Titel |
---|
01. Abandon Ship |
02. Mister Moon |
03. 5h Left |
04. Yes, My Darling Daughter |
05. Fieldman Song |
06. Sky Is Turning Dark |
07. A Romantic Story Between Minnie And Dave |
08. Sway With Me |
09. I Can' Sing The Blues |
10. Pinocchio |
11. Undressing Me |
12. Valley Of The Gods |
Musiker | Instrument |
---|---|
Thimo Gijezen | Electric Guitar, Gypsy Guitar, Accordion, Piano, Harmonium, Backing Vocals |
Tom Janssen | Lead Vocals, Acoustic Guitar, Dlectric Guitar, Banjo, Blues Harp |
Sjaak Korsten | Drums, Percussion, Backing Vocals, Footsteps |
Niki van der Schuren | Upright Bass, Baritone Saxophone, Flute, Vocals |
Bereits für den April anvisiert, dann durch die Pandemie verschoben, erscheint “Abandon Ship“ nun endlich doch. Das zweite Album der niederländischen Ragtime und Blues'n'Jazz-Spezialisten für Ruf Records ist dadurch möglicherweise noch etwas besser abgehangen. Die Band bezeichnet ihren Stil – wie schon ihr erstes Album – Rag'n'Roll.
Der Titelsong des neuen Albums, akustisch heran gespült an die Küste der Niederlande, legt zunächst etwas sperrig los, so eine Art Benelux-Blues-Polka, unterstützt durch einen Schwung an Gastmusikern, die überwiegend für mächtig schiebendes Gebläse zuständig sind, mündet aber recht bald in eine muntere Seefahrerkneipen-Party.
Mister Moon präsentiert sich melancholisch und zur Akustikgitarre gesungen. Da schaut man gern wehmütig übers Meer hinaus, allerdings keine zwei Minuten lang, dann übernimmt 5h Left und versetzt mit diesem herrlichen Gypsy-Jazz in allerbeste Stimmung und kein Mensch kann dazu stillsitzen. Man fühlt sich hundert Jahre zurückversetzt und Bilder von Stummfilmen ziehen am inneren Auge vorbei. Entfernt hat das auch was von Irish-Folk, jedenfalls, was die gute Stimmung angeht.
Tanzt das “Girl from Ipanema“ über die Planke das angelegten Schiffes? Jedenfalls hat Yes, My Darling Daughter ein ähnliches Flair (so Richtung Bossa Nova), auch weil Niki van der Schuren hier die Vocals übernimmt und ihren Kollegen den Seefahrerchor.
Für die “Gypsy Guitar“ in FieldmanSong hat man Mozes Rosenberg ins Studio geladen und die äußerst muntere Nummer bereichert dieser mit einigen der herrlichsten Django Reinhardt-Läufen über den Hals seiner Gitarre. Man kann nicht anders, als mit den Armen zu rudern und den Füßen zu stampfen.
Ein lockeres Banjo leitet Sky Is Turning Dark ein und man pendelt zwischen Ragtime-Ballade und Field-Holler-Blues. Der Versuchung zwischendurch aufs Gas zu treten widersteht man wohltuend und bleibt schlurfend auf dem eingeschlagenen Weg.
Hier ist auf nichts Verlass. Da folgt eine jazzige, swingende Ballade, namens A Romantic Story Between Minnie And Dave (im Hinterzimmer wird wahrscheinlich grad ein Remake von “Der Clou“ gedreht...) und in ähnlicher Manier folgt das herrliche Sway With Me in bestem Jazz-Crooner Stil. Es wird immer noch ein Spur besser, wenn Nikki van der Schuren, wie hier, den Gesang übernimmt.
Was die Leistung der Herren nicht schmälern soll, die ja auch alle singen und verschiedenste Instrumente und Stile beisteuern. Und oft die Genre-Grenzen überschreiten und vermischen. Gypsy-Jazz mit Blues und Ragtime? Kein Problem und zur Not wird, wie in I Can't Sing The Blues auch kurz ein schleppender Blues-Boogie eingestreut.
Am Unterhaltsamsten und irgendwie auch witzigsten sind dann immer solche jazzigen Swing-Nummern, wie Undressing Me, die mit flotten Gitarrenparts versetzt sind. Vom Flair her erinnert mit das an Filme von Laurel & Hardy. Und verkehrt liege ich damit eigentlich nicht, denn die RAGTIME RUMOURS nehmen wenig richtig ernst und lieben es, sich von nichts einschränken zu lassen: “We think rules are meant to be broken,” say the band. “And we love breaking the rules…”
Und ich liebe es, ihnen dabei zuzuhören.