The Kinks State Of Confusion, Universal Music, 2010 (1983) |
Ray Davies | Lead Vocals, Rhythm Guitar, Synthesizer, Piano | |||
Dave Davies | Lead Guitar, Vocals, Lead Vocals on Bernadette | |||
Mick Avory | Drums | |||
Jim Rodford | Bass Guitar | |||
Ian Gibbons | Keyboards | |||
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01. State Of Confusion | 09. Clichés Of The World (B Movie) | |||
02. Definite Maybe | 10. Bernadette | |||
03. Labour Of Love | Bonus Tracks: | |||
04. Come Dancing | 11. Don't Forget To Dance (Original Extended Edit) | |||
05. Property | 12. Once A Thief | |||
06. Don't Forget To Dance | 13. Long Distance | |||
07. Young Conservatives | 14. Noise | |||
08. Heart Of Gold | ||||
Tja, es lief gar nicht so schlecht, für die KINKS, in den 80ern. Zumindest bis Mitte der 80er und bis zum Album "Word Of Mouth". Ray Davies hatte seine Mannen seit ein paar Jahren wieder mehr auf Rock getrimmt und selbst (wieder) ein stärkeres Interesse an Hit-Singles entwickelt. Das war ja, vor allem zu Beginn des vorhergehenden Jahrzehnts, lange nicht so gewesen und der Titel dieses Albums hier, "State Of Confusion", würde nahezu für die komplette Laufzeit der Band zutreffen.
Aber wenn schon, dann ist mir diese mit am liebsten. Die Konfusion. Klar sind da auch zum Teil die "Plastiksounds" jener berüchtigten 80er Jahre vorhanden, aber insgesamt geht das doch recht gut ab. Schon das eröffnende, CLASH-mäßige State Of Confusion bringt die Scheibe in Fahrt. Rockige Gitarren, ein aggressiver Gesang von Ray und ordentlich Schub von der Rhythmusabteilung. Das setzt sich in Definite Maybe - da denkt man nicht von ungefähr an einen OASIS-Albumtitel - fort, welches ähnlich forsch voranprescht, als würde es den Punk-Spirit der 70er am Leben erhalten wollen. Natürlich mit Ray-typischen, eingängigen Melodien versetzt und den zeitgemäßen Keyboardwänden untermalt.
Für Labour Of Love langt Dave Davies erst mal alleine und solistisch so in die Saiten, als wollte er an Jimi Hendrix und dessen legendäre Zerstückelung der amerikanischen Nationalhymne erinnern. Dafür greift er sich allerdings den allseits bekannten "Hochzeitsmarsch". Wenn ich nochmals heirate, werde ich mich daran erinnern.
Allerdings, das Szenario, welches Ray in typischer Manier ausmalt: "They used to be so in love, now they fight so much" ist ja nicht gerade verlockend...
Mehr als verlockend ist aber die Einladung Come Dancing. Ray Davies' Aufarbeitung seiner Dancehall-Faszination macht heute so viel Spaß wie 1983. Die Art, einen Song aufzubauen - vom simplen akustischen Intro - bis zum finalen Big Band Gebläse kann wohl nur der KINKS-Leader so umsetzen. Ein grandioser Song und ein Hit für die Ewigkeit.
Da kann man es auch mal etwas gemächlicher angehen lassen - so ein Meisterwerk muss ja erst einmal verdaut werden. Property liefert den Background dazu. Ray hat hier seine Liebe zu Synthies entdeckt und entsprechend schwer tut sich Dave, mit seiner relativ harten Gitarre dagegen anzustinken.
Die nächste Hit-Single folgt auf dem Fuß. Don't Forget To Dance! Hat nicht den Schwung von Come Dancing, aber schmeichelt sich ähnlich unentfernbar ins Gehör und war natürlich ein Renner auf MTV. Endlich konnte Ray Davies seiner, bereits Anfang der 70er entwickelten, Idee einer visuellen Unterstützung seiner Songs frönen.
Dann wird aber wieder Gas gegeben und mit Young Conservatives zunächst mal die englische Jugend - und deren Erzeuger - abgewatscht ("all the urgency and energy have turned into complancy"). Bei Heart Of Gold denken wir natürlich an Neil Young, aber es ist ein Ray-Original, in dessen typischer, leicht süßlicher, Mid-Tempo Pop-Manier. Gibt nicht so viel her.
Für Clichés Of The World werden wieder die E-Gitarren in Vordergrund gerückt und auch das Piano klimpert munter dazu. Trotzdem bleibt der Song eher schleppend. Erinnert ein bisschen an Pete Townsend in dessen DEEP END-Phase.
Am Ende dieses Albums - in seiner ursprünglichen Form - darf Bruder Dave dann nochmal den Rock'n'Roller geben und mit Bernadette in bester Lucille-weise gnadenlos abrocken.
Als Bonus gibt’s hier den "original extended edit" von Don't Forget To Dance, was bedeutet, eine halbe Minute länger schwelgen. Außerdem gibt’s noch drei weitere Songs auf diesem Reissue. Once A Thief ist typischster KINKS-Rock, mit aufgekratztem Gesang, pushendem Rhythmus, Daves greller Lead-Gitarre und herrlich altmodischem Backgroundgesang.
Long Distance beschreitet den romantischen Sehnsuchtsweg und Noise fährt dann wieder die härtere, direkt wilde, Schiene. Pendelt zwischen organisiertem Chaos und lockerem Pop-Geplänkel. Macht zum Schluss noch einmal richtig Spaß. Jedenfalls im "Krach-Abteil".
Zweifellos eines der besten Alben der Band, das selbst aus dem 80er Sumpf noch gut rauskommt.