The Lords

In Black And White - In Beat And Sweet, plus

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 15.08.2010
Jahr: 2010
Stil: 60s Beat

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The Lords Homepage



Redakteur(e):

Michael Koenig


The Lords
In Black And White - In Beat And Sweet, plus, Bear Family Records, 2010
Lord Ulli (Ulli Günther)Leitgesang, Mundharmonika
Lord Leo (Klaus-Peter Lietz)Leitgitarre, Gesang
Lord Gandy (Rainer Petry)Rhythmusgitarre, Gesang
Lord Knud (Knud Kuntze)Bass
Lord Bi (Peter Donath)Schlagzeug
Livetrack:
Lord Bernd (Bernd Zamulo)Bass
Produziert von: Wolfgang Hirschmann & Wilfried Zinzow Länge: 45 Min 03 Sek Medium: CD
01. Shakin' All Over10. Wedding Bells (That Old Gang Of Mine)
02. Ain't She Sweet11. Wishin' And Hopin'
03. Midnight Special12. Hey Baby, laß den ander'n
04. Seven DaffodilsBonustracks:
05. Lost John13. Shakin' All Over (Mono Mix)
06. Tobacco Road14. Seven Daffodils (Mono Mix)
07. Lonesome Traveller15. Hey Baby, laß den ander'n (Mono Mix)
08. Kevin Berry16. Tobacco Road (Mono Mix)
09. Memphis, Tennessee17. Poor Boy (Live)

THE LORDS (1959 als SKIFFLE LORDS gegründet, 1962/63 dann in THE LORDS umbenannt) aus Berlin, (laut Bandmitgliedern) von Seiten diverser Printmedien zu Dauerkonkurrenten von THE RATTLES um den Titel “Deutschlands Beatband Nr. 1“ hochstilisiert, starteten nach ihrem Sieg beim Wettbewerb “Wir suchen die deutschen BEATLES“ 1964 in Hamburg ins Profimusikergeschäft. Sie konnten im Gegensatz zu ihren großen Vorbildern zwar keine so beispiellose Weltkarriere hinlegen, brachten es aber wenigstens in Deutschland und im benachbarten Ausland, wie z.B. in Polen, zu einigem Erfolg. Bis heute ist die Band vielen Beatfans ein Begriff. Die verstärkte und durchaus erfolgreiche Hinwendung zum Folk ab 1967 tat bzw. tut der anhaltenden Beliebtheit dieser Formation in diesen Kreisen offensichtlich keinen Abbruch. Zwischen 1971 und 1976 verabschiedeten die Musiker sich dann zunächst voneinander, um danach bis 1979 erneut zusammenzuarbeiten. Mittlerweile existieren THE LORDS, Lord Ullis tragischem Tod 1999 und diversen Besetzungswechseln zum Trotz, immerhin auch schon seit 1979/1980 wieder und sind vor allem auf der Bühne zuhause.
Bear Family Records veröffentlichten im April in typisch vorbildlicher Manier das THE LORDS-Album ’In Black And White - In Beat And Sweet’ von 1965 mit dem kurzen, aber nicht ganz unwichtigen Zusatz “plus“ im Titel, erneut. Neben den zwölf regulären Songs sind darauf nämlich noch fünf Bonustracks, vier Monoversionen und ein Livemitschnitt, zu finden.

