The Ocean

Ambient Soundtrack Doomrock?

( English translation by Google Translation by Google )

Interview

Reviewdatum: 15.07.2004

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen


The Ocean
Ambient Soundtrack Doomrock?, Interview

Vor dem Konzert im Berliner Mudd Club standen mir Robin Staps, der Gitarrist und als Songwriter gewissermaßen der Mastermind, sowie Gerd Kornmann, verantwortlich für Vocals, Percussion und Flex und der für die visuellen Effekte sorgende Nils Lindenhayn von THE OCEAN zu einem Interview zur Verfügung.

Hooked on Music: Zunächst einmal die Standardfrage am Anfang: Wie und wann habt Ihr Euch als THE OCEAN gefunden?

Robin Staps: Also gefunden haben wir uns glaube ich vor ungefähr 3 Jahren. Wir haben vorher schon unter einem anderen Namen zusammen Musik gemacht, allerdings waren da noch nicht Schlagzeuger und Bassist dabei, wie heute. Damals hießen wir TECHNICOLOUR TELEVISION BRAIN CANDY, das war der Kern, aus dem dann THE OCEAN hervorgegangen ist, aber irgendwann dachten wir, dass der Name der Musik, die wir damals gemacht haben oder die Richtung, in die sich das entwickelt hat, nicht mehr gerecht wurde, dann haben wir uns einen neuen Namen überlegt und THE OCEAN traf es dann doch sehr gut, mit dem gesamten Assoziationsbereich, der eben zu diesem Namen dazugehört: vom aufgewühlten Sturmmeer bis zur Sonnenuntergangsszene am Strand.

HoM: Eure letzte Scheibe "Fogdiver" war ja rein instrumental gewesen, obwohl Ihr eigentlich zwei Sänger habt. Wie kam das?

R.S.: Wenn Stücke komponiert werden bei THE OCEAN entsteht zunächst die Musik, der Gesang ist immer das Letzte in der Kette, was entsteht. Und bei vielen Stücken ist es schon so, ist die Musik schon so verschachtelt und komplex, dass nicht mehr viel Raum bleibt für den Gesang und dass es dann sehr schwierig wird, den Gesang noch darüber zu platzieren. Man hat dann immer einzelne Passagen, wo man's machen kann, aber wenn man bei einem Neun-Minuten-Song dann nur zwei Parts mit Gesang hat, ist es auch nicht immer der Musik dienlich.
Daher gibt es viele Stücke, die dann am Ende auch instrumental bleiben, das wird auch in Zukunft so sein, aber trotzdem gehörte Gesang auch von Anfang an zu unserem Konzept.
Dass "Fogdiver" als unser Debüt nun instrumental geblieben ist, lag einfach daran, dass das Label Make My Day Records die Songs, die zu diesem Zeitpunkt instrumental waren, sehr gerne mochte und gesagt hat, warum machen wir das nicht einfach mal so erstmal als Instrumentalplatte und wir wollten schon immer mal ein Instrumentalalbum machen und haben gesagt gut, da haben wir jetzt das richtige Material dafür und dann machen wir das einfach so.
Und es ist auch spannend, sich erst einmal nicht festzulegen, weil der Gesang drängt einen dann immer auch sehr in eine bestimmte Richtung, sondern... den Gesang auf einem Debütalbum wegzulassen finde ich eine ganz interessante Idee, weil es sozusagen das Spektrum auch ganz offen lässt und ganz verschiedenartige Leute, wie es bei "Fogdiver" auch war, Zugang zu der Musik haben, was schwieriger wird bei unserer neuen Platte.

Gerd Kornmann: Spannend wird es jetzt, wie die Reaktionen ausfallen bei der nächsten Platte, wo wirklich der Gesang... na ja, es wird vielleicht nicht jeder erwartet haben, wie er ausfällt, kann ich mir vorstellen, wenn er die erste Platte gehört hat.
Ich denke mal, es wird einige Leute geben, die nach "Fogdiver" eine andere Erwartungshaltung hatten und jetzt ein bisschen verprellt werden, aber umgekehrt auch einige, vielleicht sogar mehr, die dann dadurch erst Zugang zu uns finden. Weil mit Gesang ist es doch irgendwo einfacher, auf eine Band abzufahren und reinzukommen als bei Instrumentalmusik.

