The Stattmatratzen Egoshooter, Aggressive Punk Produktionen, 2011 |
Nika van Decross | Vocals & Guitar | |||
Safi Marie Beldere | Guitar & Backing Vocals | |||
Nina Castanetto | Bass & Backing Vocals | |||
Carolita Curare | Drums | |||
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01. Klartext | 09. Illusion vs. Realität | |||
02. Schocken | 10. Kein Risiko | |||
03. Geschmack | 11. Konsumgeil | |||
04. Anomalie | 12. Alles sein | |||
05. Sensationelle Neuigkeiten | 13. Overdressed | |||
06. Hey, was ist mit den Leuten? | 14. Blumen für Mutti | |||
07. Kopfsalat | 15. Mach das Fenster auf | |||
08. Fütter dein Ego | ||||
Mit Girlbands in der Pop- und Rockmusik ist das ja so eine Sache. Irgendwie bekommen sie entweder den Exoten- oder den Niedlichkeitsbonus aufgedrückt und werden entweder nicht richtig ernst genommen oder laufen sowieso außer Konkurrenz. Gerade bei etwas härteren Tönen lassen sich Formationen, die auf längere Sicht Bestand hatten, wohl an einer Hand abzählen: GIRLSCHOOL, THE RUNAWAYS, THE DONNAS, L 7 oder KITTIE fallen mir da spontan ein, aber dann wird es schon dünn. In Sachen Punkrock (auch wenn ich da nicht der Experte bin), sieht es da wahrscheinlich noch düsterer aus.
Aber Abhilfe kommt jetzt aus der Hauptstadt: Seit 2005 treiben dort THE STATTMATRATZEN ihr musikalisches Unwesen. Bei dem Bandnamen gehen zwar wahrscheinlich (nicht nur) verbissene Feministinnen auf die Barrikaden, aber die Zweideutigkeit ist höchstwahrscheinlich wohlgewähltes Kalkül. Wenn man sich nämlich den aktuellen Longplayer “Egoshooter“ zu Gemüte führt, stellt man schnell fest, dass die vier Mädels alles andere als weich in der Birne sind und sich bestimmt nicht für irgendwelche kommerziell motivierte Schweinereien einspannen lassen. Nein, Nika und ihre Mitstreiterinnen sind beileibe nicht auf den Kopf und schon gar nicht auf den Mund gefallen, sie reden nicht um den heißen Brei herum (Klartext, Sensationelle Neuigkeiten, Kopfsalat, Konsumgeil) und kommen textlich wie musikalisch auf den Punkt.
Hier wird niemand verschont, auch die Geschlechtsgenossinnen bekommen ihr Fett weg (Blumen für Mutti). Aber bei aller Kritik, auch Wut und Aggressivität über die heutigen unschönen Zeiten und Zustände schaffen es THE STATTMATRATZEN auch, sich selbst nicht immer ernst zu nehmen, was zusätzliche Punkte gibt. Erfreulich ist, wie ich finde, auch, dass hier nicht nur Old-School-Geschrubbe stattfindet, sondern man durchaus auch offen ist für Elektro Pop (Fütter dein Ego) oder Garagen-Rock-Klänge. Alles in allem also eine sehr erfreuliche, frische Scheibe aus der Hauptstadt, die einem den Glauben zurückgibt, dass Punkrock in deutscher Sprache immer noch was zu sagen hat.