The Parlor Mob

And You Were A Crow

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 20.04.2009
Jahr: 2009
Stil: Blues Rock, Retro Rock

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Redakteur(e):

Christian Gerecht


The Parlor Mob
And You Were A Crow, Roadrunner Records, 2008
Mark MeliciaVocals
Dave RosenGuitar
Paul RitchieGuitar
Nick VillapianoBass
Sam BeyDrums
Produziert von: Jacquire King Länge: 51 Min 33 Sek Medium: CD
01. Hard Times07. Carnival Of Crows
02. Dead Wrong08. Real Hard Headed
03. Everything You're Breathing For09. Tide Of Tears
04. The Kids10. My Favorite Heart To Break
05. When I Was An Orphan11. Bullet
06. Angry Young Girl12. Can't Keep No Good Boy Down

In der klassischen Rockmusik gibt es ein paar wenige Stilrichtungen die essentiell sind. Ohne Frage gehört Blues Rock dabei in die erste Reihe gestellt. Dabei ist Blues Rock von 1969 auch im Jahr 2009 immer noch Blues Rock - ist und bleibt die wohl mächtigste Säule die das Gesamtwerk Rockmusik zu tragen hat. Viele erstklassige Bands hinterlassen hier auch heute noch deutlichste Spuren, wandeln aber dennoch auf Pfaden, die einem einzigen Stammbaum zuzuordnen sind: Dem britischen Blues Rock der 1960er Jahre!
Was mit ALEXIS KORNER und den YARDBIRDS begann, wurde von den STONES, ANIMALS und CREAM verfeinert und von LED ZEPPELIN perfektioniert. Wer immer sich heute dem Blues Rock verschreibt, wird an keiner dieser Bands (und auch ein paar nicht genannten) vorbei kommen!
Aber lassen wir die Vergangenheit ruhen, denn im Falle von ausgefeilten bis rauen Blues Rock (sprich also frühe LED ZEPP) gibt es nun aus USA eine Band zu vermelden, die sich nicht nur dieser hochklassigen Stilrichtung verschrieben hat, sondern dazu noch eine ordentliche Schippe Retro bzw. Classic Rock drauf packt und das Ganze mit einer Handvoll "Southern-Superphosphat" düngt. Zudem hat die Band einen Frontmann in ihren Reihen, dessen Organ dem eines Robert Plant täuschend ähneln möchte, ohne dabei aber gar zu sehr zu krähen. THE PARLOR MOB nennt sich die Truppe nach einer berühmt-berüchtigten New Yorker Gang der 1850er Jahre und sie bietet mit der Stimme von Mark Melicia wesentlich mehr Verknüpfungspunkte zu LED ZEPP, als es die Band mit ihrem akribischen und zugleich auch lockeren Musikstil eigentlich möchte.
"And You Were A Crow" heißt die Debütscheibe dieser jungen Band aus Red Bank/New Jersey zweideutig und es ist, verdammt nochmal, eins der besten Debüts der letzten zehn Jahre. Waren THE MUGGS unlängst schon ein echter Kracher, so ist der, in fast doppelter Zahl agierende, PARLOR MOB dazu in etwa ein Unterschied, wie er zwischen dem 100 t TNT Testing und dem nuklearen Urknall der Trinity-Bombe nicht größer sein konnte. Damit möchte ich den (fantastischen) MUGGS in keinster Weise ans Leder flicken, aber die Möglichkeiten eines Trios sind halt doch eher begrenzt. Das wiederum nutzt der (noch fantastischere) PARLOR MOB als Quintett gnadenlos aus und bläst uns einen Sound um die Ohren, der sich gewaschen hat. Stilistisch sind die beiden Bands an sich gar nicht so weit auseinander. Dennoch unterscheidet sich der schwere Motown Blues vom eher diffizil-direkten Blues Rock aus New Jersey. So gesehen stellen die beiden Bands derzeit also zwei hochinteressante Pole innerhalb der weltweiten Blues Rock Szene dar!