HoM: Stichwort neue Platte: wollt Ihr ein bisschen was erzählen über die Entstehung, ist sie wieder in Oceanland (Studio, Proben- und Kommunikationsraum der Band, d. Red.) entstanden?

R.S.: Ja, ist alles wieder in Eigenproduktion sozusagen aufgenommen worden bei uns im Oceanland, während einer Zeitspanne von fast drei bis vier Monaten.
Es ist ein sehr arbeitsintensives Album gewesen, wir haben im Prinzip auch ein komplettes klassisches Orchester aufgenommen, zwar nicht gleichzeitig, wie im Orchestersaal, sondern nacheinander die einzelnen Instrumente, das erlaubt ja die neue Studiotechnik.
Was ist dabei herausgekommen? Ein sehr, sehr hartes und aggressives Album denke ich. Es sind weniger Spielereien darauf vertreten als auf "Fogdiver", weniger Experimente, sondern es geht eigentlich durchgehend mehr zur Sache. Außerdem haben wir aber auch noch diese ausgedehnten Instrumentalpassagen in Stücken wie zum Beispiel Human Stain oder The Greatest Bain, wo dann über minutenlange Strecken gar kein Gesang kommt und die klassischen Instrumente eher im Vordergrund stehen.
Aber insgesamt ist es ein sehr direktes Album geworden, mehr noch als "Fogdiver", wo jeder Song eine ganz eigene Identität hatte und auch ein Song vom Album nicht repräsentativ war für das gesamte Album. Das ist jetzt beim neuen Album ein bisschen homogener, glaube ich.

HoM: Was darf man live erwarten, spielt Ihr in erster Linie die neuen Sachen oder ist es gemischt?

G.K.: Es ist ziemlich gemischt. Was ich auch spannend finde an der neuen Platte ist, dass da viele Songs drauf sind, die wir eigentlich immer live spielen, die es aber nie in aufgenommener Form gab. Und die jetzt als Platte zu haben, ist schon interessant.

R.S.: Unser Liveprogramm ist der Platte ungefähr schon ein halbes Jahr voraus. Also die Stücke von "Fluxion" spielen wir seit geraumer Zeit auch schon live. Das heißt, man darf jeden Song von der "Fluxion" Platte irgendwann auch live erwarten, die sind alle spielbar und sind auch im Set, Stücke von "Fogdiver" aber ebenso.
Manchmal machen wir halt auch Experimente, dass wir Instrumentalstücke von "Fogdiver" sozusagen live mit Vocals bringen, was für die Leute, die die Stücke von der Platte her kennen, interessant ist, wenn sie da live noch Vocals dazuhören. Also, beide Platten sind live durchaus aktuell.

HoM: Wie wichtig ist für Euch die optische Umsetzung, also das optische Element einer Liveshow?

Nils Lindenhayn: Also es nimmt schon eine zentrale Rolle ein. Wir treten nie ohne auf, also ohne Licht und so was...
[Respekt, die erste Band die nie ohne Licht auftritt! Red., Abt. Straßenbeleuchtung]
Wir haben uns gedacht, dass es einfach nicht angehen kann, dass da irgendwelche roten und gelben Lampen ziellos in der Gegend herumblinken, was leider bei vielen Bands, die wir so gesehen haben der Fall ist. Also wenn die keine eigene Lightshow haben, macht der Club eine und die ist in der Regel nicht besonders der Musik angepasst, sondern eher ziemlich willkürlich oder sogar automatisiert, was da abläuft. Bei uns ist das eben anders, in dem Sinne dass wir halt wirklich das komplett auf die Musik abstimmen und von der Atmosphäre und vom Rhythmus her einfach integrieren, das Ganze.
Also es ist quasi ein weiteres Instrument, es nimmt wie eine Gitarre oder wie Gesang eine eigene Rolle ein.

R.S.: Es ist wichtig für die Atmosphäre der Songs, wir machen halt auch keine Ansagen zwischen den Stücken, sondern es fängt an, schaukelt sich hoch und baut sich auch wieder ab. Es gibt keine Pausen zwischen den Stücken und das Licht verstärkt das natürlich noch. Also die Distanz zum Zuschauer, die wir irgendwie aufbauen durch blaues und grünes Licht, kalte Farben, durch die Abwesenheit von Ansagen und ähnlichem. So ein kleiner Film soll das sein, im Idealfall, den wir auf die Bühne bringen.

