The Cardigans

Super Extra Gravity

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 08.03.2006
Jahr: 2005

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Redakteur(e):

Jürgen Ruland


The Cardigans
Super Extra Gravity, Universal Music AB, 2005
Nina Persson Vocals
Peter Svensson Guitar
Magnus Sveningsson Bass
Lars-Olof Johansson Keyboards, Acoustic Guitar
Bengt Lagerberg Drums
Filip Runesson Strings
Martin Gjerstad String Arrangement
Produziert von: Tore Johansson Länge: 40 Min 36 Sek Medium: CD
1. Losing A Friend (Music: Peter Svensson; Lyrics: Nina Persson)7. Little Black Cloud (M: Svensson; L: Persson)
2. Godspell (M: Svensson; L: Persson & Nathan Larson)8. In The Round (M: Svensson; L: Persson & Larson)
3. Drip Your Teardrop (M: Svensson; L: Persson)9. Holy Love (M: Svensson; L: Persson & Larson)
4. Overload (M: Svensson; L: Persson & Larson)10. Good Morning Joan (M: Svensson; L: Persson & Larson)
5. I Need Some Fine Wine And You, You Need To Be Nicer (M: Svensson; L: Persson & Larson)11. And Then You Kissed Me II (M: Svensson; L: Persson & Larson)
6. Don't Blame Your Daughter (M: Svensson; L: Persson & Larson)

Man lernt nie aus... diese nicht völlig neue Lebensweisheit lässt sich auch auf das aktuelle Album der schwedischen CARDIGANS anwenden. Bis dato von mir in sträflicher Weise durch Nichtbeachtung behandelt, hat meinereiner eine Kurskorrektur vorgenommen. Gemäß dem Motto der DOOBIE BROTHERS, Listen To The Music, habe ich ihrem nicht mehr ganz neuen Album "Super Extra Gravity" ein wiederholtes Gehör geschenkt... und wurde überzeugt. Die Single I Need Some Fine Wine And You, You Need To Be Nicer kam von Anfang an prächtig herüber, doch das Album benötigte mehrere Durchläufe um richtig zu zünden. Jetzt allerdings befindet es sich in der persönlichen Dauer-Rotation...
Wie der Kollege Schmidt vor einiger Zeit treffend bemerkte, fiel das letzte Sheryl Crow-Album ("Wildflower", 2005) eher ruhig aus. Mir schlicht und einfach zu langweilig, sieht man von den ersten Tracks auf der Scheibe ab. Nun gut, Geschmacksache. Auf dem Weg zur Arbeit, um halb fünf morgens, kommt mir dann plötzlich ein Wahnsinnssong entgegen, den ich eigentlich Mrs. Crow zugeordnet hätte: Don't Blame Your Daughter. (An dieser Stelle die herzlichsten Genesungswünsche an Frau Crow. Möge sie schnellstens wieder gesund werden und uns noch viele Alben schenken!). Dem frühmorgendlichen/spätnächtlichen (je nach Aufsteh-Gewohnheit) Tran entrissen und plötzlich hellwach, war ich regelrecht hin und wech. Ganz weit wech!! Fragt mich nicht wohin, aber als der frühmorgen-/spätnächtliche (ich sag das jetzt kein drittes Mal, versprochen!) Moderator anschließend von den CARDIGANS redete, war mein Weg nach der beendeten Früh(st)schicht vorgegeben: In den nächsten erreichbaren Laden für Tonträger! (So etwas lädt man nicht runter, oder habt Ihr etwa kopierte Picassos, van Goghs etc. an Euren Wohnzimmerwänden hängen? Nur Originale... sagt Howard Bill Aristoteles R.).

