The Band Of Heathens, Tom Gillam, Bonn, Harmonie, 08.10.2009 |
Ist es nun Einbildung oder Tatsache, dass man sich anders verhält, wenn Fernsehkameras im Saale surren? Bei der Rockpalast-Aufzeichnung für die Roots-Musik-Sendereihe 'Crossroads' in der Bonner 'Harmonie' am Donnerstag (8.Oktober) schien es zumindest so, als sei Tom Gillam ein wenig angespannter, oder besser gesagt nicht ganz so locker und gelöst drauf wie einige Tage zuvor während seines Gigs im Weseler 'Karo'. Das mag wohl auch an den ausgegebenen zeitlichen Restriktionen der TV-Verantwortlichen gelegen haben oder aber am unbedingten Willen der Musiker, bloß nichts falsch zu machen. Denn es schauten und hörten schließlich nicht nur die knapp 200 Gäste in der 'Harmonie' vor Ort zu, sondern zukünftig auch im TV einige Zehntausende, zumindest wenn es gut läuft und die Leute zu nächtlicher Sendezeit den Einschaltknopf ihres TV-Geräts finden. Da möchte man natürlich eine gute Figur machen, bloß kein Lapsus, kein Verspieler, keine peinliche Situation heraufbeschwören. Doch wenn dann in der Nacht vom 22. auf den 23. November 2009 die erste Zusammenfassung des gestrigen Events ausgestrahlt wird, dürfte das Publikum dennoch einen recht gut aufgelegten und spielfreudigen Tom Gillam samt Band erleben, fehlerfrei, versteht sich. Die Gillam Band zeigte sich gut in Form, spielte, ähnlich wie am Samsatg zuvor, wie aus einem Guss, lediglich Gestik, Mimik und Bühnenansagen fielen ein bisschen spärlicher aus. Bei Ready to begin, seinem nachdenklich autobiografischen Song über ausschweifendes Rock'n'Roll-Leben in Saus und Braus und dem gleichzeitigen Abgesang auf eben jenes, verzichtete Tom auf weitreichende Erläuterungen, verlor keine Silbe über seine drei Herzinfarkte und diverse Reanimationen. Keine Zeit für große Worte. Dafür gab's mal wieder große Momente auf der Slide-Gitarre, die der Mixer vielleicht doch ein wenig lauter hätte aussteuern können, ebenso die Soli des formidablen Co-Gitarristen Craig Simon. Ein Solo muss über dem Geschehen stehen, muss sägen, kratzen und schneiden, sich nicht verstecken. Ansonsten war der Gesamtsound aber ziemlich druckvoll, transparent und klasse. Gillam nutzte gegen Ende des Gigs die Gelegenheit, sein Bonner Publikum auf Mitklatschkurs zu trimmen, die dieser Animation auch bereitwillig folgten. Gute Stimmung allenthalben, guter Abgang, lächelnde Gesichter, Zufriedenheit. Leider keine Zugabe, jammerschade, nur 75 Minuten, dieser vermaledeite Zeitplan. Relativ kurze Umbaupause für die in den Startlöchern stehende THE BAND OF HEATHENS, den Senkrechtstarten aus der Roots-Musikhauptstadt Austin, Texas. Gelegenheit sich ein wenig umzuschauen, Bekannte von der Lost Highway Liste zu begrüßen und nach mehr oder weniger anonymen Jahren der redaktionellen Zusammenarbeit auch mal ein paar persönliche Worte mit Blue Rose Records Oberhaupt Edgar Heckmann zu wechseln, der sich natürlich zu Recht stolz auf seine Künstler zeigte. Nach knapp 30 Minuten ging's also weiter. Die BAND OF HEATHENS stellten ihr aktuelles Erfolgsalbum "One Foot In The Ether" vor. Der Sound im Saal noch besser, sprich knackiger und durchsichtiger als zuvor bei Tom Gillam. Die fünf Herren der HEATHENS vollbärtig oder auch frisch rasiert (Gordy Quist) oder mit abgesäbelter Matte (Bassman Whitney), zudem in coolen Klamotten gewandet und mit einer Armada noch coolerer Gitarren ausgestattet; Les Paul Gold Top, diverse Gibson SG, Telecaster, Stratocaster, Gibson Akustikklampfen, Lap Steel etc., die sie laufend hin und her wechselten. Als ich die Jungs im Februar 2009 zuletzt sah, waren sie schon gut, jetzt sind sie noch einen Tick besser, sprich spielen noch dichter, noch enger verzahnt, präsentieren sich quasi als Groove-Monster der liebenswerten Art. Diese Texaner musizieren einfach derart traumwandlerisch sicher und selbstverständlich miteinander, dass einem solche inflationär gebrauchten Floskeln wie 'Weltklasse' ohne rot zu werden über die Lippen kommen müssen. Und lächeln können sie inzwischen, hin und wieder legten sie ihren bierernsten Eifer, der mir zu Beginn des Jahres noch seltsam vorkam, beiseite und zeigten sich in drei, vier albernen und gelösten Momenten von einer zugänglicheren Seite. Gordy Quist mimte da sehr nett den Vorreiter. Selbst als Seth Whitneys Bassanlage mit Ausfallserscheinungen zu kämpfen hatte, bewahrten die Jungs Haltung und Professionalität und konterten diesen Lapsus lässig mit Colin Brooks Aphorismus: "Where's a roadie, when you need one...". Ein echter Musiker von Schrot und Korn kriegt sowas auch selbständig in den Griff, klar doch. |