The Heavy

'Du kannst dich nicht davonstehlen!'

( English translation by Google Translation by Google )

Interview

Reviewdatum: 28.11.2012
Stil: Alternative Rock

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Redakteur(e):

Kristin Krauß


The Heavy
Du kannst dich nicht davonstehlen!, Interview

Ausgelassene Stimmung ist bei THE HEAVY Konzerten eine Selbstverständlichkeit. Nordamerika hatte in den vergangenen Monaten bereits die Ehre und zuhause im Königreich spielen die Briten mittlerweile ausverkaufte Konzerte. Für ein paar ausgewählte Audienzen kam die Band im November nun auch wieder auf den europäischen Kontinent, um ihren teuflischen Genremix aus Rock, Blues, Vintage und diversen weiteren Zutaten live zu präsentieren. In Berlin traf HOOKED ON MUSIC Sänger Kelvin Swaby, Gitarrist Dan Taylor, Bassist Spencer Page und Schlagzeuger Chris Ellul zwischen Ankommen, Entspannen, Häppchen und Soundcheck. Wie sich zeigte, ist ausgelassene Stimmung auch hinter der Bühne ein passendes Attribut. Speziell Dan und Chris sind zum Scherzen aufgelegt und tragen gemeinsam mit Kelvin die Unterhaltung, während Spencer sich seinem Laptop widmet und die anderen machen läßt. Die Band ist entspannt, man trifft keine Zweckgemeinschaft an, sondern vor allem vier Typen die auf einer Wellenlänge sind – unter sich und mit ihrem Publikum.

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HOM: Wie kommen denn die neuen Stücke bei den Fans an?
Dan: Die Reaktion des Publikums ist gut. Das ist eigentlich immer so bei unseren Konzerten, jeder Veranstaltungsort war bisher gut.
Kelvin: Also überall seit wir mit der Tour gestartet sind – in den Staaten war es großartig, aber in Europa ist es genauso.

HOM: Ihr habt euch im Zuge der Veröffentlichung von "The Glorious Dead" auch zum Thema "drittes Album" geäußert, dass es eine besondere Bedeutung hat. Die Veröffentlichung war ja im August, wie waren denn so die Reaktionen der Fans und der Kritiker während der letzten Monate auf das "bedeutsame" dritte Album?
Dan: Das Feedback ist eigentlich sehr gut. Aber ich denke, man kann nicht zu einer endgültigen Schlussfolgerung kommen, bevor nicht ungefähr ein Jahr um ist. Fakt ist, wir haben in England das erste Mal ausverkaufte Shows gespielt – das ist eine Entwicklung. Auch weil wir in England eigentlich nichts weiter getan haben. Und in Europa, also wenn die Shows nicht ganz ausverkauft sind, dann aber so gut wie. Das ist die offensichtlichste Antwort. Und die Kritiker, also es gibt einige Reviews, naja… aber die bedeuten nichts bis ein Jahr um ist.
Kelvin: Bis man gesehen hat, was verkauft wurde.
Dan: Bis man gesehen hat, ob es funktioniert.
Kelvin: Es ist auch so, dass die Leute bei den Konzerten immer mehr abgehen. Wir haben uns bei dem Album nicht zurückgehalten und es ist echt schön, dass die Leute das so annehmen. Es ist großartig ein Album zu machen, das verrückt ist – es ist ein verrücktes Album, aber du willst natürlich auch Songs haben.

HOM: Hat denn das Reisen und Touren zu den letzten beiden Alben das aktuelle Album beeinflusst?
Kelvin: Oh, das hat es auf jeden Fall. Jeder von uns hat die Taschen voller Ideen, eigentlich jeden Tag – Riffs und viele, viele andere Dinge, die du dann bei neuen Projekten einfließen lässt.

Die nächste Frage, inwieweit der sehr spezielle Mix verschiedener Genres eventuell zu Diskussionen innerhalb der Band führt und ob manchmal Uneinigkeit herrscht, sorgt ersteinmal für ein spontanes Rollenspiel.
Kelvin: Ich denke beim nächsten Album brauchen wir mehr davon (deutet nach nebenan in Richtung wirrer Soundcheckgeräusche).
Dan: Damit bin ich nicht einverstanden!
Alle freuen sich – ganz klar, man versteht sich offensichtlich in jeglicher Hinsicht blendend.
Chris: Normalerweise sind wir uns einig, wie etwas klingen soll, das ist eigentlich sehr einfach.
Kelvin: Du willst ja, dass du dir einig bist, dass der Song funktioniert. Denn wenn auch nur einer unglücklich damit ist, ist es das nicht wert die Platte zu pressen!

