Tarja The Brightest Void - The Shadow Self, earMusic, 2016 |
Tarja Turunen | Gesang, Piano & Keyboards | |||
Alex Scholpp | Gitarre & Bass | |||
Julian Barrett | Gitarre | |||
Tim Palmer | Gitarre | |||
Jim Dooley | Gitarre & Chor Arrangement | |||
Kevin Chown | Bass | |||
Doug Wimbish | Bass | |||
Anders Wollbeck | Keyboards | |||
Christian Kretschmar | Keyboards & Programming | |||
Izumi Kawakatsu | Piano | |||
Max Lilja | Cello | |||
Alissa White-Gluz | Gesang | |||
Michael Monroe | Gesang, Mundharmonika & Saxophon | |||
Fernando Scarcella | Schlagzeug | |||
Chad Smith | Schlagzeug | |||
Mike Terrana | Schlagzeug | |||
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CD 1: The Brightest Void (43:47) | ||||
01. No Bitter End | 06. Shameless | |||
02. Your Heaven And Your Hell | 07. House Of Wax | |||
03. Eagle Eye | 08. Goldfinger | |||
04. An Empty Dream | 09. Paradise (What About Us) (New Version) | |||
05. Witch Hunt | ||||
CD 2: The Shadow Self (66:02) | ||||
01. Innocence | 07. Diva | |||
02. Demons In You | 08. Eagle Eye | |||
03. No Bitter End | 09. Undertaker | |||
04. Love To Hate | 10. Calling From The Wild | |||
05. Supremacy | 11. Too Many | |||
06. The Living End | ||||
DVD | ||||
01. Interview | 03. Innocence (Official Video) | |||
02. No Bitter End (Official Video) | ||||
Ihr Ausscheiden bei NIGHTWISH liegt mittlerweile elf Jahre zurück. Und wenn man nur die Zahl der Veröffentlichungen betrachtet, dann legt die bald 39-Jährige (am 17. August ist es so weit) ein geradezu atemberaubendes Tempo an den Tag. “ The Shadow Self“ ist ihre bereits neunte Solo-Veröffentlichung, wenn man die Live-Alben mit einrechnet. Und da ihr dieses Mal offenbar nicht genug erscheint, legt Tarja zudem noch mit “ The Brightest Void“ parallel dazu ein weiteres Album vor, das von der Plattenfirma als Prequel bezeichnet wird. Nun gut, den Fan soll es nicht weiter stören, wenn er von seinem Star quasi doppelt bedient wird.
Dabei funktioniert “The Brightest Void“ offenbar als eine Art Prequel zu dem eigentlichen Album, “The Shadow Self“. Auf beiden aber führt Tarja musikalisch genau das konsequent fort, was sie seit Beginn ihres Allein-Gangs getan hat. Sie hat eine klare eigene musikalische Linie für sich entwickelt, sie reduzierte in den meisten Songs die oft überbordenden Arrangements, für die NIGHTWISH nach wie vor berühmt sind. Aber durch den sparsameren Einsatz wirken diese Nummern, wie hier Witch Hunt eben fast auch noch eindringlicher. Neu hinzugekommen sind die elektronischen Sound-Experimente à la Shameless. Der Sound ist zudem etwas düsterer geworden. Zudem verzichtet Turunen etwas auf den exaltierten Vortrag, den sie zum Beispiel noch in Victim Of Ritual, dem Opener des Vorgängers “Colours In The Dark“, an den Tag legte.
Das absolute Highlight des Albums ist aus meiner Sicht aber das recht ungewöhnlich anmutende Duett mit Michael Monroe, Your Heaven And Your Hell. Der Straßen-Rocker trifft die Metal-Chanteuse – heraus kommt ein knackiger Rocker mit dreckiger Mundharmonika- und später sogar noch Saxophon-Einsatz von Monroe und ein Ohrwurm, dem man sich nicht so einfach entziehen kann. Von dieser Kooperation möchte man schon gerne noch mehr hören. Aufgefüllt wird das Album durch einige Cover-Versionen wie den James Bond-Soundtrack Goldfinger sowie die Paul McCartney-Nummer House Of Wax und das bereits von WITHIN TEMPTATION veröffentlichte Duett aber hier überarbeitete Paradise (What About Us). Sehr interessant, insbesondere im zweiten Fall.
Das zweite – und eigentliche Haupt- Werk, “The Shadow Self“, ist dabei sogar das noch experimentellere der beiden Werke geworden. Klassisch vom Klavier getragen in Teilen des Openers Innocence, funky-metallisch im darauf folgenden Demons In You, bei dem sie zudem noch Unterstützung von ARCH ENEMY-Fronterin Alissa White-Gluz bekommt. Düster und hart geht es in Supremacy zu, das dann von der leicht folkig angehauchten Ballade The Living End abgelöst wird. Kurzum bleibt festzuhalten, dass die Lieder hier sehr abwechslungsreich sind und zeigen jeweils unterschiedliche Facetten der Künstlerin. Das Alles kulminiert dann in dem fast 13 Minuten langen Schlussstück Too Many (wobei man drei Minuten Stille abziehen muss).
Wenig „kundenfreundlich“ ist hingegen die Entscheidung der künstlerischen Abteilung, auf den weißen Seiten der Booklets weiße Schrift und auf den schwarzen Seiten schwarze Schrift zu verwenden. Natürlich glänzen die Zeichen, aber ohne eine Lampe direkt in der Nähe bleibt die Information doch fast schon ein Geheimnis. Nun ja, schön aussehen tut es auf jeden Fall und es veredelt so die beiden CDs. Dabei sollte den Tarja-Fans klar sein, dass die Finnin sich hier genauso konsequent wie zuletzt vom Schaffen ihrer Ex-Band absetzt und weitere Musikfelder erforscht und für sich in Anspruch nimmt. Wer das nicht mag, der wird mit den beiden Alben ein Problem haben. Aber diese Freiheit braucht ein Künstler eben – und wer bereit ist, ohne Scheuklappen an diese Werke heranzugehen, der wird hier viele neue Eindrücke entdecken können.