Bleiben wir aber beim PARLOR MOB und "And You Were A Crow". Schon beim Opener Hard Times fällt der enorm transparente Sound in Verbindung mit einem Mördergroove auf und lässt den Rezensenten krampfhaft die Personendaten der Rhythmusabteilung suchen. Wenn ein Drummer, wie Sam Bey, der eigentliche Initiator einer solchen Band ist, dann kann man gewiss sein, dass sich der das (Rhythmus-) Heft nicht mehr aus der Hand nehmen lässt. Bey besticht mit einem herrlich differenzierten, leicht gerührtem bis geradezu gewalttätigem Drumming und unterfüttert damit nicht nur seine Gitarreros sondern auch die Vokal-Akrobatik seines Frontmannes. Ich geb' mich nur selten irgendwelchen Spekulationen hin, aber mit Sam Bey wächst definitiv ein Drummer-Tier heran, dem einmal dieselbe Schuhgröße passen wird, die Moonie, Bonzo oder Cozy Powell trugen. Dieser Kerl hat Format; keine Frage!
Spätestens bei Nummer 2, dem enorm retro-lastigen Dead Wrong findet sich der Hörer in die Frühsiebziger zurück katapultiert. Bei dem Sound winken natürlich schon mal Page und Plant herüber; aber lasst sie ruhig winken, THE PARLOR MOB machen, auch wenn mal Bezüge zu LED ZEPP auftauchen, ihr ureigenes Ding.
Als wenn sie diese Worte manifestieren wollten, kitzeln sich die Jungens ein schlichtweg geniales Everything You Breathing For aus den Handgelenken. Während Page jetzt nur noch säuerlich lächelt, ist Plant das Grinsen im Hals stecken geblieben. THE PARLOR MOB drehen den Spieß, der ja meist darauf zielt, möglichst so zu klingen, wie es die alten Heroen mal taten, um und dreschen auf die Altvorderen mit einem Mördersound und perfekt arrangierten Kompositionen ein, dass, bleiben wir ruhig bei LED ZEPP, die grau gewordenen Herren demnächst endgültig ihre Rentenanträge einreichen werden.
Aber der Fünfer aus New Jersey kanns auch filigran! When I Was An Orphan ist eine fantastische, fast schon in die Roots Rock Ecke drängende Nummer mit hohem Akustikanteil, klagendem Gesang und nachdenklichem Text.
Ruhig und zerbrechlich bleibt es mit dem schaurigen Angry Young Girl. Es ist erstaunlich, welche Facetten hier zu Tage treten; allein wegen solcher Takes, wie den beiden letzten, haben sich die Jungens von THE PARLOR MOB mehr als nur ein Lorbeerkränzchen verdient!

Laut und wild wird es, wie könnte es anders sein, mit dem stampfend-bösen Carnival Of Crows. Melicia's aggressiver Gesangsstil, beißende Chöre und schneidende Gitarren; in keinem Song könnten sie besser zu Tage treten als hier! Der krächzende Ausklang des Songs ist ebenfalls mehr als nur ein Gimmick. Hier sind fünf Kreativköpfe zu Gange, die uns noch viel Freude bereiten werden. Nicht nur mit einer Fasenacht der Krähen!
Unter die gleiche Rubrik kann man Real Hard Headed packen. Auch hier sind es aggressive Vokalparts, die mit bösen Gitarren und unnachgiebigen Drumming gepaart werden. Wenngleich auch mal eine Harp dazwischen zwitschert und die "A-ah-aaah-Chöre" ein wenig an DEEP PURPLEs Child In Time erinnern (wobei ich mir fast sicher bin, dass das kein Zufall ist), bleibt nach der Nummer nichts weiter als verbrannte Erde...
Mit Tide Of Tears zeigen THE PARLOR MOB das es, außerhalb manches genialen 1970er Blues Rock Longtracks, auch heute noch möglich ist, 9-Minuten Nummern zu schreiben, die keine Sekunde eintönig oder gar langweilig wirken. Kurzum: Tide Of Tears ist ein Meisterstück! Da gibt es nichts dran zu rütteln! Die Nummer könnte doppelt so lang sein ohne auch nur ein bisschen an Spannung zu verlieren. Fantastisch, eindrucksvoll, bewegend, wütend, mörderisch, nervzehrend und zuletzt auch glückselig machend; es gibt keine Stimmungslage, die sie nicht bedient! Ich wüsste in den letzten 10 Jahren nicht, wann mir ein solches Take untergekommen wäre und verneige mich vor dieser Kreativität, dieser Authentizität und Musikalität!
Von absolut gleichrangiger Qualität ist das folgende, unglaublich schleppende My Favorite Heart To Break! Da gehen selbst einem alten Knochen die Superlativen aus. Das ist Musik, die kaum noch beschrieben werden kann. Mir stellt es während des Hörens (und Schreibens) geradezu die Borsten auf und ich bin versucht, noch vor dem Ende des Reviews "And You Were A Crow" als wertvollste Scheibe des neuen Jahrtausends zu feiern! (Nein ihr Haynes', Henneman'chens, Stover's, Mirikitani's und wie ihr noch heißen mögt, ihr könnt es schon auch, keine Frage! Aber das hier ist etwas, was euch bislang auch nur einmal gelang; das ist eine der Scheiben, wie sie nur alle Dekaden mal erscheint. Ein Monument!)
Bleiben wir aber bei den Songs: Das folgende Bullet haut nämlich nochmal so richtig auf die Kacke! Aber mit der flachen Hand!! Pumpend, aggressiv, fordernd zehrt sie am Nervengewand ihres Hörers bis dieser nach Luft ringt, sich gleichzeitig aber in dieses Meer der Tränen fallen und darin treiben lässt, bis dieses Spektakel Namens "And You Were A Crow" endet!

