The Halyards Fortune Smiles, Cheshire Records, 2010 |
Carl Funk | Vocals, Acoustic Guitar, Mandolin | |||
Larry Mason | Vocals, Acoustic Guitar, Drums | |||
Eric Tingstad | Electric, Acoustic, Lap Steel and Classical Guitars, Bass, Percussion, Backing Vocals | |||
Garey Shelton | Bass | |||
Janet Baltzo | Hammond Organ | |||
Terry Lauber | Pedal Steel | |||
Andrew Joslyn | Violin | |||
Will Dowd | Drums, Percussion | |||
Orville Johnson | Banjo, Dobro | |||
Ed Rupprecht | Resonator and Electric Guitar | |||
Nancy Rumbel | Ocarina | |||
Narayan Baltzo | Trumpet | |||
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01. Welcome Home | 07. He's Walking By | |||
02. Marley's Lament | 08. The Streets Of Laredo | |||
03. Earthbound | 09. Delicate Touch | |||
04. Lost In Mexico | 10. It's Over Now | |||
05. Another Night's Distraction | 11. Fortune Smiles | |||
06. Best Kept Secret | 12. Heron Cove | |||
"Americana doesn't have to be twang - The Halyards will serve as a fine reminder," so sagt es zumindest Pete Knapp über diese Band aus Seattle an der Pazifik-Küste der USA. Wer sich dieser Meinung über Americana-Musik nicht anschließen möchte, der kann dann die 43:39 Minuten, die die Scheibe für einen Durchlauf benötigt, anders verbringen als mit gedankenverlorenem Hinhören oder assoziativem Aufhorchen.
Denn das stimmt schon, Mister Knapp, mit twang und big bang hat's hier nicht so viel. Hier gibt's wohl gewählte Vollwertkost für die Ohren. Nun, das sollte man auch erwarten dürfen, wenn ein Debut-Album 35 Jahre braucht um fertig gestellt zu werden - wie die Band halb im Scherz über ihr Werk "Fortune Smiles" aussagt. So ist dies eben ein reifes Album gestandener Männer in den besten Jahren. Gestanden und bestanden haben sie übrigens u.a. bei den Brandos bei denen Funk & Mason an deren Hits Gettysburg und Anna Lee mitwirkten, sowie bei der Seattle-Gruppe The Allies. Und Mastermind Tingstad musste in all den Jahren der Vorbereitung auch noch mal eben den Grammy gewinnen; da bleibt nicht immer die Zeit für anderes.
Die Besetzungsliste zeigt, das wir hier den Zweig des Alt. Country im Americana vor uns haben. Und dieser Zweig wächst selbstbewusst zwischen denen des Rock und Pop; gradlinig sonnenwärts und stark. Sicherlich gibt es an diesem Stamm andere, die kräftiger sind, aber dieser trägt 12 gesunde, schmackhafte Früchte.
Die Songs der Halyards zeigen diese relativ neue "politische" Bewegung in der amerikanischen Musikkultur. Aufgewacht durch die lange Liste der amerikanischen gesellschaftlichen Besonderheiten, Umweltkatastrophen und innen- und aussenpolitischer Neuorientierungen seit dem Amtsantritt Obamas, singen die Jungs in einer nonchalanten, aber für Amerikaner sicherlich doch sehr verbindlichen Weise über Herausforderungen des alltäglichen Lebens: Reichtum und Armut, gerade aktuell auch bei den amerikanischen Superreichen thematisiert, Gleichgültigkeit und (christliche) Nächstenliebe, und die Kraft und Schwäche des Individuums. Dazu diese entspannte Musik machen ihre Lieder sehr empfehlenswert, selbst wenn wir hier im Alten Europa oft ganz andere Wege finden, um diese Themen bewußt zu machen.
Für eben diese entspannte Musik zeichnen sich neben dem Trio eine Reihe weiterer Musikanten aus, unter denen mindestens zwei besondere Beachtung verdienen. Das ist zum einen der Trompeter Narayan Baltzo in Lost In Mexico und Nancy Rumbel an der Okarina (!) in Marley's Lament. Ob es sich bei den Halyards in diesem Stück um eine Inspiration zu Ch. Dickens "A Christmas Carol" handelt, verrät das Booklet leider nicht. Lost in Mexico kommt im typischen Mariachi und hat was von Willie de Ville oder auch Rich Hopkins. Die Beziehung zum Nachbarland Mexiko wird in der amerikanischen Öffentlichkeit ja immer breiter behandelt; teilweise leider auch mit bizarren Resultaten. - Im Trad. The Streets Of Laredo wird ein Slow-Waltz geboten, der durch satten, aber nicht lauten Gitarren-Sound gefällt. Heron Cove überrascht mit einem Pink Floyd Zitat. Die Gitarren, das Zusammenspiel von akustischen und elektrischen, machen viel von dem Reiz dieser Musik aus. Exzellent aufgenommen wird ein klangliches Gleichgewicht geschaffen, welches durch die weiteren Instrumente optimal aufgewertet wird. Die Band selbst sagt darüber: "But, sometimes, with luck, timing, and hard work, ingredients become larger than the sum of the parts."
In den in Holland gelisteten Euro-Amercana-Charts (www.euroamericanachart.nl/charts.html) ist dieses Album im Juli auf Anhieb auf Platz neun gekommen. Das scheint nicht übertrieben! Vielleicht müssen wir uns ja nicht wieder 35 Jahre gedulden, bis das zweite Baby geboren wird, Männer!