Terry Bozzio Composer Series, earMusic, 2016 |
Terry Bozzio | Schlagzeug, Percussions & alle Instrumente | |||
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CD 1: Fusion 1 (48:03) | ||||
01. North 101 | 06. Cityscape | |||
02. Joe | 07. Offering | |||
03. Existential | 08. What Is A Memory? | |||
04. Psychic Energy | 09. Watched (Under Surveillance) | |||
05. Arabia | 10. Me, Jeff & Tony | |||
CD 2: Fusion 2 (50:49) | ||||
01. Masked Man | 08. Psychopath | |||
02. Al & Doug | 09. Db Modal | |||
03. Blues For? | 10. OCD (Obsessive Compulsive Disorder) | |||
04. Miles | 11. Three Friends | |||
05. Fascist | 12. ADD | |||
06. Heavy Metal | 13. Rondo For Woodwinds | |||
07. Beast | ||||
CD 3: Classic (48:03) | ||||
01. Six Miniatures For Guitar & Piano | 10. Mayumi | |||
02. Far East | 11. Afro-Industrial Fugue | |||
03. Music For Idiots | 12. Orchid | |||
04. Ukiyoe (Full Version) | 13. An Adventure In Modern Spain | |||
05. Matsuri (Festival) | 14. Elegy | |||
06. Haiku (Go-Shichi-Go, 5-7-5) | 15. Drama | |||
07. The Courier | 16. Herr Nordegg | |||
08. Sunday Morning | 17. What She Never Heard | |||
09. Wisteria | 18. Ukiyoe (String Quartet Version) | |||
CD 4: Ambient (63:46) | ||||
01. Silenced | 10. Document 2.5 | |||
02. Self Deceived | 11. Siren | |||
03. Anime | 12. Dark Energy | |||
04. Liquid | 13. Yon Wa No Karasu (4 Crows) | |||
05. Displaced | 14. Fractalization | |||
06. Conversion Process | 15. Shrine | |||
07. Perception Of Honesty | 16. Cloud Chamber | |||
08. Trees In Winter | 17. In Memoriam 9-11 | |||
09. Dream | 18. Alone | |||
BluRay (50:01) | ||||
Solo At Landmark Studio (35:32) | Drum Set Up and Breakdown Timelapse Video (7:51) | |||
Introducing Terry Bozzio's Set (6:38) | ||||
Es gibt wohl nicht viele Drummer, die sich in ihrer Karriere einen solch exzellenten Ruf erworben haben wie Terry Bozzio. Bekannt geworden als Schlagzeuger bei Frank Zappa, in seiner Zeit mit dem genialen Schnauzbart-Träger nahm er sage und schreibe 26 Alben auf, darunter die wohl kommerziell erfolgreichsten wie “Sheikh Yerbouti“, “Joe’s Garage“, “Baby Snakes“ und eine ganze Reihe an Live-Veröffentlichungen. Anschließend gründete er zusammen mit Gitarrist Warren Cuccurullo (den er aus der gemeinsamen Zappa-Zeit kannte und der später lange Jahre bei DURAN DURAN aktiv war) die Band MISSING PERSONS, die es mit ihrer Mischung aus New Wave und Punk zumindest auf eine goldene Schallplatte –für das 1982er Werk “Spring Session M“ - in den USA brachten. Des Weiteren spielte Bozzio aber auch noch mit Bands wie KORN, FANTOMAS aber auch bei Werken von Richard Marx, Steve Vai oder Herbie Hancock (um hier mal nur einige ausgewählte Künstler zu nennen) mit.
