T.G. Copperfield

Steppenwolf

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 04.07.2024
Jahr: 2024
Stil: Americana
Spiellänge: 28:21
Produzent: T.G. Copperfield

Links:

T.G. Copperfield Homepage

T.G. Copperfield @ facebook


Plattenfirma: Timezone Records

Promotion: Brooke-Lynn Promotion


Redakteur(e):

Frank Ipach


s. weitere Künstler zum Review:

Tom Petty

Neil Young

JJ Cale

Titel
01. From The Cradle To The Grave
02. Burn In Hell
03. The Lord Of The Flies
04. My Dirty Mind
 
05. Jonah & The Whale
06. Highway Café
07. The Night Is Coming Down
08. The Call Of The Wild
Musiker Instrument
T. G. Copperfield Vocals, Guitars
Michael 'Air' Hofmann Drums, Percussion, Backing Vocals
Claus Bächer Keyboards
Alexander 'Schotti' Schott Bass

Das passt irgendwie gut zur augenblicklichen Situation. Alles geht den Bach runter. Der Niedergang der Musik wird ausgerufen und die Älteren unter uns, also die die in den Vierziger, Fünfziger, Sechziger, Siebziger und Achtziger Jahren geboren wurden, reiben sich verwundert die Augen, warum bloß ein so wertvolles und Freude spendendes Kulturgut zur Hintergrundbeschallung bzw. zur Blitzlicht abhängigen Momentaufnahme mutieren konnte. Die Zeichen der Zeit sind aber leider nicht wegzudebattieren. Offenbar hat niemand Lust noch etwas zu investieren oder zu bewegen. Außer vielleicht den scrollenden Zeigefinger auf dem Bildschirm.

Einer der seit Jahren ohne Ende investiert, alle Hände voll zu tun hat und sich Jahr für Jahr tiefer ins Bewusstsein seiner Hörerschaft spielt, ist der umtriebige und mächtig talentierte T.G.Copperfield. Der sympathische Cowboy aus der Oberpfalz, bei dem offenbar keine einzige Woche vergeht, in der er nicht zumindest einen Song fürs kommende Album in seinen Soundtresor schließt, lässt seiner Kreativität wieder freien Lauf. Schön, wenn die Ideen so sprudeln. Deshalb nehmen wir es auch ohne großes Erstaunen zur Kenntnis, dass unser geschätzter Workaholic Tilo Copperfield mit "Steppenwolf" gerade mal knapp 14 Monate nach seinem letzten Output "Out In The Desert" - jene glanzvolle Southern-Rock inspirierte Kollaboration mit Ben Forrester - schon wieder mit einer frischen Songsammlung überrascht.

Fast wie in den alten Tagen professionell aufgenommener Musik - ich denke da an die Fünfziger und Sechziger Jahre - hat sich die Copperfield Band mit den inzwischen schon etablierten und unverzichtbaren Michael 'Air' Hofman (Drums) und Keyboarder Claus Bächer nebst Neuzugang 'Schotti' Schott (Bass) im Studio "Mühle der Freundschaft" verschanzt, um mit dem etablierten Recording Engineer Marcus Praed (Tito & Tarantula, Kai Strauss Band, Tommy Schneller) ein unverstelltes musikalisches Statement, eine scharfe Momentaufnahme einzuspielen, die nach 15 Stunden 'Live im Studio" im Kasten war. Die 8 Songs spiegeln genau Copperfields Idee wider, der Zeit insofern ein Schnippchen zu schlagen, als man standfest daran klebte, keine der Nummern häufiger als vier Mal einzuspielen, um dann den besten dieser Takes fürs Album zu nehmen. Nichts fällt hier in die verführerischen Hände der Überproduktion, nichts versinkt im Meer des Überdenkens, und rein gar nichts wird ein Opfer teuflischer KI. Just music made by human beings.

Musikalischerseits machen wir Bekanntschaft mit 8 neuen Copperfield Kompositionen, die sich meistenteils durch hinlänglich bekannte Americana-Vibes schlängeln, gerne den sogenannten Unplugged-Gedanken feiern und sich in sprichwörtlich kargen Arrangements wiederfinden, die auf der Schnittstelle zwischen Singer-Songwriter, Country und Rock balancieren. Der eine richtig heftige Ausreißer in Sachen Rock macht mit dem wütenden Anti-Kriegs-Song Burn In Hell keine Gefangenen und überzeugt mit messerscharfen Rhythmusgitarren à la Neil Young. Das Solo am Ende hätte man durchaus noch 'ne Minute länger zelebrieren können. Wahrscheinlich wird's dann im Live-Kontext um so heftiger.

Ansonsten geht es etwas sanfter und bedächtiger zur Sache. Copperfields stets favorisierten Eckpfeiler, die breiten Schultern an die er sich als gereifter Songwriter gerne anlehnt, sind nach wie vor eben genannter Neil Young, natürlich der große Tom Petty und der unschlagbar lässige J.J. Cale, der zweifellos für ein relaxtes Kleinod à la The Night Is Coming Down verantwortlich zeichnet. Eine feine Nummer, die mit einem coolen Orgelsolo brilliert. Mit Jonah & The Whale erlaubt sich Tilo sogar mal eine schwächere Nummer, die aber den guten Gesamteindruck dieses Albums kaum schmälert. Denn wer wie einst Harry Haller in Herman Hesses "Steppenwolf" auf der Schwelle zwischen Gut und Böse, richtig und falsch, zähneknirschender Verwegenheit und sanft zurückhaltender Ausgeglichenheit tänzelt, darf sich neben vielen starken Momenten auch mal einen Moment der Schwäche leisten. Noch ist nichts verloren. Der Kampf geht weiter.

 

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