Über “Jailbreak“ von THIN LIZZY braucht man im Prinzip nicht viel zu philosophieren. Ein Meilenstein der Rockmusik, ein Fundament, auf dem immer noch Vieles aufbaut, was heute in Rock und Hard Rock gut und wichtig ist. Kurz gesagt: Die sprichwörtlichen Tauben nach Athen getragen. Was das Album jetzt wieder in den Fokus rückt, ist die 5 LP + Blu-ray Box “Thin Lizzy 1976“, die soeben erschien. Vollgestopft, mit neuen Stereo- und ATMOS-Mixen der beiden 1976er THIN LIZZY-Alben “Jailbreak“ und “Johnny The Fox“, Demos, Outtakes, Radiosessions und einem unveröffentlichten Konzert, aufgenommen in Cleveland, wird dieses, für die Band so wichtige Jahr, gebührend gewürdigt.

Daneben gibt es von den beiden LPs limitierte, farbige Vinyl-Versionen. Was bei “Johnny The Fox“ bedeutet, die LP kommt in “Brick Red Vinyl“, während “Jailbreak“ mit edlem “Silver Vinyl“ aufwartet (der Aufkleber auf dem Cover spricht von “Grey Vinyl“, was es eher trifft). Gewichtig sind sie beide, denn standesgemäß wurde auf 180g Vinyl gepresst. Für den “2024 Remix“ zeichnen Richard Whittaker und Scott Gorham verantwortlich. Vor allem Letzterer muss es ja wissen. Ich kann jetzt keine neuen Offenbarungen entdecken, aber insgesamt erscheint mir der Sound etwas klarer, die Instrumente differenzierter zu hören. Davon profitieren womöglich gerade zu die ruhigeren, souligen Titel, wie Fight Of Fall, die sich noch “luftiger“ präsentieren.

Ja, es tut gut und macht Sinn, wieder mal eine LP am Stück durchzuhören und so Songs, wie Angel From The Coast oder Romeo And The Lonely Girl wieder Gehör zu verschaffen. Angesichts der großen Rockhymnen auf diesem Album werden die gern stiefmütterlich behandelt, obwohl auch hier feinstes Handwerk, vor allem von Scott Gorham und Brian Robertson geboten wird. Trotz all der tollen Gitarristen, die über die Jahre in der Band waren, sind die beiden doch das beste (Gitarren-) Duo von THIN LIZZY.

Und natürlich birgt das Album mit The Boys Are Back in Town, Cowboy Song, Emerald und dem Titelsong vier Tracks, die bis heute auf keinem Konzert fehlen dürfen. Egal, ob es von Scott Gorhams Reinkarnationen ist oder Brian Downeys Version, oder wer auch immer: Ohne diese ist einfach kein LIZZY-Konzert komplett. Verpackt in ein dickes, stabiles Klappcover, das zwar nicht das Cut-Out, wie die Originalhülle, aber mit dem großformatigen Comic-Bild der Band und Abbildungen von Single-Covern sehr schön gemacht ist. Wer sein altes Teil abgenudelt hat, der tut sicher gut daran, es mit dieser Neuauflage zu ersetzen. Falls die Scheibe bisher im Regal fehlen sollte, wäre es jetzt ohnehin Zeit.