The Rattlers

Welcome Back To Georgia

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 29.03.2011
Jahr: 2011
Stil: Southern Rock, Classic Rock

Links:

The Rattlers Homepage



Redakteur(e):

Christian Gerecht


The Rattlers
Welcome Back To Georgia, Eigenproduktion, 2011
Tracy CarrollVocals, Rhythm Guitar
Matt JoinerLead Guitar
Michael J. MoravekKeyboards
Kevin ChristianBass
Woody HughesDrums
Guests:
John KeaneRhythm Guitar on "Welcome Back To Georgia", Acoustic Guitar on "Leaving", Steel Guitar on "Dirtroads"
Elite The ShowstoppaAdditional Lyrics on "Welcome Back To Georgia"
Produziert von: The Rattlers & John Keane Länge: 61 Min 36 Sek Medium: CD
01. Bad Habit07. Travelin' Man
02. Dirtroads08. Over This Time
03. Welcome Back To Georgia09. Leaving
04. Rock Star10. Switchblade
05. No Rest For The Wicked11. Walk Away
06. Misty Morning12. Out Of The Cotton

Song 1. Du hörst die ersten Akkorde, dein Kopf beginnt andächtig zu nicken, der Gitarrist schiebt ein kleines Tremolo hinterher und du weißt sofort: Dass ist es! Das ist Southern Rock vom Feinsten. Das ist wie damals bei den Debüts von Lynyrd Skynyrd, den Outlaws, Molly Hatchet, Doc Holliday...
Doch diesmal sind es THE RATTLERS aus Athens/GA, die ihr Album "Welcome Back To Georgia" mit eben diesem Song 1, Bad Habit, eröffnen. Das Land der Pfirsiche war ja schon immer ein guter Nährboden. Gleich um die nächste Straßenecke sind die DRIVE BY TRUCKERS zu Hause, ein Stück weiter in Macon begann nicht nur Bruce Brookshire's bzw. DOC HOLLIDAYs Karriere, sondern schon eine gute Dekade zuvor die einer der großartigsten Live Bands aller Zeiten: THE ALLMAN BROTHERS BAND. (Für die Macon letztlich aber auch zu einer Tragödie wurde...)

Aber genug orakelt: Bad Habit ist ein Opener der Sonderklasse. Schwerblütig und kraftvoll rumpelt er durch die Boxen. Ein Billy Powell Gedächtnis-Piano klimpert sich den Arsch ab und die folgenden Gitarrensoli sind einfach nur zum niederknien. Auffallend ist definitiv auch die Stimme von RATTLERS Frontmann Tracy Carroll. Keine Lerche, nein; auch nicht so versoffen wie die von REBEL PRIDEs Pat Buffo oder so tief rollend wie die von SWAMPDAWAMPs Frontbär Gig Michaels - aber herrlich rau und doch nuancenreich. Ein verbaler Dreitagebart!
RATTLERS "Drummerboy" Woody Hughes stimmt mit Dirtroads einen wunderbaren, verhaltenen Marsch an. Eine traurige Steel Guitar gesellt sich dazu und augenblicklich versetzt es den Schreiber ins Shenandoah-Tal. 1862. Eine alte Straße. Bedeckt mit der roten Erde Virginias. Im Rücken die Blue Ridge Mountains. Stonewall Jackson's Brigade marschiert wie ein gewaltiger, grauer Lindwurm durch das weite Tal. Vorneweg die Drummer Boys, daneben, zu Pferd, der große Südstaaten-General. Dann 10.000 Mann. Viele schlecht ausgerüstet. Eine Decke, Blechtasse und -teller, Munitionstasche und Muskete. Hut und Messer von zu Hause mit gebracht, ein paar private Habseligkeiten; sonst nichts. Hunderte von ihnen marschieren barfüßig. Aber ein jeder von ihnen mit dem Mut eines Löwen und den großen Tugenden der Menschen Dixielands: Stolz und Ehre! Nie kam es während der Feldzüge und Schlachten der Südstaaten-Armee zu Plünderungen, Brandschatzungen oder Vergewaltigungen. Darauf können diese Männer auch heute noch stolz sein. Wie "ehrenhaft" verhielt sich hingegen die Gegenseite. Sie, die Verfechter des "Guten", die selbst ernannten Erhalter eines Staatenbundes, den sie nur wenig zu würdigen wussten. Was geschah in Fredericksburg? In Atlanta? In dutzenden anderen Städten? Was taten Sheridan und Sherman, die Verfechter des ersten totalen Krieges, den Zivilisten, ihren Landsleuten aus dem Süden an? Den Menschen, die sie den "Klauen der Konförderation" entreißen sollten und den Schwarzen, die sie vorgaben, befreien zu wollen, deren Behausungen jedoch genauso den Flammen zum Opfer fielen. Aber sorry, schweifen wir nicht länger ab. Solange das melancholische Dirtroads weiter "marschiert", bleiben wir jedoch noch in 1862. Der "graue Lindwurm" ist rasch vorbei gezogen. Und erstaunlich leise. Die Schritte der 10.000 Mann verhallen wie das sanfte Rascheln der Blätter in den frühlingshaften Kronen der mächtigen Nussbäume. Ein Hauch an roten Staub legt sich auf die fetten Grashalme links und rechts des Weges und noch bevor sich der Song seinem Ende zuneigt, weist nichts mehr auf Stonewall Jacksons Eilmarsch hin. (Auch wenn der Text dieser Nummer nicht viel mit den letzten Sätzen gemein hat, verleitet sie doch dazu, die Gedanken fliegen zu lassen - und da kann's dann schon mal passieren, dass ich abschweife... seid mir nicht böse deswegen.