Kramen wir mal ein bisschen in der Historie der CARDIGANS herum.
Das schwedische Quintett (Nina Persson - Vocals; Peter Svensson - Guitar; Magnus Sveningsson - Bass; Lasse Johansson - Keyboards, Acoustic Guitar; Bengt Lagerberg - Drums) brachte bereits 1994 mit "Emmerdale" sein Debut-Album heraus. Beileibe also keine blutigen Anfänger. Und wer jetzt meint diese Seite mutiere zum Home-of-Pop lese bitte weiter.
Verbunden durch ihre gemeinsame Liebe zum Hard Rock (!), gründeten Svensson/Sveningsson in einer Stadt namens Jonkoping, die sich eher durch ihre sage & schreibe zweiundfünfzig Kirchen als durch eine pulsierende Rock'n'Roll-Szene auszeichnet, eine Band namens THE CARDIGANS. Jonkoping zeichnet(e) sich nicht unbedingt als das Mekka für zukünftige musikalische Unternehmungen aus. Folgerichtig suchte man sein Heil in den Metropolen und landete in Malmö, der drittgrößten Stadt Schwedens. Gitarrist Peter Svensson zeichnete für den größten Teil der Musik verantwortlich, während die textliche Seite von der gesamtem Band bestritten wurde. Relativ schnell kam man bei einem Label unter und gewann im Heimatland einen Preis für das beste Album des Jahres 1994.
Zwei Jahre darauf wurde der Grundstein zum endgültigen Durchbruch gelegt. Die Single Lovefool erschien vorab zum Album "First Band On The Moon" (1996) und sorgte für Platzierungen in den Top 40. 1997 dann wurden THE CARDIGANS in die Sphären der internationalen Superstars katapultiert. Als Bestandteil des Soundtracks zum Film "Romeo & Juliet" brachte es Lovefool im Frühjahr des selben Jahres zu Nr.1-Notierungen in den USA und Großbritannien. Weltweit über 2,5 Millionen verkaufte Exemplare des Albums, mit Platin-Auszeichnungen in den USA und Japan sowie Gold im United Kingdom bescherten der Band auch Gastauftritte in TV-Serien wie "Beverly Hills 90210" oder der "David Letterman Show" (... in good ol' Germany in etwa vergleichbar mit Johannes B. Kerner?).
Die Folgen des weltweiten Erfolges von Lovefool und "The First Band On The Moon" erwiesen sich als nahezu endlos. Eine große Tournee rund um den Globus wurde begleitet von einem Marathon durch Sessions in zahllosen Radio-Stationen und unzähligen Presse- und Fernsehinterviews.
Trotz des weltweiten Erfolges blieb man seinen Wurzeln treu und nahm in den Studios ("Country Hell") ihres bisherigen Produzenten Tore Johansson, gelegen neben dem malerischen Svaneholm Castle in Malmö, das nächste Album "Gran Tourismo" (1998) auf. Die Singleauskopplungen My Favourite Game und Erase/Rewind entwickelten sich erneut zu weltweiten Hits, während das dazugehörige Album wiederum mehr als 2,5 Millionen Male über die Ladentheke ging.
Der nachfolgende Longplayer "Long Gone Before Daylight" (2003) erhielt durchweg positive Kritiken und bescherte den CARDIGANS ausgedehnte Tourneen. Im Sommer des Jahres bei Festivals in ganz Europa und Großbritannien auftretend, folgte im Herbst '03 eine Tour durch die größeren Clubs des alten Kontinents. Die nordamerikanischen Dates präsentierten die CARDIGANS dort weitere vier Monate on the road.
Wie Gitarrist/Komponist Peter Svensson verlauten ließ, wäre man einfach nicht die CARDIGANS, würde Album für Album nach dem selben Schema konzipiert. Nachdem "Long Gone Before Daylight" eher majestätisch und ausgewogen ausfiel, gingen die Planungen für "Super Extra Gravity" in eine andere Richtung. Die Band rebellierte quasi gegen ihre eigenen Erfolg und schuf ein vergleichsweise ungebärdiges und spektakuläres neues Werk. Sängerin/Texterin Nina Persson fügte ergänzend zu, das Ganze sollte irgendwie "fremd-" und natürlich "großartig" klingen. Jeder Song für sich sollte etwas "verdrehtes und spektakuläres" beinhalten.
Nach etlichen Durchläufen und einer intensiveren Befassung mit den im Booklet abgedruckten Texten, kann man das auch so stehen lassen. "Super..." ist in der Tat eindrucksvoll ausgefallen.

Rund zehn Jahre nach ihrem Durchbruch hat sich im Lager der CARDIGANS einiges getan. Neben der steten musikalischen Weiterentwicklung hat es in den Familien von Bassist Lasse Johansson und Schlagzeuger Bengt Lagerberg Zuwachs gegeben. Schon alleine durch den Kindersegen bedingt, schlug man bei den Aufnahmen zu "Super Extra Gravity" auch eine veränderte Arbeitsweise ein. Zwölf Tagen mit Aufnahmesessions folgten acht freie. Während dieser Pause schickte Svensson dann Demos mit neuem Songmaterial an Frau Persson, welche anschließend die dazugehörigen Texte oft gemeinsam mit ihrem Gatten Nathan Larson, einem namhaften amerikanischen Komponisten für Filmmusik, verfasste.
Was sich hier wie eine regelrechte Hit-Fabrik liest, sollte lt. Nina Persson lediglich ein disziplinierteres Arbeiten darstellen. Das Leben in einer Rock-Band mit dem normalen Alltag in Einklang zu bringen sei so am besten realisierbar gewesen. Letztendlich hat sich das veränderte Vorgehen bei den Aufnahmen hörbar ausgezahlt.
Wer aufgrund dieser durchdachten Arbeitsweise ein glatt poliertes Album erwartet wird sich getäuscht sehen. "Super..." ist vergleichsweise ungezügelt ausgefallen und kommt keinesfalls vorausschaubar daher. Die erste Single I Need Some Fine Wine And You, You Need To Be Nicer wirkt selbstbewusst und ein wenig frech. Ein Ohrwurm par Excellenze und musikalisch Meilen vom einstigen Hit Lovefool entfernt. Einfach nur mal genau darauf achten, mit welch leisem Druck Nina das Wort sit "hinausfaucht". Fans des melodischen Gitarren-Pop-Rock sollten sich den Song vormerken.