Nervige Querelen, wie sie andere Bands zum Teil bis in die Öffentlichkeit tragen, scheinen hier kein Thema zu sein. Und auch bei den nächsten Fragen wird erstmal geblödelt was das Zeug hält. Fragen zu musikalischen Einflüssen und dem musikalischen Werdegang bieten dafür natürlich auch Raum.

HOM: Ich weiß, ihr werdet das oft gefragt, aber könnt ihr trotzdem nochmal ein bisschen was über eure musikalischen Einflüsse und Werdegang erzählen?
Chris: Ach, Spencer und ich sind zu einer Bassspieler-Universität gegangen – die erzählen einem alles, was man wissen muss, wir haben eigentlich vorher noch nie ein Instrument in der Hand gehabt…
Dan findet nach dieser Bemerkung als Erster wieder die Fassung und erzählt ein bisschen von sich.
Dan: Bei mir war es so, dass ich eigentlich schon mit fünf Jahren wusste, dass ich Musik machen will. Es hat mich einfach gefesselt, Elvis Presley, da ging es los…
Es entsteht eine kurze Diskussion beginnend bei Elvis Presley über Shakin‘ Stevens bis hin zu Cliff Richards, langsam wird es unübersichtlich, aber die Vier haben Spaß. Vor allem als Dan die Frage beantwortet, was sein Plan B wäre, wenn es mit der Musik nichts geworden wäre.
Dan: Dann würde ich für Liverpool spielen. (Alle lachen.) Du musst Ziele haben, du musst nach den Sternen greifen. Also, nein es gibt tatsächlich keinen Plan B und es gab nie einen.
Chris: Wenn der Plan A gut genug ist, wenn du einen Plan hast, dann musst du daran arbeiten, dass es funktioniert. Das ist es, glaub ich.
Dan: Musikmachen ist wie eine lebenslange Verpflichtung.
Kelvin: Du kannst dich nicht davonstehlen!
Dan: Entweder entscheidest du dich, das zu akzeptieren oder du machst etwas komplett anderes.
Kelvin: Und rührst die Musik nicht an. Also nur Hören, nicht Anfassen.

HOM: Es gibt ja Musiker und andere Künstler, die noch andere Sachen machen, Schauspieler, die Musik machen, Musiker die malen…
Chris: Ich denke, das funktioniert selten gut… Das soll jetzt nicht fies klingen, aber es wirkt auf mich nicht authentisch.

HOM: Filme sind aber ein großer Einfluss für euren Sound, oder?
Kelvin: Filme ja, definitiv. Horrorfilme diesmal besonders. Ein anderer Film war zum Beispiel "Live And Let Die" aus der James Bond Reihe. Wir haben gewissermaßen versucht Musik für Filme wie diese zu machen – große gewaltige Soundtracks, das ist die Idee hinter dem was wir tun.

HOM: Gibt es denn auch schon Pläne, was ihr als nächstes machen wollt?
Chris & Dan sinnieren darüber, dass vielleicht eine Million machen, sich zur Ruhe setzen und jeden Tag schwimmen, ein tolles zukünftiges Projekt wäre, und sich die Finanzen für solch eine kleine Auszeit durch eine Saison (oder auch nur ein paar Wochen) bei Liverpool einspielen lassen sollten.
Zumindest Kelvin gibt eine etwas konkretere Auskunft darüber, was aktuell und demnächst so passiert.

Kelvin: Wir machen das ja jetzt schon eine Weile ganz solide, da ist es auch nett mal mit anderen Einflüssen zu arbeiten. Jeder hat auch seine eigenen Projekte und entwickelt die weiter. Dan macht was mit Freunden, Chris mit seiner Frau. Alles Mögliche passiert, jeder hat was zu tun, das ist sehr cool. Es kommen also von jedem unabhängige Sachen, aber auch Gemeinsames natürlich.

