Das Bild fügt sich so allmählich zusammen. Obwohl wir schon seit dem ersten Schnappschuss ("Crescent") relativ genau wussten, wie dieses ambitionierte Gemälde mal aussehen würde, werfen die 12 Musiker der TEDESCHI TRUCKS BAND auch im dritten Kapitel ein paar sehr gekonnte Pinselstriche auf die Leinwand und illustrieren ihr opulentes, orientalisches Liebesabenteuer mit vitaler Hingabe und musikalischer Expertise.

Gleichwohl wird für den vierten Teil dieser brodelnden Blues, Southern-Soul und Gospel-Saga wohl kaum jemand auf großartige Überraschungen hoffen. Dennoch freut sich die weltweite Fan-Schar des Ehepaars Susan Tedeschi und Derek Trucks jetzt schon auf die Komplettierung dieses Opus Magnum. Denn die TTB weiß ihr Qualitätslevel stets zu halten.

Nach "Ascension", der vergleichsweise leicht schwächeren Darbietung vor vier Wochen, legt sich das großartige Dutzend nun mit "The Fall" wieder ein wenig mehr ins Zeug und überzeugt mit sechs formvollendeten Stücken, die kaum Wünsche übrig lassen. Wir rudern gemeinsam mit der intensiv agierenden Big-Band durch die gewohnt ruhig und gemächlich vor sich hin wogenden Wellen und trudeln beizeiten durch wild aufschäumende Gewässer.

Doch Trucks und Tedeschi halten wie immer die Zügel ganz lässig in der Hand und lotsen den gebannten Zuhörer durch die brausenden Untiefen ihrer dramatischen Liebesgeschichte.

Die Höhepunkte bilden dabei die zwei mittleren Stücke dieses erfrischenden Six-Packs. Das bluesige und mit B.B.King meets Robert Cray Flair spielende Yes We Will. Susans leidenschaftliche Gesangsleistung neigt hier ständig zu Gänsehautmomenten, der gospelige Männerchor im Hintergrund johlt stimmungsvolle Sympathy For The Devil Huh Huhs und Susan und Derek hauen ihre inbrünstigen Soli raus. Es ist doch immer wieder erstaunlich wie ein relativ einfacher Blues-Song einen so packen und begeistern kann. Und dann wirft Derek zum Schluss noch seinen Wah Wah an und lässt uns schwitzen.

Das nachfolgende Gravity hat diesen unwiderstehlichen "Mad Dogs And Englishmen" Vibe, diese supercoole Leon Russel Rhythm & Blues Note. Schön auch, dass der extrem talentierte neue Keyboard-Mann Gabe Dixon hier sein gesangliches Feature erhält und sich in der Gesellschaft von Mrs. Tedeschi und Mr. Mattison (der an anderer Stelle croont) wahrlich nicht verstecken muss. Der Bläser-Section, die im Finale des Songs endlich auch mal deutlich hörbar zum Zuge kommt, hätte man tatsächlich noch ein weiteres Minütchen gegönnt, einfach nur um sich von diesem heißen Gebläse trocken fönen zu lassen. Mit dem gediegenen Emmaline geben die Herrschaften sogar noch einen echten Country-Schunkler zum Besten. Mike Mattison schmachtet sich herzerweichend durch die Harmonien. Mag sein, dass das für den einen oder die andere ein wenig zu schmalzig daherkommt. Who knows?

Wir nehmen die TEDESCHI TRUCKS BAND einfach so wie sie ist: ein rundum stimmiges und bestens eingespieltes Musikerkollektiv, dass auch mit der balladesken Schlussnummer 'Take Me As I Am' zu überzeugen weiß und mit diesem inbrünstigen Schmachtfetzen ein paar wohlige Erinnerungen an Claptons "Layla And Other Assorted Love Songs" weckt.