The Velvet Underground

Velvet Redux Live MCMXCIII

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 16.01.2009
Jahr: 2009

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Redakteur(e):

Jürgen Gallitz-Duckar


Velvet Redux Live MCMXCIII, Warner Music Entertainment, 1993 / 2009
John CaleBass, Viola, Keyboards, Vocals
Lou ReedVocals, Guitars
Sterling MorrisonGuitars, Vocals
Maureen "Moe" TuckerDrums, Vocals
Produziert von: Länge: 78 Min 37 Sek Medium: CD & DVD
1. I'm Waiting For The Man (5:09)9. I Heard Her Call My Name (4:27)
2. Sweet Jane (5:15)10. Femme Fatale (3:13)
3. Venus In Furs (4:46)11. Beginning To See The Light (4:40)
4. Heroin (9:20)12. I'm Sticking With You (3:17)
5. I'll Be Your Mirror (3:04)13. Hey Mr.Rain (11:23)
6. Pale Blue Eyes (6:04)14. Some Kinda Love (3:41)
7. Rock 'N' Roll (6:07)15. Coyote (5:13)
8. White Light/White Heat (2:52)

Das LP Cover mit der Banane drauf und Andy Warhol. Das dürfte alles sein, dass demjenigen einfällt der die Musik nicht kennt, den Namen aber schon einmal gehört hat. Ein legendärer Name, eine legendäre Band, die mit nur vier Alben zwischen 1967 und 1970 diesen Legenden-Status begründete. Außer der ikonographischen Meisterleistung ihres Mentors und Pop-Art Guru Warhol, hatte das aber seine Begründung in VUs düsterer Musik. Ganz entgegen dem Hippie-go-lucky Zeitgeist der Westküste, gings im New York der vier Musiker um die dunklen Seiten der Seele. Da wurde Heroin besungen und der Dealer auf den man wartet gleich dazu. Oder es gab die Femme Fatale und die Venus im Pelz Sado-Maso Phantasien. Velvet Underground (benannt nach einem Sado-Maso Roman von Michael Leigh) waren der Schatten auf dem Batikgewand des Summer of Love, die kühle Abendbrise die einen frösteln lässt nach zuviel Sonne.

Auf dem Debut noch abgerundet mit der etwas rätselhaften deutschen Sängerin Nico (Christa Päffgen), deren mehr als latenter Nihilismus seinen Teil zum düsteren Fest beitrug, war das ein Meilenstein zwischen schepperndem Garage Rock, Düster-Pop, verzerrten Schrammelorgien und dunklem Psychedelic Touch. Ohne Nico und ohne Warhols Schützenhilfe ging es dann weiter mit einem noch radikalerem Zweitwerk, einem fast versöhnlich wirkendem dunkel-balladigen dritten Album, bis zum eher schwachen Ende auf Werk Nummer Vier im Jahr 1970. 1973 lösten sie sich offiziell auf. Ein 1974 nachgeschobenes Livealbum (1969 Velvet Underground Live) präsentierte noch einmal auf zwei separaten LPs im Scheppersound sehr schön die düstere Faszination der Band und dann war endgültig Funkstille.

Wie bei allen legendären Bands waren aber natürlich auch hier die Rufer nach einer Reunion nie still, doch John Cale und Lou Reed konnten und wollten nicht mehr so recht miteinander. Die Gerüchte zogen mal hier und mal dorthin bis auf einmal die Reunion aufgrund einer traurigen Begebenheit doch noch wahr werden konnte. Andy Warhol starb am 22.Februar 1987 und auf dessen Beerdigung trafen sich die alten Zankhähne wieder. Wurden sentimental, entdeckten dass da doch noch mehr als ein Fitzelchen Lust am gemeinsamen Musizieren übrig war und formierten die Band neu.

Und hier kommen wir zum vorliegenden Objekt. Natürlich wurde diese Reunion-Tour von 1993, wie inzwischen üblich, auf CD und DVD festgehalten, mit der Einzel oder Doppel Live CD Live MCMXCIII und der DVD Velvet Redux Live MCMXCIII. Und genau um eine Neuausgabe dieser Letztgenannten handelt es sich hier.

Unter dem Signet Sight & Sound packt das Warner Department einst erschienene Live-DVDs mit einer davon gezogenen Tonkonserve auf Audio-CD neu zusammen und bietet das Package zum Billigpreis an. Soweit so sinnvoll. Doch welcher phantasielose Marketing-Seppl kam denn auf die Idee diese Verpackung auszuwählen ? Das mit großem Abstand übelste und sinnloseste an Verpackung das mir je untergekommen ist. Nicht nur, dass es einem Coverfreund und Ästheten wie mir grausen muss, so hässlich ist das Teil in seiner nüchternen Reduziertheit auf das allerallernötigste. Das ist so scheußlich, da könnte auch ne reine Daten-CD mit den neuesten Statistiktabellen meines Arbeitskollegen drinstecken. Die Hülle ist auch schlichtweg unsinnig und überflüssig. Sie enthält nicht einmal die Musikernamen, grade mal die Tracklisten. Vorn drauf auf ca. doppelte Briefmarkengröße verkleinert, das Originalcover der DVD mit entzogener Farbe (das Original ist lila). Eine Unterseite des durchsichtigen CD-Trays wird zur Werbung für weitere DVDs der Reihe genutzt, anstatt dem unkundigen Käufer ein wenig Info über Bandbesetzung, Aufnahmeort und anderes wissenswertes zu geben, die andere Unterseite enthält nur die Lizenzangaben zu den Songs. Nein meine lieben Marketing-Heinzen, so nicht.