HOM: Dann noch eine letzte Frage zum Musikgeschäft allgemein und wie es sich verändert in Zeiten der neuen Medien. Wie beeinflusst einen das als Musiker und die Möglichkeiten mit seiner Musik Geld zu verdienen?
Dan: Es ist einfacher Musik zu machen als jemals zuvor, es ist schwerer damit Geld zu verdienen als jemals zuvor. Aber solange ein Künstler wertvolle Arbeit macht, denke ich, wird es immer jemanden geben, der bereit ist, dafür zu zahlen.
Chris: Ich denke nicht, dass man unbedingt das Geld machen wird wie in den 1980er und 1990er Jahren. Es gibt sicher einiges was einem da ein bisschen Sorgen machen kann. Es ist denke ich gar nicht so das Internet, sondern eher zum Beispiel gerade aktuell sowas wie Pandora (Anm.: US-Internetradio, seit 2011 an der Börse). Die wollen jetzt die Künstlerhonorare unter den Marktpreis drücken und weniger für die Musik bezahlen, als jeder andere. Das ist ein bisschen beängstigend.
Während man sich früher, wie Dan berichtet, noch ins Zeug legen musste und lokale Gigs klar machte, kann man heute sein Publikum mit einem Klick erreichen. Chris ergänzt:
Chris: Freunde von Dan haben vor kurzem einen großartigen Song gemacht und ein cooles Video dazu und sie haben das gepostet und da standen tatsächlich daraufhin fünf Major Labels auf der Matte und wollten die signen. Das zeigt einem auch die Macht, die es in einiger Hinsicht hat.
Dan: Und andererseits ist es auch so schnell, alles ist in Bewegung, die Leute sind schneller gelangweilt, weil unsere Aufmerksamkeitsspanne immer kürzer wird. Dinge werden von Blogs aufgegriffen, dann sind sie für den Tag heiß und schon eine Woche später… Um dabeizubleiben, musst du gute Songs schreiben und auch mal zurück denken, das ist das wichtigste.
Chris: Man erfährt auch einfach zu viel… Es wird zu viel ausgebreitet.
Dan: Zum Beispiel Peter Hook, der hat ein Buch geschrieben. Er hat die ganzen Erinnerungsstücke usw. von seiner Zeit mit JOY DIVISION aufgehoben – so etwas macht doch heute keiner mehr. Damals wurde mal ein Foto gemacht, heute wird man bombardiert und man ist nach fünf Sekunden gelangweilt von einem Künstler, weil man alles über ihn weiß. Es gibt nichts mehr Geheimnisvolles. Deswegen halten wir auch so viel auf die 1960er und 1970er, weil es nur begrenzt Informationen gibt aus dieser Zeit.

HOM: Es ist ja auch die Musik und nicht das Private, was eigentlich zählt…
Dan: Ja, das ist genau richtig. Das ist es, was die Prüfung der Zeit überstanden hat und jetzt sind die Dinge so aufs Wegwerfen ausgerichtet. Nimm diesen Lana Del Ray Song. Sie wird so kritisiert. Aber das Lied Video Games ist einfach unglaublich, ob du sie nun magst oder nicht. Es ist doch egal was sie gemacht hat, ob sie sich da selber reinkarniert hat, oder sowas. Es ist egal.
Chris: Oder ob sie ihre Lippen hat aufpumpen lassen. Es ist egal, der Song ist großartig.
Dan: Sowas hat die Fantasie zerstört.

HOM: Viele Leute interessieren sich aber scheinbar für solches Zeug, warum auch immer.
Dan: Ja, die Aufmerksamkeitsspanne... Das Internet ist großartig, aber es ist ein zweischneidiges Schwert…
HOM: Vielen Dank für das Gespräch und viel Spaß heute Abend bei der Show!

Die beiden diesjähirgen Deutschlandkonzerte in Köln und Berlin sind nun bereits Geschichte. Im März 2013 wird unter dem Motto "The Glorious Dead" noch einmal in der Heimat getourt. Und dann? Vieles ist möglich, aber eines ist sicher: da ist noch viel Musik drin, sozusagen ein Leben lang.

 

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