Thea Gilmore Harpo's Ghost, Sanctuary Records, 2006 |
Thea Gilmore | Vocals, Acoustic Guitar, Backing Vocals, Human Whistle | |||
Eric Ambel | Electric Guitar, Harmonium | |||
Paul Beavis | Drums | |||
Dave Hull Denholm | Acoustic Guitar, Backing Vocals, Harmony Vocals | |||
Steve R. Evans | Electric Guitar, Wurlitzer | |||
James Hallawell | Hammond | |||
Nigel Stonier | Organ, Acoustic Guitar, Dulcimer, Harmonica, Electric Guitar, Harmonium, Hammond, Ukulele, Bass, Pedals, Wurlitzer, Backing Vocals | |||
Ian Thomson | Bass | |||
John Tonks | Percussion | |||
Joe Wadeson | Bass | |||
Kathryn Williams | Backing Vocals | |||
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1. The Gambler | 7. Going Down | |||
2. Everybody's Numb | 8. Whistle And Steam | |||
3. Red White And Black | 9. Cheap Tricks | |||
4. Call Me Your Darling | 10. Contessa | |||
5. We Built A Monster | 11. Slow Journey II | |||
6. The List | 12. Hidden Track: Play Until The Bottle's Gone | |||
"Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust / Die eine will sich von der andern trennen", klagt Goethes Faust voller Verzweiflung. Und hört man Thea Gilmores mittlerweile siebtes Album, spürt man hier und da eine ähnliche Zerrissenheit. Nicht, dass der Eindruck entstehen würde, Thea Gilmore wäre im Begriff einen Pakt mit dem Teufel zu schließen. Sicher nicht.
Dennoch beschwört sie auf "Harpo's Ghost" so unterschiedliche Seiten, dass man sich zwei Thea Gilmores wünscht - oder zumindest zweimal "Harpo's Ghost". Für engagierte, interessierte und politisch korrekte Stunden hätte man dann ein anregendes, intelligent mit Worten spielendes Album. Darauf die sowohl musikalisch als auch inhaltlich hochkarätigen Stücke, die fast schon Protest-Song-Manier ausstrahlen (Red, white and black, Everybody's numb), zusammen mit dem eingängigen und etwas offensichtlichen Material (Call me your darling, Cheap tricks). Unterhaltsam und wichtig, aber nicht zu ungewöhnlich.
Viel essentieller die andere Thea Gilmore, die man in Gedanken nur mit Akustikgitarre ihre wunderbaren Songs in einer verrauchten Kneipe oder einer kleinen Kirche spielen hört. Geschichten, die für Gänsehaut sorgen (The list, Whistle and steam) und bei denen man ohne zu hinterfragen mit auf Reisen geht. Auch wenn Slow journey II kein Happy End hat und man sich irgendwo unterwegs verliert. Das wäre es wert. Solche Stücke sind es, die das tatsächlich einzigartige Songwriting widerspiegeln - mal mit glasklarer Stimme vorgetragen, mal blitzt etwas PJ Harvey-eskes durch: beschwörend, betörend, verstörend.
"Harpo's Ghost" ist eine Entwicklung und vielleicht abwechslungsreicher als der reguläre Vorgänger "Avalanche", in sich aber auch weniger geschlossen. Denkt man zurück an Dr. Faust, dann wünscht man jeder Seele ein eigenes Album. Doch nicht alle Wünsche können in Erfüllung gehen, und man muss auch so eingestehen, dass Thea Gilmore mit "Harpo's Ghost" etwas ganz Wunderbares geschaffen hat.