Jeder einzelne Track steht für sich. Abwechselnder Sound und Lyrics die zwischen Kraft und Verletzlichkeit pendeln, lassen nie den Eindruck eines zu homogenen oder gar freundlichen Album entstehen. Weit von jeglichem Einheitsbrei entfernt macht sich vielmehr der Eindruck von Umsetzungen spontaner Ideen und Einfälle breit. Ist I Need Some... keck und fordernd, so breitet sich beim folgenden Don't Blame Your Daughter eher das Gefühl der Verletzlichkeit aus. Traurig und zugleich wunderschön. Die eingesetzten Streichinstrumente betonen diese Empfindungen zusätzlich. Wie bei vielen Tracks auf "Super Extra Gravity" besticht auch hier das ausgefeilte Arrangement, welches zu keiner Sekunde den Anschein des "zu viel" entstehen lässt. Spontanität gilt als Prämisse.
Sunny Afternoon (THE KINKS) oder Blackberry Way (THE MOVE) haben circa vierzig Jahre auf dem Buckel. Drip Your Teardrop ist vergleichsweise brandneu, steht jedoch voll in der Tradition dieser kleinen Meisterwerke. Das Arrangement sorgt auch hier dafür, dass man es nicht nur mit einem Song sondern mit einem weiteren Prachtexemplar zu tun bekommt, welches sich bedenkenlos in die Reihe der gerade genannten einfügen lässt.
Dabei startet das Album relativ sperrig. Losing A Friend wird den größten Teil derjenigen Hörerschaft verschrecken, welche ihren Kaufreiz auf das Anhören des ersten Tracks beschränkt. Losing... taugt eher zum Hören und Genießen auf der Wohnzimmercouch bei einem schönen Glas Wein als zur Berieselungsmusik im Supermarkt. Ähnlich verhält es sich bei In The Round und Holy Love, wo einen besonders der Gesang von Nina Persson fordert. Nicht unbedingt mit der kraftvollsten Stimme gesegnet, kämpft sie mit eher düsteren Melodien. Bei mir bleibt die Ampel nach wie vor auf "grün". Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass der eine oder andere sich hier eine andere Vocalistin wünschen würde. Sagen wir mal Ann Wilson (HEART). Wie wär's mit einem Cover, Mädels?
Godspell fällt heftiger aus und deutet auf die Hard Rock-Vergangenheit einiger Bandmitglieder hin. Ähnlich Little Black Cloud, bei dem die Band für ihre Verhältnisse kräftig abrockt. Ohnehin lässt sich erfreulicherweise feststellen, dass Gitarrist Peter Svensson nicht nur für den Löwenanteil der Musik, was das Komponieren betrifft, zuständig ist, sondern auch sein Instrument überall deutlich vernehmbar ist. Ob elektrisch oder akustisch, "Super Extra Gravity" fällt angenehm gitarrenlastig aus.
Ein Good Time-Album liegt hier gewiss nicht vor. Die Stimmungen schwanken, die Grundrichtung ist nachdenklich. Good Morning Joan (lt. Band-Info "feat. a wall of guitars") klampft zwar so richtig schön geradeaus, aber einfach nur "let's party" ist auch hier nicht angesagt.
Das abschließende And Then You Kissed Me II zeigt noch einmal die ganze Stärke der CARDIGANS auf. Während andere Bands Schwächen beim Songmaterial durch eine Fülle von Soundtüfteleien zu kaschieren versuchen, offenbart sich bei jedem Hördurchgang von "Super Extra Gravity" ein weiterer Edelstein.

Transparenter und verglichen mit anderen Veröffentlichungen der Sparte Pop-Rock rauer Sound lassen das Album so klingen als könne man es im nächsten Club ohne Probleme live reproduzieren. Während ihre Landsleute von ROXETTE trotz guter Konzerte aufgrund ihrer teils arg popigen Alben niemals richtig vom Rock-Lager akzeptiert wurden und die belgischen K's CHOICE nach guten Ansätzen nahezu in der Versenkung verschwunden sind, beweisen die CARDIGANS, dass man mit ausgefeilten Tracks auch bei Hörern der härteren Gangart Punkte sammeln kann. Exzellentes Songwriting, klasse Arrangements und eine saubere Produktion zeichnen "Super Extra Gravity" aus.
Ein Album, das man als solches einer "ganzen" Band verstehen kann und nicht nur als jenes von Frau & Mann & und Begleitcombo.
Volltreffer!

Jörgen Rulandsson, 08.03.2006

Alter Schwede, geben Sie doch einfach zu, dem Charme von Frau Persson hoffnungslos verfallen zu sein und reden sie nicht ums heisse Knäckebröd herum! Wir haben hier schon andere Elche auf Balz erlebt.
Ihr Beratungsteam Dr. Sven Sommer

 

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