Es ist absolut erinnerungswürdig, wie die Berliner dem Beat in Verbindung mit Rock’n’Roll, Skiffle, Folk und Blues auf ihre ganz spezielle Art zu Leibe rückten. Der Sound war bei den flotten und fetzigen Stücken laut, glasklar und geradeaus. Gitarren, Bass und Schlagzeug packten den Hörer sofort beim Schlafittchen. Die Leitstimme drängte sich nicht ständig nach vorne, entfaltete aber trotzdem ihr gesamtes, beachtliches Potential. Allerdings fuhren die fünf adligen Herrschaften von eigenen Gnaden bei den ebenso vertretenen gebremsten Sachen genauso gekonnt die wesentlich ruhigere und beschaulichere Schiene. Alles in allem waren die Interpretationen der Fremdkompositionen durchaus schräg und eigenwillig zu nennen. Sofern es sich bei den Texten um selber verfasste und/oder lediglich abgeänderte handelte, kamen diese nicht immer in ganz korrektem Schulenglisch daher (mittels Überprüfung der Lyrics vor deren Veröffentlichung durch sprachkundige Helfer versuchte man ab 1965 womöglich vorhandenen Fehlern dann jedoch entgegenzuwirken, bei Fremdtexten erübrigte sich dieses Problem natürlich). Daneben haperte es dann auch noch an der richtigen Aussprache, beispielsweise beim berühmtberüchtigten “th“.
Das Dutzend Lieder, welches den Hauptteil des kleinen Rundlings füllt, wurde samt und sonders mitnichten von den Berlinern erdacht. Ganz im Gegenteil.
Viel mehr bediente man sich unter anderem bei Songschmieden wie Johnny Kidd (Shakin’ All Over, Johnny Kidd & The Pirates), Milton Ager/Jack Yellen (Ain’t She Sweet, unter anderem bereits von Tony Sheridan und THE BEATLES gecovert), John D. Loudermilk (Tobacco Road, mit nur widerstrebend akzeptiertem und verwendetem fremdem deutschen Text, in englisch ursprünglich von den Nashville Teens verwertet), Chuck Berry/Lilibert (Memphis, Tennessee), Sammy Fain/Irving Kahal/Willie Reskin (Wedding Bells [That Old Gang Of Mine], eigentlich Wedding Bells Are Breaking Up [That Old Gang Of Mine], z.B. von Gene Vincent aufgenommen) und Hal David/Burt Bacharach (Wishin’ And Hopin’, u.a. von THE MERSEYBEATS, Dusty Springfield und Nancy Sinatra herausgebracht).
Daneben nahm man sich auch traditioneller Stücke wie des den amerikanischen Südstaaten zugeschriebenen Folk Songs Midnight Special und des irischen Rebellensongs Kevin Berry (eigentlich Kevin Barry, u.a. von Leonard Cohen, THE WOLFE TONES und THE CLANCY BROTHERS bearbeitet) an.
Aus dem Titel Nobody Loves This Baby wurde kurzerhand Hey Baby, laß den ander’n (der externe deutsche Text stieß bei der Band auf heftigen Protest).

Die vier Monoaufnahmen Shakin’ All Over, Seven Daffodils, Hey Baby, laß den ander’n und Tobacco Road erschienen damals alle als Singles. Sie sind allein schon deshalb interessant, weil sie eben veranschaulichen, dass in den 1960er Jahren dieses Format sehr wichtig war. Schließlich mussten die Musikboxen bestückt werden. Und da ging eben nur Mono. Außerdem wird der Unterschied zwischen den beiden Soundsystemen wunderbar deutlich, da die betreffenden Tunes sich ja auch im Stereo Mix auf ’In Black And White - In Beat And Sweet, plus’ finden.
Der im Juni 1965 aufs Band gebrachten Live-Zugabe von Lord Leos Komposition Poor Boy, dem wohl größten THE LORDS-Hit, ging zunächst eine ellenlange Ansage voran. Da wurde das Publikum ziemlich umständlich, ausschweifend und pseudowitzig auf die Show eingestimmt. Kritik an zu vorlauten Besuchern inbegriffen. Die Darbietung des Songs selber, er stammt ursprünglich überhaupt nicht von dem hier beschriebenen Longplayer, entschädigte dann aber zum Glück für dieses Geschwafel und ließ hörbar niemanden kalt, sondern sorgte für ordentlich Dampf und Bewegung im Berliner Titaniapalast.

Der Stereosound der zwölf etatmäßigen Nummern geht voll in Ordnung. Der Monosound der ersten vier Bonustitel ist ebenfalls gut zu hören. Einzig der Klang der Live-Version von Poor Boy ist nicht auf ganzer Linie überzeugend. Aber das ist letztlich sicher den vor allem aus heutiger Sicht häufig eher suboptimalen technischen Möglichkeiten bei Aufnahmen unter Konzertbedingungen in den1960ern zu verdanken. Obwohl es in jedem Fall noch erheblich schlechtere Tonqualitäten aus diesen Jahren gibt. Die Wiedergabe der damals bei solchen Beatveranstaltungen herrschenden Stimmung wirkt dennoch auf jeden Fall authentisch.
Die digitale Nachbearbeitung sorgt hier natürlich für eine zeitgemäße Auffrischung des ohnehin schon starken und mitreißenden Klangerlebnisses.

Ein 49-seitiges Booklet informiert anhand von aufschlussreichen Texten, zahlreichen Fotos (farbig und schwarz-weiß) und Plattencoverabbildungen umfassend über die Karriere von THE LORDS. Es ist dauerhaft mit dem im sehr schönen Retrodesign gestalteten Digipak verbunden.

’In Black And White - In Beat And Sweet, plus’ ist ein regelrechtes Füllhorn der Freude für Anhänger des guten alten 60’s Beat. THE LORDS zeigten sich hier von ihrer denkbar besten Seite und festigten mit dieser Produktion sowohl ihren guten Ruf, als auch ihren Erfolg in der damaligen Zeit.
Diese Scheibe macht unendlich viel Spaß und lässt die großartigen Tage der Beatmusik zumindest vorübergehend glanzvoll wieder auferstehen.

Michael Koenig, 08.08.2010

 

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