo vielen Besuchern keine andere Alternative blieb als die Show von den Gastrobereichen oder Toiletten aus lediglich akustisch zu verfolgen. Wer einmal einen Platz erobert hat, der halbwegs Blick auf die Bühne verspricht, weicht keinen Zentimeter mehr von dannen und beim kalkulierten Getränkeumsatz dürfte an dem Abend ein großes Loch in der Kasse der Clubbetreiber geklafft haben.
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![]() Schön, dass Tarja nach ihrem Abgang bei NIGHTWISH der Rockmusik zumindest als Solokünstlerin erhalten geblieben ist, denn ohne die finnische Sopranistin wäre die Szene um eine Attraktion ärmer. Dennoch: Zwischen Tarja solo und als Stimme von NIGHTWISH liegen live Welten. Tarja hat exquisite Musiker um sich geschart, unter anderem eine phantastische Rhythmussection mit Axel Holzwarth und Mike Terrana, aber die Karten sind klar verteilt. Vorne am Bühnenrand die charismatische Diva, die restlichen Musiker haben sich weitestgehend dezent im Hintergrund zu halten. Tarja fasziniert ihr Publikum sowohl durch ihre großartige Stimme, als auch durch ihre dominante Bühnenpräsenz. Gleichzeitig gelingt es ihr durch eine charmante, manchmal fast schüchtern wirkende Zurückhaltung sehr zugänglich und publikumsnah zu wirken.
![]() Tarja konzentriert sich natürlich auf das Material ihres Soloalbums und unterstreicht damit auch ihre Vielseitigkeit. Mir persönlich verursachen vor allem die gefühlvollen, atmosphärischen Momente eine Gänsehaut, bei denen Tarjas Stimme besonders gut zur Geltung kommt, doch genau so dankbar nehme ich ihre energischen Ausflüge in metallische Gefilde an.
![]() Als Höhepunkt des Abends begibt sich Tarja beim ersten Zugabenblock mitten ins Publikum um von dort noch ein entspanntes Akustikmedley und das kraftvoll geschmetterte neue Stück Montana di silencio zum Besten zu geben. Das hat schon Stil.
![]() Andererseits ist es schon erstaunlich mit einem Kracher wie Alice Coopers Poison ein Publikum nicht zum ausrasten zu bringen. Vielleicht lag es auch einfach am Ambiente der doch unterkühlt wirkenden Rockfabrik, dass ich das Gefühl nicht los werde, dass Tarja als Liveact mehr bieten kann, wie an diesem Abend. Mit NIGHTWISH ging das doch auch! So gut das Konzert auch war, da war sicher mehr drin. Besonderer Dank an Sandra Eichner (Rosenheim Rocks) und Hasche (Rockfabrik). |