Kommen wir zum nächsten Highlight: Mit dem Titeltrack Welcome Back To Georgia haben die RATTLERS eine wahre Hymne auf ihr Heimatland geschaffen. Eine fantastische Nummer, die Erbe und Tradition Dixies hoch hält. -Und natürlich: "In Georgia we carry guns...!" Wäre ja auch noch schöner, wenn nicht...!
Heiland Zack, dass ist nach drei Songs schon mal ein Einstieg nach Maß. Andererseits machen drei solch hochkarätige Songs noch keinen Sommer oder gar eine Southern Scheibe des Jahres...
Und als hätten sie's gehört, driften die RATTLERS mit Rock Star erstmal in Classic Rock Gefilde ab. Allerdings tun sie das unverschämt gut und, trotz des eher drögen Themas, mehr als glaubwürdig. Ein wirklich schöner Song, der nicht nur indirekt auf BOB SEGER zielt.
Mit einem bunten Potpourri geht es weiter. Egal ob die Band die eingängige, an die EAGLES erinnernde, Halbballade No Rest For The Wicked anstimmt, egal ob sie Misty Morning durch den Slide Wolf drehen um den Song überraschender Weise mit einem überaus eingängig-süßen Refrain zu würzen (und mit klasse Gitarrensolo verzieren), egal ob sie das bluesige Travelin' Man (Eigenkomposition) mit herrlich präsenten Honky Tonk Piano nieder hämmern - es hat immer Stil und alle Songs zeigen, dass da eine Band agiert, die sich über die Jahre (Gründung 2007) gefunden hat.
Over This Time ist eine herrlich stampfende Nummer, der eine hungrige Orgel das gewisse Etwas verleiht. Der eher stille, aber umso intensivere Country Rocker Leaving lebt vor allem von Carroll's Stimme und einer feinen, unaufdringlich-schön solierenden Gitarre. Mit Switchblade shuffeln sich die Jungens mal so ganz nebenbei durch die Claims von ZZ TOP und POINT BLANK. Das tun sie aber wieder auf ihre ganz eigene Art, denn auch hier ist Moravek's Orgel beinahe omnipräsent. Fetzt richtig!
Walk Away punktet mit klasse Drum-Intro und gieriger Gitarre. Ein schön rauer Song, der nur im Refrain einen leichten, punktgenauen Schliff aufweist. Die Nummer macht ordentlich Wind - so eine Art in Töne gekleideter Home Run...
Zum Ende hin folgt dann nochmal so ein richtiges Southern Rock Juwel: Out Of The Cotton! Hier setzen die RATTLERS ein vorletztes Mal all die Duftmarken, die dem Freund dieser Musik runter gehen wie ein dreistöckiger Bourbon. Der Song geht schön straight geradeaus, jedoch verleihen ihm eine beinahe schon lungenkrank giemende Orgel und ein bis zum Anschlag geklopftes Piano Zepter und Reichsapfel oder Smith und Wesson oder Jack und Daniels... oder denkt euch selbst was aus... z.B. ist da dieser Reverend aus Virginia, "Elijah (und) Craig", dessen größte Tat, nun in 0,7er Gebinde gefüllt, jedem Freund Dixies durch die Adern rinnt wie flüssiges Gold... wer noch nicht hat, unbedingt antesten, der Stoff ist ein Gedicht!

Als Bonus/Hiddentrack haben die RATTLERS nach Out Of The Cotton so eine Art "Extended Version" von Welcome Back To Georgia angehängt, bei der der Southern Man nach einer Weile das Ohr spitzt und die Braue hebt. Streut doch da die Band tatsächlich und unverschämter Weis' einen rotzfrechen Rap ins Song-Gefüge. Wie war das? "In Georgia we carry guns...?!" Ja. Tun sie. Aber auch die Schwarzen...

Kurzum: "Welcome Back To Georgia" ist sicher noch nicht das Southern Rock Album des Jahres 2011, aber es ist eine verdammt gute Scheibe. Eine CD, die trotz mancher, teils zu eingängiger Hook und auch manch zu zuckersüßem Refrains auf einem enorm hohen Level punktet und die ich allen Southern Men zwischen Süderlügum (nein, dass ist nicht in der Türkei!) und Oberstdorf und natürlich auch allen Rebels zwischen Basel, Bozen und Wien ans Herz legen möchte. Acht von Zehn Punkten; klasse Album!

Christian "Grisu" Gerecht, 28.03.2011

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music