The Statesboro Revue Jukehouse Revival, Blue Rose Records, 2015 |
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01. Bedroom Floor | 07. Like The Sound | |||
02. Every Town | 08. Honkytonkin' | |||
03. Undone | 09. Satisfied | |||
04. Tallahassee | 10. Go Down Slow | |||
05. Roll On Mama | 11. Last Ramble | |||
06. Count On Me | ||||
Vom aufregenden "Ramble On Privilege Creek" zum nahe gelegenen Jukehouse ist es wirklich nur ein Katzensprung. Gleich hinter der nächsten Flussbiegung soll es angeblich stehen. Der Duft des Barbecue liegt schon verführerisch in der Luft. Und man hört leise die Band spielen. Honky Tonk Piano, Pedal Steel, Banjo, Fiddle. Das ganze Country-Music Geschwader flirrt über die Bäume zu uns herüber.
Mit der fixen Idee, gleich ein schönes kaltes Bier zu stürzen, hasten wir um die Ecke und sehen und hören nun ganz deutlich eine bestens aufgelegte Band und einen Sänger, der ganz verdächtig nach Stewart Mann klingt. Twang! Um Himmelwillen, sind das etwa THE STATESBORO REVUE? Ja, kein Zweifel mehr. Ist es denn zu fassen? Hier in der Provinz?
Wir kommen genau zum richtigen Zeitpunkt: Stewart Mann parliert freundlich und beschwingt über STATESBOROs aktuelles Album, dass passenderweise "Jukehouse Revival" heißt und heute in voller Länge präsentiert werden soll. Stewart setzt seine ganze Energie auf die guten, alten Zeiten, die er und seinen Kumpels einmal mehr herauf beschwören möchten. Nix gegen die Gegenwart, aber man habe das Gefühl, die Musik der Heroen aus den Sixties und Seventies sei es wert, für immer und ewig in Ehren gehalten zu werden. Ich nicke wohlwollend und zustimmend zu meinen Kumpels herüber, die inzwischen ihr zweites Bier bestellen.
Okay, vom ersten Song Bedroom Floor haben wir nicht allzu viel mitbekommen. Klang von weitem recht entspannt und locker. Wurlitzer Piano war dabei und das stetige Miauen einer Pedal Steel Guitar.
Jetzt setzt die REVUE ihre Show mit Every Town fort. Klingt nach Johnny Cash, nur das Stewart Mann komplett anders singt. Güterzugrhythmus, scharfe Twang-Gitarre, Ba-Ba-Ba-Banjo, der Typ an der Hammond-Orgel wischt und zischt über seine Tastatur. Meine Kumpels und ich sind sofort Feuer und Flamme.
Als nächstes folgt Undone, ein cooler Southern-Rocker nach dem sich BLACKBERRY SMOKE wohl die Finger lecken würden. Hä, hä, da klingt die STATESBORO REVUE aber doch wesentlich inspirierter.
Als Stewart Mann Tallahassee ankündigt und wir plötzlich anfangen zu tanzen, raunzt Kumpel Eddie mir zu: "Auf ihrem letzten Album hatten die Jungs doch gar nicht so viele Country-Vibes drin, oder?" Der Gitarrist kloppt noch ein paar Chuck Berry Riffs dazwischen und der Pianist wirbelt wie bescheuert über seine Honky Tonk Tastatur. Mann o Mann.
Roll On Mama klingt wie eine entspannte Reinkarnation aus THE BAND und "Before the Frost, Until the Freeze"-BLACK CROWES. Stewart Mann singt sicher nicht ganz so expressiv wie Chris Robinson. Doch gut ist das allemal.
Der folgende Track (Count On Me) haut in eine ähnliche Kerbe. Hört sich an wie der jüngere Bruder von Appaloosa. Kollege Eddie faselt was von BAND OF HEATHENS auf'm Country Trip. Und während die REVUE schon Like The Sound anstimmt, pflichte ich ihm staunend bei. Stimmt irgendwie.
Beim lässig groovenden Honkytonkin' fängt die bierselige Meute plötzlich an im Takt mitzuklatschen, während die strohblonde Kellnerin mit einem großen Tablett Bier anrückt, das sie binnen Sekunden an die umstehenden Leute verscherbelt. "Mach mal noch 'ne Rutsche fertig!", rufe ich ihr hinterher.
Die STATESBORO REVUE zeigt sich heute wirklich in allerbester Form und schmeißt mit dem Ohrwurm Satisfied einen vortrefflichen Song in die Runde, der einen an irgendwelche alten Country-Rock Songs erinnert und dazu animiert, seine verschütteten Harmony-Vocals Talente auszugraben. Junge, das macht Spaß.
Der gemächlich schwebende Tränenzieher Go Down Slow kitzelt vernebelte Gram Parsons Fantasien und zum Schluss machen die Jungs der STATESBORO REVUE noch einen kurzen Abstecher in die Appalachen und servieren unter dem Jubel der hochzufriedenen Zuschauerschaft einen akustischen Last Ramble. "Zugabe, Zugabe" grölt der Großteil der Gäste und während die breit grinsende Band den ersten Song des "Privilege Creek" Albums anstimmt, kommt die Strohblonde mit dem Biertablett und ich fasele großzügig irgend etwas von "Ich geb' einen aus, Jungs."