Zalvation - Live In The 21st Century, Jerkin' Crocus, 2006 | ||||
Max Maxwell | Vocals | |||
Zal Cleminson | Guitar | |||
Chris Glen | Bass | |||
Hugh McKenna | Keyboards | |||
Ted McKenna | Drums | |||
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CD 1: | ||||
1. The Faith Healer | 4. Next | |||
2. Midnight Moses | 5. Isobel Goudie | |||
3. Swampsnake | 6. Framed | |||
CD 2: | ||||
1. Compliments To The Chef | 5. Vambo | |||
2. The Man In The Jar | 6. Boston Tea Party | |||
3. Hammer Song | 7. Delilah | |||
4. Action Strasse | ||||
Alex Harvey ging schon stark auf die 40 zu, als er THE SENSATIONAL ALEX HARVEY BAND gründete. Zuvor sammelte der Glasgower Erfahrungen in Skiffle-, Soul- und Bluesbands und spielte über Jahre in der Londoner Aufführung des 'Hair' Musicals mit.
1972 war es dann aber soweit, und einer der charismatischsten Frontleute im Rock-Zirkus widmete sich dem harten Rock und fand genau die passenden Typen für seine wahrlich "sensationelle" Band. Das Wort "Zirkus" darf man ruhig auch wörtlich nehmen, denn die Auftritte der Band waren eine "Show", die Rock-Klischees ebenso beinhaltete wie Vaudeville- und Cabaret-Elemente. Der als Clown maskierte - hervorragende - Gitarrist Zal Cleminson tat ein übriges für das bunte Geschehen auf der Bühne, bei dem aber - schier nebenbei - mitreißende Blues-Rock-Musik geboten wurde.
So waren es hauptsächlich die Live-Qualitäten, die die Band ausmachten, auch wenn bis 1976 zahlreiche Singles in den britischen Hitparaden landeten. Hierzulande dürfte The Faith Healer am bekanntesten sein und ähnlich wie zu IRON BUTTERFLYs In A Gadda-Da-Vida oder BIRTH CONTROLs Gamma Ray haben sich in den 70ern ganze Heerscharen dazu auf den Tanzflächen von Rock-Diskos einen abgegroovt.
Als echter Schotte hatte Alex Harvey auch einen Hang zum Alkohol und das war wohl mit einer der Gründe, die zum Ende der 'Sensational Alex Harvey Band' führten und schließlich am 4.2.1982 auch zum Ende von Alex selbst, durch Herzversagen, einen Tag vor seinem 47. Geburtstag.
Die Mitglieder der Band fanden sich bald in erfolgreichen Bands wie NAZARETH, bei Rory Gallagher oder der MICHAEL SCHENKER GROUP wieder.
Mit dem Sänger Max Maxwell fanden sich Zal Cleminson, Hugh und Ted McKenna und Chris Glen letztes Jahr wieder auf einer Bühne zusammen und natürlich wurde so ein Ereignis dokumentiert: "Zalvation" heißt das neue Doppel-Live-Album. "Satisfaction" wäre auch kein verkehrter Name gewesen, denn ich finde es klingt richtig klasse. Ich bin jetzt nicht so der Die-Hard Insider, aber eine vergleichbar gut klingende Live-Aufnahme habe ich von der Truppe noch nicht gehört.
Gleich zu Beginn wummert das besagte The Faith Healer aus den Boxen und man kann sich gut vorstellen, wie es da bereits im Publikum abgegangen sein muss. Die Gitarrenriffs von Cleminson kommen messerscharf und der neue Sänger Max Maxwell macht durchaus einen mitreißenden Eindruck, ohne dem Vergleich mit Alex Harvey standhalten zu können. Aber mal ehrlich: Wie viele könnten das?
Es schiebt jedenfalls richtig geil, auch beim folgenden Midnight Moses, was auch ein Verdienst von Bassist Chris Glen ist, denn ich schon bei MSG immer gemocht habe. Bei Swampsnake kommt beinahe Boogie-Charakter auf und fast meint man die stampfenden Füße in der Halle zu hören.
Next zeigt dann mehr die "theatralische" Seite der Band auf, ohne den Schwung aus der Show zu nehmen. Erinnert mich ein bisschen an Steve Harley, der manchmal einen ähnlichen Hang auf der Bühne entwickelte.
Der Pomp von Isobel Goudie würde auch als Filmmusik taugen, bzw. stünde mancher Prog-Rock Band ganz gut zu Gesicht. Keine Sorge, so schwer verdaulich - wenn auch manchmal recht metallisch - ist der Song nicht; man muss sich nur ein bisschen auf diese Szenerie einlassen.
In den Heavy-Blues Framed lässt Sänger "Mad" Max einen Schuss Humor einfliesen, während es die Band richtig krachen lässt.
Die Liner Notes hat übrigens DEF LEPPARDs Joe Elliott verfasst, der sich nicht nur als vager, sondern als beinharter SAHB Fan outet.
Die zweite CD startet mit den Compliments To The Chef. Bei dem leicht abgespacten Sound fühl ich mich ebenso an manchen Reggae-Titel wie auch an die psychedelische Zeit Ende der 60er erinnert. Funkig wird's mit The Man In The Jar und gleichzeitig bekommt es auch wieder einen Hörspiel-Charakter, wenn Max Maxwell mehr spricht als singt.
Allein der Titel Hammer Song suggeriert schon irgendwas bretthartes. Tatsächlich ist der Song zwar schon heavy, aber eher gebremst und etwas balladesk. Gitarrist Zal Cleminson sorgt aber natürlich trotzdem für ein paar sprühende Funken. Leichter lässt sich das flottere Action Strasse konsumieren, das in diesem Kontext fast schon poppig klingt. Ein paar östliche Klangstrukturen fliesen hier auch mit ein.
Kein Problem, das Publikum zum mitsingen zu bekommen, wie der Beginn von Vambo deutlich hören lässt. Hier wird's denn auch wieder sehr theatralisch und diese Klänge würden auch gut als Intro für manche Heavy-Band taugen. Und wenn's dann richtig losgeht, könnte man auch die Kollegen von SAXON oder JUDAS PRIEST in ihren frühen Tagen vermuten. Den Gesang lassen wir mal beiseite. Der Song geht jedenfalls richtig geil ab. Lautstärkeregler hoch!
Natürlich sorgt auch die Boston Tea Party für weitere Stimmung. Da wird wieder reichlich mitgesungen und man kommt auch beim Zuhören in eine richtige Party-Stimmung. Muss ja nicht unbedingt Tee sein...
Der krönende Abschluss muss natürlich das Cover von Tom Jones' Delilah sein. Hat der Song jemals besser geklungen? Okay, vielleicht wenn Alex Harvey selbst gesungen hat, aber in diesem Arrangement bekommt der Titel einfach das was ihm gebührt. Selbst die Kirmesorgel Einwürfe von Hugh McKenna passen - mit einem Schmunzeln - dazu. "Forgive me, Delilah".
Insgesamt gefällt mir die erste Hälfte dieses Albums etwas besser, aber Fans der SAHB müssen hier sowieso zuschlagen und mancher der sie hier erst entdeckt, kommt sicher auf den Geschmack und wird sich auch für die früheren Aufnahmen interessieren. Zu Recht.