Auch der Inhalt lädt zum meckern ein. Und zwar die CD. Natürlich muß ein 92 Minuten Konzert auf DVD für eine Audio-Veröffentlichung editiert werden, das ist schon klar. Aber warum lässt man nicht einfach zwei oder drei Songs weg ? Nein, sie packen alle Songs drauf und kürzen einige Stücke willkürlich drauflos. Warum verändert man die Songreihenfolge komplett, obwohls doch der Soundtrack zum Konzert-Film ist. Schonmal was vom Flow eines Konzerts gehört ? Aber Marketing-Trottel kennen eben nur den Cash-Flow und scheren sich einen Dreck um Musikliebhaber. Selbstverständlich wird auch zwischen allen Titeln noch ausgeblendet anstatt für saubere Übergänge und somit ein durchgehendes Konzertfeeling zu sorgen.

Da bleibt dann leider nur das Fazit - FINGER WEG - von diesem üblen Mist der nur dazu da ist, alten Wein in neuen Schläuchen unter die blöden Käufer zu bringen die ja eh alles aus der Hand fressen. Kauft euch lieber auf dem Second Hand Weg die originale Doppel CD der Tour (denn die ist nach wie vor erhältlich) oder die ebenso noch erhältliche Original DVD. Zur Not leiht euch das vorliegende Teil von nem Freund und bastelt ein eigenes Cover, aber lasst diesen Scheiß hier im Laden liegen, damit diese Typen nicht auf noch mehr solcher Vermarktungsideen kommen. Demnächst bekomm ich meine CD dann noch im Altpapier geliefert, ist noch billiger, kann man noch mehr Kohle raffen, wie wärs Warner Department ? Trackliste und andere überflüssige Infos darf ich mir dann sicher aus dem Netz holen. Vielleicht gegen Gebühr bei euch, hmm ?

Zum Inhalt noch. Velvet Underground in ihrer 1993er Inkarnation waren natürlich wesentlich weniger verrucht und düster-erotisch als noch in ihren jungen Jahren. Dennoch zünden die Songs noch und sie in so klarem Sound zu hören (im Gegensatz zum oft muffigen Klang wie sie ihn Ende der 60er hatten) macht schon Spaß. Gewöhnungsbedürftig, dass Lou Reeds Gesang deutlich nach vorn gemischt wurde und das angenehm gewohnt nuschelige der alten Stücke damit fehlt. Doch das ist nur eine kleine Gewöhnungssache und stört jemanden der die Studioversionen nicht kennt sowieso nicht. Wunderbar - die Band agiert auch im Jahre 93 noch weit weg von steriler Perfektion wie es andere altgediente Bands, die es nochmal packen wollen, präsentieren. Herrlich wackelig intoniert, im Gesang wie der Instrumentierung, wirkts öfters fast wie von einer Amateurband gespielt. Sie haben also den alten Garagengeist gut gepflegt. Höhepunkt für mich - damals wie (fast) heute - John Cales kratziges schräges Geigenspiel, das vielen Stücken erst die besondere Atmosphäre verleiht und schon immer den Hauch Avantgarde lieferte. Optisch gibts keine großartige Präsentation. Eine kleine Bühne, meist düstere blaue oder lilafarbene Beleuchtung und ansonsten Konzentration auf die Musik. Nervige hektische Schnitte sowieso nicht, dazu ist die Musik der Band auch eh zu langsam.

Wer die Band mag sollte sich - wie oben schon erwähnt - die Originalausgaben vorliegenden Materials durchaus holen. Wer sie erst kennenlernen will, fängt vielleicht doch besser mit ihren Studio-Klassikern an, um sich zuerst die Faszination der jungen Dunklen zu geben bevor er dann die gesetzten Herren plus Frau Moe Tucker am Schlagzeugstuhl genießen kann.

P.S: Inzwischen ist die Band leider endgültig Geschichte. Erst brachen schon bald nach der Reunion-Tour die alten Ressentiments zwischen Cale und Reed wieder auf, so dass es zur erneuten Auflösung kam. 1995 starb dann Gitarrist Sterling Morrison an Krebs und damit hat sich jede weitere Reunion nach Aussagen der anderen Bandmitglieder erledigt.

Jürgen Gallitz-Duckar, 16.01.2009

 

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