The Mercy Brothers Strange Adventure, CoraZong Records, 2006 |
Michael Dinallo | Acoustic & Electric Guitars, Baritone Guitar | |||
Barrence Whitfield | Lead Vocals | |||
Vidar Busk | Electric Guitar | |||
Paul Kochanski | Acoustic Bass | |||
Bill Troiani | Electric Bass | |||
Andy Plaisted, Martin Winstad | Drums | |||
Tim Kelly | Dobro | |||
Tim Taylor | Harmonica | |||
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1. Another Man Done Gone | 9. Misery Train | |||
2. Stay Away From My Door | 10. Mr. Johnson | |||
3. Down That Road | 11. Long Black Train | |||
4. I Believe I'll Make A Change | 12. California Stars | |||
5. The New Year Blues | 13. The New Year Blues | |||
6. Broke Down Engine | 14. Down That Road | |||
7. Working On The Line | 15. Misery Train | |||
8. Night Train To Memphis | 16. Pallet On The Floor | |||
"Strange Adventure", das nicht wirklich seltsam oder riskant anmutende Abenteuer der beiden Roots-bzw.Blues/Soul-Musiker Barrence Whitfield und Michael Dinallo, den manche möglicherweise noch als Produzenten und Gitarristen des ebenfalls hier im HoR besprochenen Alastair Moock-Albums "Let It Go", im Hinterkopf haben, kommt jetzt über das holländische CoraZong Label erneut in die Läden, nachdem es 2003 bei Gibraltar Records schon einen Anlauf nahm, dem Publikum zu gefallen.
Wenn das alles mal so einfach wäre, sich gute und abgehangene Roots-Musik verkaufte wie geschnitten Brot, dann bräuchte sich der schwergewichtige und stimmgewaltige, manchmal an Taj Mahal erinnernde Whitfield, der lange Jahre mit seinen SAVAGES durch die Weltgeschichte tourte und seinerzeit in Dinallo einen einfühlsamen und kenntnisreichen Partner fand, nicht erneut aufmachen, dieses in guter, alter Blues/Soul/Rockabilly-Tradition stehende Album zum wiederholten Male anzupreisen.
Doch die Herrschaften tun gut daran, "Strange Adventure" ins Rampenlicht zu stellen, weil die versammelte Musikerschar und die Auswahl der Songs ein prickelndes, auf hohem Niveau stehendes Album verspricht und dieses Versprechen bis zum 'live-in-concert'-Bonusteil beindruckend einlöst. Die fünf Live-Bonustracks (und ein Studio-Outtake) machen dann auch den Unterschied zu der 2003-er Veröffentlichung aus.
Die Studiomannschaft und die Live-Besetzung unterscheiden sich insofern als sie sich einer ausgetauschten Rhythmus-Section bedienen, doch der Kern der Truppe bleibt, insbesondere auch der immer wieder für Aha-Erlebnisse sorgende, norwegische Blues-Topgitarrist Vidar Busk. Womit wir beim Hauptthema wären: "Strange Adventure" präsentiert sich als wohltuend erfrischende Roots-Produktion, die sich zwar einiger unvermeidlicher Blues-Klischees bedient und in den Kompositionen der alten Heroen wildert, z.B. Blind Willie McTell, doch zum allergrößten Teil auf die geschickt der Tradition nachempfundenen Songs des Gitarristen Michael Dinallo vertraut. Im Grunde spürt man keinen Unterschied zwischen Traditional und Neuschöpfung. Und dies darf man wohl als großes Plus werten.
Der ohnehin schon sehr lebendige und vibrierende Studioteil dieses Albums, wird von der unmittelbaren Direktheit der Live-Performance sogar noch übertroffen. Da trifft man doch tatsächlich auf einen alten Bekannten wie Woody Guthries California stars, welches die MERCY BROTHERS in der hitverdächtigen WILCO-Version abfeiern. Doch den Vogel schießt das überschäumende Down that road ab, das in seiner waghalsigen Intensität schon fast allein den Kauf des Albums rechtfertigt. Der bereits erwähnte Norweger Vidar Busk knallt einige scharfkantige Gitarrenbreitseiten durch den Osloer 'Muddy Waters Club' und beweist, dass ein Heimspiel immer etwas Schönes hat.
Mit diesem Blues-infizierten Wagnis begibt man sich auf eine mehr als einstündige, unterhaltsame Reise durch die amerikanische Roots-Musikgeschichte und kann sich am Ende rühmen, den beiden hauptverantwortlichen Reiseleitern blind vertraut zu haben. "Strange Adventure" bringt dich sicher nach Hause.