Bleibt, als weiterer Höhepunkt, die ein wenig in Southern-Gefilden wildernde, wunderbare Akustik-Nummer Can't Keep No Good Boy Down! Hier möchte ich nur nur noch ein paar Textzeilen sprechen lassen, denn auch diese Nummer ist schwer in Worte zu fassen:

Hope one day you'll find a man that
Can keep you satisfied,
Have yourself a mess of kids
And a real comfortable life

This train is leaving,
It's rolling down the track,
Singing "Ain't no turnin' back"...
Singing "Ain't no turnin' back"

Ja, all ihr Hühner, lasst euch das gesagt sein (falls ihr euch tatsächlich hierher verirren solltet – wenngleich dies alles, nur keine Frauen-Musik ist): Keine von euch wird es jemals schaffen einen "Good Boy" oder von mir aus auch "Harten Hund" unter die Räder zu bringen! Lieber fährt der Zug noch zwanzig Mal ab...!

Fazit: Die Scheibe ist wieder einmal zu Ende und es bleibt, obwohl nun mindestens schon zum siebzehnten Mal gehört, auch diesmal wieder nur großes Staunen übrig. Staunen über eine Band, wie es sie in dieser Form und Kreativität schon lange nicht mehr gab. Einer Band, die, wie aus dem Handgelenk, einen aufregenden, nervzehrend-fantastischen Song nach dem anderen hervor zaubert. Die sich weder um irgendwelche Stilrichtungen noch Etikette kümmert, die genau dass macht, was ihre Kreativköpfe ausbrüten ohne sich um jedwelche zeitgeistigen Strömungen zu kümmern.
Man kann Roadrunner für Entdeckung und Förderung von THE PARLOR MOB nicht genug danken. Wenn diese fünf Jungens am Ball bleiben und die Qualität ihrer Songs halten können, dann steht uns hier was ganz Großes ins Haus. Und wenn das die Zukunft der Rockmusik ist, dann wird mir um sie nicht ein bisschen bange!

"And You Were A Crow" ist eines des großartigsten Alben der vergangenen zehn Jahre. Wenn nicht sogar das Größte! Ein Album das regelrecht süchtig macht. Dass aber auch eine große Gefahr in sich birgt. Eine Gefahr die sich schleichend in deine Hirnwindungen bohrt, die deine Stimme versagen und dir imaginäre, schwarz glänzende Federn wachsen lässt!
-Und spätestens dann wirst du voller Überzeugung sagen:
ICH BIN EINE KRÄHE!

Christian "Grisu" Gerecht, 19.04.2009

 

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