HoM: Eure Website ist ja auch ziemlich dunkelblau gehalten, passt ja auch zu OCEAN, wer ist dafür verantwortlich?

G.K.: Ich, aber ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken, die Website angelegt hat ein früherer Gitarrist von uns, später wurde sie immer weiter ausgebaut, es wird ja auch immer mehr.
Wir wollen die Platten natürlich unter die Leute bringen, wir wollen Infos an die Leute bringen, alle sollen wissen, wo wir spielen, was gerade los ist, was wir aufnehmen.

R.S.: Webcams gibt es demnächst (Gelächter) private Webcams von OCEAN-Mitgliedern, ein Shop soll eingerichtet werden.

HoM: Stichwort "wo Ihr spielt", was ist denn geplant für diesen Sommer bzw. Herbst?

R.S.: Also zunächst mal ist unsere Record Release Party am 6. August (siehe Nachricht im Hooked on Music) im Magnet ist das nächste mit SAMAVAYO, THE HUMAN SAMPLER und wahrscheinlich MÖNSTER als letzter Band. Anschließend werden wir eine kurze Sommerpause machen, wo einige von uns sozusagen auch nicht in der Stadt sein werden. Dann spielen wir Anfang September ein Festival, das Trainspotting-Fest in Schweinfurt. Und dann richtig los geht es im Oktober, dann sind wir drei Wochen lang auf Tour mit HIGHTONE SONOFABITCH aus den USA und MOJO, einer spanischen Stoner-Doom-Band, das geht im Prinzip den ganzen Oktober und im November haben wir noch eine Woche Tour, wo wir sozusagen headlinen werden, mit überwiegend Deutschland-Dates, das wird Ende November sein.
Also jede Menge Touraktivitäten sind geplant und natürlich diverse Einzelkonzerte in Berlin dazwischen.

HoM: Habt Ihr einen speziellen Kommentar zum Musikbusiness, so wie es derzeit läuft?

R.S.: Wir sind eigentlich gar nicht so drin, in diesem Musikbusiness. Ich habe mir seit langer Zeit gar keine Musik mehr gekauft. Man hört halt hier und da mal was, aber je mehr Musik ich selber mache, desto weniger höre ich auch, das ist ein ganz komisches Phänomen, was ich bei mir beobachte.
Wir selbst sind auf einem kleinen Label, von daher ist da von Musikbusiness nicht viel die Rede. Man kriegt natürlich allerorten mit, dass alle klagen über Einnahmeeinbußen und Umsatzrückgänge, das interessiert uns herzlich wenig als Band. Wir haben eine gute Kooperation mit unseren Labels, allen Leuten, die da was machen, den Booking Agenturen und so weiter, von daher ist es eigentlich gar nicht so schlecht bei uns.
Mich interessiert das große Musikbusiness eigentlich relativ wenig. Das was da am Fließband produziert wird, beinhaltet nicht mehr viel Kreativität und von daher ist es für uns auch eher von geringem Interesse.

G.K.: Es ist doch so, dass eine Schwemme an Musik rauskommt und so wenig Sachen schlagen bei mir ein, das ist vielleicht zweimal im Jahr oder so. Den Rest besorge ich mir vom Flohmarkt, irgendwelche älteren Sachen.

HoM: Inspirationsquellen sind dann bei Euch eher außermusikalisch?

R.S.: Es gibt natürlich musikalische Inspirationsquellen, aber wenig aktuelle, würde ich einfach sagen. Ich weiß nicht, ob man irgendwann an einen Punkt kommt, wo man von zeitgenössischer Musik immer weniger begeistert ist und sich dann letztendlich auf alte Helden zurückbesinnt. Eigentlich ist das irgendwie eine blöde reaktionäre Einstellung, aber ich habe schon das Gefühl, dass es irgendwann soweit ist und ich merke auch, bei mir ist die Begeisterung, die ich bei Musik verspürt habe, als ich 15, 16, 17, 18 Jahre alt war, auf Konzerte gegangen bin und da war eine Energie am Start, die ihresgleichen suchte, das habe ich heute weniger.
Heute ist es eher so ein sozialer Akt, auf ein Konzert zu gehen, da sich eine Band anzukucken, was auch ganz nett ist, aber so die wahre Begeisterung kommt immer seltener auf und ich will mal in den Raum stellen, ob das an der nachlassenden Qualität der Musik liegt oder an meiner oder unserer Entwicklung, dass wir halt älter werden und da weniger Begeisterungspotential haben, sozusagen. Das würde ich nicht beantworten wollen.

