The Beautiful South Golddiggas, Headnodders & Pholk Songs, Sony Music, 2004 |
Paul Heaton | Vocals | |||
Dave Hemingway | Vocals | |||
Alison Wheeler | Vocals | |||
Sean Welch | Bass | |||
Dave Rotheray | Guitar | |||
David Stead | Drums | |||
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1. You're The One That I Want | 7. This Old Skin | |||
2. Livin' Thing | 8. Don't Stop Moving | |||
3. This Will Be Our Year | 9. Till I Can't Take It Anymore | |||
4. Ciao! | 10. Rebel Prince | |||
5. Valentine | 11. Blitzkrieg Bop | |||
6. Don't Fear The Reaper | 12. I'm Stone In Love With You | |||
Wird dies der Herbst der Cover-Alben? Ist es die vierte oder fünfte Veröffentlichung mit altbekannten Songs in neuem Gewand?
Paul Wellers Zusammenstellung "Studio 150" kann (Achtung: Fan-Brille) zwar eh niemand mehr toppen, aber THE BEAUTIFUL SOUTH, die seit jeher als Leichtgewichte verschrien waren, schicken sich mit "Golddiggas, Headnodders & Pholk Songs" an, ihren etwas ramponierten Ruf zu korrigieren.
Unterhaltungsmusik im ureigensten Sinne, also Popsongs bei denen man nicht unbedingt auf dem Sofa verharren muss, sondern auch schon mal Zeitung lesen oder Kartoffeln schälen kann, besitzen ja durchaus ihre Daseinsberechtigung.
Wenn sie dann auch noch mit so viel Ideenreichtum, Mut zum Risiko und Spass an der Freude dargeboten werden, ist man tatsächlich geneigt, die Arbeit ruhen zu lassen und diesen verdammt ausgecheckten Arrangements etwas intensiver zu lauschen.
Und die Musiker verwirren direkt zu Beginn ganz gewaltig. Der Opener You're the one that I want (Olivia Newton-John & John Travolta) weckt schlimme Vorahnungen, erstickt sie aber nach wenigen Takten im Keim. Dieser, gerade in Deutschland, als affiges Rumgehopse in Erinnerung gebliebene Song, präsentiert sich als spannungsgeladener Mid-Tempo-Groove mit Folk-Charakter samt leicht geänderter Gesangslinie und einem beeindruckendem Streicher- und Bläserarrangement, welcher die ursprüngliche Stimmung dieses 70's Songs ins Gegenteil verkehrt.
Sofort ein Sack voller Pluspunkte auf der Habenseite.
So ziehen die Herrschaften von BEAUTIFUL SOUTH eine Überraschung nach der anderen aus ihrem Köcher und verschiessen ihre zuckergetränkten Pfeile ins Spasszentrum des Hörers. Jeff Lynnes ELO und deren Tanzschulenfeger Livin' thing erfährt eine kleine Swing-Injektion mit Besen-Schlagzeug und Contra-Bass (Danny Thompson). Wirklich klasse.
Willie Nelsons Valentine bleibt indes recht nah am Original. Die Nylon-String-Gitarre ist besser gestimmt als bei Old Willie und auf die Pedal-Steel wurde verzichtet. Schliesslich haben wir es hier mit Engländern zu tun. Übrig bleibt immer noch ein lieblicher Schmuse-Song.
Eine Runderneuerung erfährt BLUE ÖYSTER CULTs Don't fear the reaper durch eine südamerikanische Salsa-Rhythmisierung und entsprechendem Piano und Percussion-Gerüst. Viel gewagt und doch gewonnen. Irgendwie witzig.
Die Adaption von Rufus Wainwrights Rebel Prince kommt zwar überraschend, hinterlässt aber trotz einer recht werkgetreuen und wenig innovativen Deutung einen angenehmen Eindruck.
Blitzkrieg Bop von den seligen RAMONES macht sich als einzige Ausnahme etwas unangenehm bemerkbar. Denn der einstmals donnernde Punk-Peitschenschlag wird hier zu einem Ringeltanz für alberne Kindergartenkinder. Seltsam.
Das schmälert allerdings nicht den guten Eindruck dieses alles in allem inventiven Albums. THE BEAUTIFUL SOUTH beweisen Mut zum Risiko, betören mit Witz und Charme und lassen deutlich mehr als einmal aufhorchen. Und dies ist schon viel mehr als man von ihnen erwarteten konnte.
Auf solch einem Qualitätsniveau lässt man sich doch gerne das eine oder andere Cover-Album gefallen.