Tenth Planet

Everything Is Never Over

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 12.01.2009
Jahr: 2008

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Redakteur(e):

Marc Langels


Everything Is Never Over, Eigenverlag, 2008
Martin OulletteGesang
Brian PaulGitarre
Johnny PeggBass
Mauro ScatozzaSchlagzeug
Produziert von: Jeff Martin & Mike Turner Länge: 51 Min 58 Sek Medium: CD
01. See Yourself07. Little Nation
02. Lose Your Mind08. Weighed Down
03. Dissolution Meditation09. Into Empire
04. Man In Full10. Drafty
05. Even If You Are Still Alive11. Line In The Sand
06. Carbery12. Balcony

Ich muss gestehen, dass ich eine Schwäche für kanadische Rockmusik habe. Das fängt an mit den Prog-Rock-Göttern RUSH, über NICKELBACK, DEVIN TOWNSEND und die frühe ALANIS MORISSETTE bis zu hierzulande eher unbekannten Acts wie THE TEA PARTY und THE TRAGICALLY HIP. Von daher haben TENTH PLANET sicherlich einen Stein bei mir im Brett, aber wenn sie dann auch noch eine CD wie "Everything Is Never Over" vorlegen, dann werde ich mich dafür auch nicht entschuldigen. Denn das Album rechtfertigt wieder einmal meine Begeisterung für die "Ahornblätter".

TENTH PLANET rocken in der besten kanadischen Tradition von THE TEA PARTY. Verwundern dürfte das nicht, hat doch der frühere TEA PARTY-Mastermind Jeff Martin bei "Everything Is Never Over" wieder als Co-Autor und Produzent mitgeholfen. So lässt sich die klangliche Nähe auch recht schnell erklären. Auch was das Songwriting anbetrifft, haben THE TEA PARTY einen sehr großen Einfluss auf TENTH PLANET gehabt, denn einige der Songs von "Everything Is Never Over" könnten problemlos auf den letzten TEA PARTY-Alben, wie etwa "Triptych", sein. Beste Beispiele sind da Dissolution Meditation, Man In Full, Weighed Down und Drafty. Selbst der Gesang von Martin Oullette weist sowohl von der Stimmlage als auch bei der Phrasierung deutliche Parallelen zu Martin auf. Das soll dabei nicht als Kritik verstanden werden, gehört Martin meiner Meinung nach zu den besten, weil eindringlichsten, Sängern im Bereich Hardrock.

Sicher haben TENTH PLANET auch eine etwas metallischere Seite an ihrer Musik, diese liegt aber soundtechnisch nicht so sehr im Grunge wie von der Plattenfirma erklärt (als Beispiel werden dort ALICE IN CHAINS angeführt), sondern eben eher im traditionellen Heavy Metal oder gar Nu Metal. So klingt das Riff im Opener See Yourself eher nach GODSMACK. Das darauf folgende Lose Your Mind ist dann hingegen eher ein wenig von RAMMSTEIN beeinflusst, mit den elektronischen Keyboardsounds im Hintergrund zu der schwer riffenden Gitarre.

Zugleich schaffen es TENTH PLANET aber immer problemlos diese Härte mit der nötigen Eingängigkeit zu paaren und eine gewisse Eigenständigkeit zu erlangen. Die große Stärke sind dabei die hervorragenden Gesangsmelodien von Oullette, die sich nicht nur im Ohr festsetzen, sondern zugleich auch unter die Haut gehen. Dessen raue und etwas tiefere Stimme vermittelt eine gewisse Faszination, die einen weiteren Anreiz für TENTH PLANET schafft.

Das Besondere an der Musik von TENTH PLANET ist aber die emotionale Tiefe, die heutzutage nur noch wenige Bands für sich reklamieren können. Die Songs sind allesamt, sowohl musikalisch als auch lyrisch, sehr aufwühlend. Anspieltipps dafür sind Little Nation, das bereits erwähnte Drafty und das folgende Line In The Sand. In diesen beiden Songs setzt sich Oullette auch sehr kritisch mit den Themen Krieg und Vaterlands-Verbundenheit auseinander. Generell sind die Texte dazu angelegt, sich damit zu beschäftigen und auseinanderzusetzen. TENTH PLANET dürften zudem eine der wenigen Bands sein, die unter ihren Einflüssen neben Bands wie BLACK SABBATH, ALICE IN CHAINS, STONE TEMPLE PILOTS, RADIOHEAD, PINK FLOYD und U2 auch die Philosophen Erich Fromm und Albert Camus aufführen.

Aber faszinierend ist vor allem die Fähigkeit der Band, packende Melodien zu schreiben ohne sich dabei zu wiederholen. Keines der 11 Lieder und ein Instumental fällt in irgendeiner Form qualitativ ab. Alle zeichnen sich durch einen starken Spannungsbogen aus, der den Hörer geradezu zwingt, das Album wieder und immer wieder anzuhören. Der Gesang ist durchgängig eingängig und emotional packend, die Gitarre von Brian Paul ist mal aggressiv-griffig, mal verträumt-sphärisch und dabei immer sehr melodiös. Häufig kommen sogar alle Qualitäten des Gitarristen in ein und demselben Stück vor. TENTH PLANET sind also eine echte Empfehlung für alle, die auf sehr gute, harte Rockmusik mit viel Power stehen, aber auch alle, die ihre Musik emotional aufwühlend und voller Gefühl mögen. Für Fans von THE TEA PARTY oder Jeff Martin gehören TENTH PLANET sowieso in die Kategorie "Pflichtkauf".

Angesichts dieser Qualität ist es umso erstaunlicher, wieso TENTH PLANET ein solches Meisterwerk (und nichts anderes ist "Everything Is Never Over") nicht über eine Plattenfirma sondern in Eigenregie produzieren und veröffentlichen müssen. Umso mehr gebührt den vier Kanadiern ein riesiges Lob dafür, nicht nur ein Album mit solchen Perlen zu veröffentlichen, sondern auch noch einen traumhaften Sound hinzubekommen, der manch andere Produktion namhafterer Bands ganz klar in den Schatten stellt. Vielleicht sollten manche Plattenfirmen ihren A&R-Leuten mal genauer auf die Finger schauen, wie ihnen ein solcher Diamant entgehen konnte.

Marc Langels, 12.01.2009

 

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