HoM: Nochmals zum Thema Internet: wie wichtig ist das für Euch als Band?

G.K.: Es ist sehr wichtig geworden mittlerweile. Als Band eine Website zu haben ist schon Pflicht. Wo du dir auch Songs runterladen kannst. Wenn man sieht, wie viele Leute sich im Internet informieren über Musik, über andere Bands, da ist eine Website ultrawichtig.

R.S.: Gerade über Suchmaschinen ist es leicht, Dinge zu finden, die man nicht findet, wenn man losgeht, in einen Plattenladen und da loshört, oder so. Von daher ist es schon beachtlich, auch wie viele Leute durch das Internet auf uns stoßen, aus anderen Ländern, die sonst nie irgendwas von uns mitbekommen würden.

N.L.: Aus Serbien und aus Brasilien kamen Anfragen von Leuten, die Interviews machen wollten mit uns, und auch gemacht haben. Wir haben dort nie irgendwie bewusst Kontakte geknüpft und plötzlich kommen Anfragen aus Serbien und Brasilien, von denen wir auch nicht wissen, wie sie eigentlich auf uns gekommen sind. Aber das freut uns natürlich, klar. Da sieht man, das Internet ist einfach sehr weitreichend. Früher haben die Leute ihre eigenen Zeitschriften gemacht und kopiert, das ist mittlerweile, leider kann man sagen, ausgestorben, das läuft jetzt über Internet. Es ist quasi die Informationsquelle Nummer Eins.

R.S.: Das ist natürlich die negative Seite dabei, dass andere Medien, vielleicht auch Livepräsentationsformen aussterben durch diese Sache. Stichwort Fanzines, solche gibt es faktisch eigentlich nicht mehr. Die wenigen Leute, die noch welche machen die struggeln, um die überhaupt an den Mann zu bringen, weil das keinen mehr interessiert, irgendwie und andererseits ist es auch so, dass Internet macht alles ungeheuer einfach, man neigt dazu, vor der Glotze zu versumpfen und zu versuchen, sich alle Erfahrungshorizonte anzueignen, was aber ein Livekonzert irgendwie nie ersetzen kann.
Also wenn ich mir aus dem Netz auch alles mögliche saugen kann, wo ich sonst nie rankommen würde, so ersetzt das doch nicht das Feeling, eine Band live zu sehen, die da organisch pumpt sozusagen und da Energie auf die Bühne bringt, das lässt sich eben auch durch das Internet nicht kompensieren.

G.K.: Die Hoffnung ist halt, wenn sie über das Internet an die Lieder kommen, kommen sie auch eher zu den Konzerten. Früher hat man sich überlegt, gehe ich aufs Konzert oder kaufe ich mir lieber eine Platte oder so.

R.S.: Klar, ich will das jetzt auch nicht durch den Dreck ziehen, es hat eben auch seine negativen Aspekte, aber insgesamt bringt es uns als Band auch voran.

HoM: Es verkürzt die Kommunikationswege und ist für Euch sicherlich auch als Vertriebsmöglichkeit wichtig.

R.S.: Auf jeden Fall. Es ist eher interessant zu beobachten, was sich daraus entwickeln wird, in den nächsten Jahren, wenn die Majors alle zusammengebrochen sind, bis auf einen oder zwei, was sicherlich passieren wird über kurz oder lang, dann wird das sicherlich eine neue Plattform, neue Wege des Vertriebes ermöglichen. Aber ob davon letztendlich die Künstler profitieren, das weiß ich nicht.

G.K.: Was ich gut finde ist ,dass es da gewisse Netze gibt im Internet, so Foren oder Communities. Als wir z.B. in Tschechien gespielt haben, da ging es ruckzuck um, und es gab Diskussionen im Internet über ein spezielles tschechisches Forum.

HoM: Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für Eure weiteren Pläne.

An dieser Stelle auch ein besonderer Dank an Dennis Saia von Starkult Promotion, der diesen Interviewtermin ermöglicht hat.

Ralf Stierlen, 15.07.2004

 

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