Oh My God, Charlie Darwin, Eigenvertrieb, 2008 | ||||
Ben Knox Miller | Vocals, Various Instruments | |||
Jeffrey Prystowsky | Vocals, Various Instruments | |||
Jocie Adams | Vocals, Various Instruments | |||
Anna Williams, Cameron Orr | Fiddle | |||
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01. Charlie Darwin | 07. (Don't) Tremble | |||
02. To Ohio | 08. Music Box | |||
03. The Horizon Is A Beltway | 09. Champion Angel | |||
04. Home I'll Never Be | 10. Cage The Songbird | |||
05. Ticket Taker | 11. OMGCD | |||
06. To The Ghosts Who Write History Books | 12. To Ohio (Reprise) | |||
Klarinetten, ich liebe Klarinetten. Wo immer auch in der heutigen Roots-Musikszene diese Blasinstrumente aufkreuzen, werde ich hellhörig. Musiker, die mit Klarinetten arbeiten, transportieren meist etwas Besonderes. So auch dieses aus Ben Knox Miller, Jeffrey Prystowsky und Jocie Adams bestehende Trio aus Rhode Island, das auf den interessanten Namen THE LOW ANTHEM hört.
Was steckt hinter diesem Bandnamen, was steckt vor allen Dingen hinter diesem vielfältig interpretierbarem Albumtitel "Oh My God, Charlie Darwin"? Kunstmusik, verkopftes Geschwurbel? Nicht unbedingt. THE LOW ANTHEM darf man wohl als Indie-Folk-Band oder Alternative Folk-Band klassifizieren, die sich zweifellos auf die Wurzeln des Folk-Sonwritings alter Schule berufen, diese aber auf ihre ganz eigene charmante Art und Weise interpretieren. Mit intelligenten Texten, die immer wieder auch den maroden Zustand unserer modernen Welt bildreich kommentieren. Dazu gehört dann auch ein mehr als reichhaltiges Instrumentarium aus, wie bereits angedeutet, Klarinetten, Harmonium bzw. Pump Organ, Vibraphone, Trompete, Mundharmonika, Horn, Banjo, Upright Bass und diversen akustischen und elektrischen Gitarren. Dazu gesellen sich noch zwei Gäste an der Geige und fertig ist das Sammelsurium aus (wie berichet wird) siebenundzwanzig Instrumenten. Diese wahrhaft breite Palette nutzen die gewitzten Musikanten, um ihre zumeist sachte im abendlichen Kerzenschein schimmernden Kompositionen auszumalen.
Die zwölf Tracks auf "Oh My God, Charlie Darwin" überraschen mit großer Variabilität und immensem Einfallsreichtum, mit breit gefächerten Stimmungen, die die beiden, sich jeweils abwechselnden Lead-Vocalisten, mit eindrucksvoll gesetzten Harmony-Vocals unterfüttern. Die Band verlässt sich selbstbewusst auf ausdrucksstarke Eigenkompositionen, nebst einem Tom Waits-Coversong: Home I'll never be.
Bedenkt man, dass die Band ihr zweites Album (der Erstling von 2007 hieß: "What The Crow Brings") zu großen Teilen in einem winterlich stillen Häuschen in Rhode Island aufnahm, bekommt man eine leise Ahnung von der zeitweiligen Stimmung dieses Tonträgers. Entspannt, gelassen, in sich ruhend, mitunter aber auch heftig aufbrausend musizieren THE LOW ANTHEM mit einer anrührenden Intensität, die so klar und ehrlich wohl nur von unabhängigen und idealistisch denkenden Musikern vollzogen werden kann. Nimmt man allein die ersten vier Titel (Charlie Darwin; To Ohio; The horizon is a beltway und Home I'll never be) des Albums als Gradmesser, offenbart sich die gesamte, erstaunlich kontrastreiche Bandbreite dieser Combo: zärtlich, romantisch, melancholisch, verzweifelt, mal vehement krachend und wütend und immer leicht verschroben.
THE LOW ANTHEM, ein Trio ohne Scheuklappen geht seinen Weg. "Oh My God, Charlie Darwin" ist eine echte Empfehlung wert. Schaut doch auch mal in dieses aufschlussreiche LOW ANTHEM-Video des amerikanischen Paste-Magazins hinein.