Titel |
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01. The Man From Everywhere |
02. Cut The Grass |
03. Devil In This Holler |
04. Famine Fortune |
05. On Your Time |
06. You Don’t Even Know Who I Am |
07. Border Lord |
08. Stories To Tell To Myself |
09. Broken Down Dam |
10. If Not For The Rain |
Musiker | Instrument |
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Wes Bayliss | Vocals, Guitar |
Johnny Stanton | Bass |
Tyler Powers | Guitar |
Isaac Senty | Drums |
Taylor Bayliss | Harmony Vocals |
Darrell Scott | Steel Guitar |
Southern-Rock-Bands mit Liebe zur Tradition müssen sich seit jeher entscheiden: Eifern sie eher dem großen Vorbild LYNYRD SKYNYRD nach und lassen die Musik eine gute Prise Blues und Country atmen, wenn Twin-Gitarren auf Piano oder Harmonica treffen? Oder geht es doch eher in Richtung MOLLY HATCHETT mit mehr Hard-Rock-Attitüde? THE STEEL WOODS aus Tennessee hatten diese Frage bisher eindeutig beantwortet: ihr Southern-Rock dampfte zumeist schwer wie eine vollbeladene Lok durch den Süden, Songs wie Della Jane’s Heart aus dem Debüt-Album „Straw In the Wind“ hätten bestens auch auf „Flirtin‘ With Desaster“ gepasst.
Doch dann starb Band-Co-Gründer Jason „Rowdy“ Cope vor gut zwei Jahren an Diabetes und sein Partner und Band-Sänger Wes Bayliss stand vor der Glaubensfrage: Weitermachen ohne den Freund und Gitarristen? Und falls ja, mit welchem Sound?
„On Your Time“, das vierte Album der Band, scheint diese Fragen zunächst in gewohnt kräftiger Weise zu beantworten. Vier Songs lang gehen THE STEEL WOODS wieder in die Vollen, bauen auf einem mächtigen Drums-Fundament jene Gitarrenriffs auf, zu denen echte Kerle gerne ihre Harleys polieren, um sie abends dann noch einmal in der Jukebox-Kneipe auf voller Lautstärke zu hören. Devil In This Holler ist genau einer jener hymnenhaften Slow-Southern-Rock-Songs, bei dem sich allen die Nackenhaare aufstellen, die noch an die Kraft von Gitarren, Verstärkern und Whisky-getränkten Stimmen glauben. Auch Kris Kristoffersons Border Lord erhält auf diesem Album eine famose Wiederauferstehung, wobei die Band das Stück erfreulicherweise eher als markanten Outlaw-Countrysong interpretiert und weniger als Rocksong.
Die zweite Hälfte des Albums jedoch führt völlig in die Irre oder besser ins allzu Seichte. Eine Walzer-Takt-Ballade reiht sich an die nächste und die Anbiederung an Mainstream Nashville wird in Gretchen Peters You Don’t Even Know Who I Am überdeutlich. Es schunkelt, es greint und eine auf Hochglanz polierte Brise weht durch den Raum. Genauso wie auf dem Coverbild, wo ein zufriedener Cowboy im prallen Sonnenuntergang auf sein Häuschen in der Prairie blickt. Purer Kitsch, und den besingt Wes Bayliss im Schlusssong If Not For The Rain denn auch ausführlich: „If not for the rain, I wouldn't notice the blue skies. If not for the sunshine, I wouldn't care for the shade. If not for the valley and all of this pain, the top of the mountain would seem just the same. Yeah, I wouldn't know a good day if not for the rain.“ Ein solcher Schmonz, dessen Melodie dazu noch gefährlich nahe an Kenny Rogers Lucille heranrückt, hätten weder Ronnie Van Zandt noch MOLLY HATCHETT-Sänger Jimmy Elkins jemals über ihre Lippen gebracht. Das vierte Album der THE STEEL WOODS ist eine Achterbahnfahrt – man sollte nach dem Anstieg der ersten vier Songs am besten aussteigen…