Aber Bozzio hat nicht nur sein beeindruckend-gigantisches Schlagzeug-Set auf eine geradezu magische Art und Weise unter Kontrolle, er ist auch noch ein sehr versierter Komponist, der sich auf zahlreiche verschiedene Stile versteht. Diese werden auch in der vorliegenden Zusammenstellung “Composer Series“ ausgiebig beleuchtet. Dabei widmet sich eine der vier CDs dem „klassischen“ Schaffen von Bozzio, eine weitere CD beleuchtet die „Ambient“-beeinflusste Seite seines Werkes und gleich zwei CDs sind gefüllt mit der Mischung aus Rock und Jazz, kurz bezeichnet als „Fusion“. Das Paket beginnt denn auch mit diesem Doppel, das wohl die Seite an Bozzio zeigt, die die meisten Musikfans von ihm erwarten. Knapp 100 Minuten lang geht es Bozzio dabei aber nicht nur darum, seine solistischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, sondern es wurden schon die Lieder ausgewählt, die seine Werke am besten repräsentieren. Was ein wenig überrascht ist, dass die Songs insbesondere auf der ersten CD ein wenig zu gleichartig gestrickt sind, sowohl was das Tempo, den Aufbau und auch die Instrumentierung betrifft. Erst auf der zweiten Scheibe wird es etwas experimenteller und wenn man so will „abgefahrener“ – also eher das, was man von Bozzio erwartet.
Bei der CD, die den Ambient-Sounds gewidmet ist, findet man allerdings leider wieder das selbe Problem wie auf der ersten Fusion-Scheibe. Die Stücke sind sich meist zu ähnlich, so dass es nicht immer einfach ist, der Musik zu folgen – oder es auch zu wollen. Da hätte man sich schon ein wenig mehr, insbesondere rhythmischen, Wagemut gewünscht. Aber stattdessen gibt es etwas mehr als eine Stunde lang zumeist sehr standardmäßig gehaltenen Ambient (einmal abgesehen von dem sehr japanisch beeinflussten Yon Wa No Karasu (4 Crows)). Man darf zwar davon ausgehen, dass hier die Rhythmen nicht vom Computer eingespielt wurden, aber wirklich innovativ oder besonders eigenständig mag mir das Ganze hier nicht erscheinen. Am besten gefällt mir dabei noch der Song Trees In Winter, auch wenn bei gerade diesem rhythmisch eigentlich besonders wenig passiert.
Damit ist – etwas überraschend – das „klassische“ Album das musikalisch vielleicht spannendste der Zusammenstellung. Hier ist die Abwechslung doch um einiges größer und es kommt zu mehr musikalischen Überraschungen. Auch wenn hier die Rhythmus-Abteilung stellenweise komplett aufgegeben wird. Dafür kann Bozzio hier seine Qualitäten als Komponist – und darum geht es ja eigentlich auch primär in einer “Composer Series“ – deutlich besser zur Geltung bringen. Teilweise erinnert mich das dann an die klassischen Spätwerke von Frank Zappa, wie zum Beispiel bei Music For Idiots. Aber auch auf dieser Scheibe zeigt Bozzio wieder seine Faszination und Begeisterung für japanische Musik und deren Sounds. Generell ist es aber empfehlenswert, das Booklet beim Hören zur Hand zu nehmen, denn darin erfährt man beim jeden Song etwas über die Entstehungsgeschichte und bekommt zudem noch einen Eindruck von Bozzios Schaffen als Maler, ein Bereich, in dem er ebenfalls über ein großes Talent verfügt.
Auf der BluRay oder auch DVD bekommt man einen Eindruck von Bozzios wahrlich gigantischem Schlagzeug, das von den Ausmaßen her dem von DREAM THEATER-Drummer Mike Mangini sogar noch deutlich überlegen ist. Hier würde ein Laie sicherlich ein eigenes Navigationsgerät benötigen. Natürlich zeigt der Meister dann auch mit einem beeindruckenden aber niemals langweiligen knapp 35-minütigen Schlagzeug-Solo, wie er es beherrscht – und auch seine zahlreichen anderen Rhythmus-Instrumente. Dieses 5-Disc-Set bietet wirklich einen sehr umfassenden Überblick über das Schaffen von Bozzio als Schlagzeuger und Komponist. Seine musikalische Bandbreite ist dabei wirklich erstaunlich und wird nahezu komplett auf den vier CDs und der DVD abgebildet. Dabei ist es für das Solo-Schaffen eines weltweit renommierten Schlagzeugers sehr erstaunlich, wie wenig – einmal abgesehen von der DVD - hier die Arbeit an seinem Haupt-Instrument in den Fokus gerückt wird. Insofern ist das Paket eigentlich am beste geeignet für Fans, die sich für elektronische Sounds interessieren, denn die bekommen sie hier zuhauf geboten.