The Gathering The West Pole, Psychonaut Records/Soulfood Music, 2009 |
Silje Wergeland | Vocals, Grand Piano | |||
Hans Rutten | Drums, Percussion | |||
René Rutten | Electric Guitars, Acoustic Guitars, Stylophone | |||
Marjolein Kooijman | Bass | |||
Frank Boeijen | Keyboards, Piano, Harmonium, Vibraphone | |||
Guests | ||||
Anne van den Hoogen | Vocals on Track 06 | |||
Marcela Bovio | Vocals on Track 08 | |||
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01. When Trust Becomes Sound | 06. Capital Of Nowhere | |||
02. Treasure | 07. You Promised Me A Symphony | |||
03. All You Are | 08. Pale Traces | |||
04. The West Pole | 09. No One Spoke | |||
05. No Bird Call | 10. A Constant Run | |||
Für die Band THE GATHERING ergab sich 2007 eine einschneidende Veränderung. Die allseits hoch geschätzte, beliebte und anerkannte Sängerin Anneke van Giersbergen stieg aus und hinterließ zunächst eine nur schwer zu schließende Lücke. Schließlich sind mit ihrem Namen die ganz großen Meisterwerke und Erfolge der Niederländer, von denen hier nur die beiden brillanten Longplayer ’Mandylion’ (1995) und ’Nighttime Birds’ (1997) genannt seien, verknüpft. An ein Aufhören verschwendeten die anderen Mitglieder von THE GATHERING dennoch keinen Gedanken. Es sollte auch ohne Frau van Giersbergen weitergehen, weshalb man sich an das Verfassen von Stücken machte und die Suche nach einer neuen Vokalistin aufnahm. Als Interimslösung war zunächst daran gedacht, mit dem Gesang auf ’The West Pole’ männliche und weibliche Gastsänger zu betrauen. Da sich zwischenzeitlich aber der gewünschte Effekt einstellte und eine sowohl in musikalischer, als auch in menschlicher Hinsicht zu THE GATHERING passende Frontfrau gefunden werden konnte, erübrigte sich diese Absicht. Silje Wergeland heißt die Dame, ist Norwegerin und bei der aus ihrem Heimatland stammenden Gothic/Doom Metal Formation OCTAVIA SPERATI aktiv, die momentan pausiert. Mit neuem Elan vollendete das Quintett die Produktion von ’The West Pole’. So nennt sich das erste Studioalbum seit "Home" (2006), welches zugleich das 20-jährige Bandjubiläum markiert.
Also, um ehrlich zu sein, stellte ich mir nach Anneke van Giersbergens Entschwinden selbst zunächst die Frage, ob THE GATHERING ohne sie überhaupt würden weiterexistieren können. Und sollte dem tatsächlich so sein, ergab sich daraus natürlich wie von selbst die Folgefrage, ob sie dann das ausnahmslos hohe Niveau, auf dem sie sich seit 1994 bewegten, auch wirklich würden halten können. Jetzt, kurz nach dem Anhören der ersten Veröffentlichung der Post-van-Giersbergen-Ära, kann ich erleichtert beide Male mit einem klaren und deutlichen “Ja“ antworten.
Die neuen Tracks sind samt und sonders von allererster Qualität. Sie liegen, wieder einmal, fernab von Metal jeglicher Art. Dafür rocken sie aber ganz anständig, sind von den Gitarren dominiert und haben jede Menge Atmosphäre. Die Stimmung kann hauptsächlich mit Melancholie bezeichnet werden und wirkt in ihren "fröhlichsten" Momenten allenfalls verhalten undüster. Die Melodien und Rhythmen sind phasenweise regelrecht hypnotisierend und dermaßen mitreißend, dass es für den Hörer kein Entrinnen aus diesem musikalischen Universum gibt. Dazwischen sorgen ruhige und entspannende Klänge für Abwechslung und gönnen den Gehörnerven etwas Zeit zum Verschnaufen. Insgesamt kann man sagen, dass THE GATHERING, egal, ob sie gerade Doom Metal, Death Metal, Rock, Trip Rock, Art Rock, Prog Rock oder Klängen jenseits jeder Härte frönen, mittlerweile längst einen für sie typischen Sound gefunden haben. Der Wiedererkennungswert ist nicht zuletzt auch wegen der neuen Vokalakrobatin enorm hoch. Silje Wergeland verfügt über eine tolle und varable Stimme, die, auch wenn sie nicht ganz daran heranreicht, an die ihrer Vorgängerin erinnert und perfekt zu den Songs passt. Übrigens können auch die Beiträge der Gastsängerinnen Anne van den Hoogen und Marcela Bovio (STREAM OF PASSION) mit der hohen Qualität der Darbietungen der anderen Mitwirkenden mithalten.
’The West Pole’ ist formidabel eingespielt und produziert. Da gibt es bei THE GATHERING mal wieder überhaupt nichts auszusetzen. Alles sitzt, wackelt und hat Luft. So darf es gerne weitergehen. Ich bin schon auf die nächsten Schöpfungen gespannt.
THE GATHERING stellen mit ’The West Pole’ eindrucksvoll klar, dass mit ihnen auch zukünftig weiterhin zu rechnen sein wird. Egal, ob im Bezug auf die Kompositionen oder die Wiedergabe derselben, die alte Klasse ist unüberhörbar nach wie vor da. Wer der Truppe, ganz unabhängig von ihren Stilwechseln, ohnehin schon immer die Treue hielt, wird mit dem Longplayer sicher glücklich werden. Musikfreunde, die nach Alternativen zum rockmusikalischen Einheitsbrei suchen, dürften sich darüber ebenfalls sehr freuen. THE GATHERING haben auch in der neuen Besetzung alle Chancen gewahrt, endgültig zum Klassiker zu avancieren, wenn sie es denn nicht ohnehin schon sind.