Thomas Denver Jonsson Barely Touching It, Kite Recordings, 2005 |
Thomas Denver Jonsson | Vocals, Guitar, Harmonica | |||
Carl Edlom | Guitars, Piano, Accordeon, Organ, Glockenspiel, Vocals | |||
Fredrik Wilde | Guitar, Pedal Steel, Vocals | |||
Thomas Lindberg | Bass | |||
Henric Strömberg | Drums, Percussion | |||
Nina Kinert, Ned Oldham | Vocals | |||
Anna Sahl | Cello | |||
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1. I'm With You All The Way | 8. A Day From A Year | |||
2. Strange Luck | 9. Walther | |||
3. Time Stops When I Hold You | 10. Eyes Of Blue | |||
4. Dance Floor Borders | 11. Working Star | |||
5. Dreams At The Film Club | 12. Good Night | |||
6. Silver Boy | 13. Reprise | |||
7. Dreams At The Film Club | ||||
Als halbwegs Musikbesessener kennt man aus der schwedischen Abteilung 'Singer-Songwriter mit Roots-Anleihen' zumindest Nicolai Dunger, Kristofer Aström und die etwas lieblicheren Varianten, Sophie Zelmani und THE CARDIGANS.
Nun reüssiert neben diesen bereits etablierten Acts ein junger Mann, der erstaunlicherweise erst mit 20 Jahren das Gitarre spielen erlernte und mit seinem Debutalbum "Hope To Her" (2003) in einschlägigen Kritikerkreisen hohes Lob einfuhr und es in 2004 immerhin auf das Billing des renommierten holländischen Take Root-Festivals schaffte und schließlich 2005 auch zum SXSW-Festival nach Texas eingeladen wurde. Nicht schlecht für einen Frischling, den ich bis Dezember 2005 noch gar nicht kannte und der meine Aufmerksamkeit durch eine hohe Platzierung in der Dezemberausgabe der Euro-Americana-Charts auf sich zog.
Ich rede übrigens von Thomas Denver Jonsson, der nun mit seinem zweiten Werk "Barely Touching It" die begonnene Erfogsstory fortsetzen möchte.
Jonssons Musik darf man wohl ohne Umschweife als Alternative Country bezeichnen, auch wenn der Begriff schon ein wenig abgegriffen scheint. Der Schwede verarbeitet klassische Countrymuster der Gram Parsons-Ära und verquirlt das Ganze auch schon mal mit einem saftigen Schuss Rock-Schmutz (Strange luck), wobei er allerdings die Mid-Tempo-Grenze kaum einmal überschreitet. Wer auf unkomplizierte, aber wirkungsvolle Saitenarbeit steht, wird mit dem ausgewogenen Wechsel zwischen akustischen und schön angezerrten elektrischen Gitarren bestens bedient. Für atmosphärische Glanztaten sorgt immer wieder der beherzt aufspielende Pedal-Steeler Fredrik Wilde.
Thomas Denver Jonssons ausgeprägtes Talent, die eine oder andere schöne Melodie aus dem Ärmel zu schütteln, wird zwar zunächst von seinem mitunter etwas wackeligen, manchmal brüchigen Gesangsstil in Frage gestellt, doch nach dem zweiten, dritten Hördurchgang erliegt man dann durchaus dem gewissen Charme in Thomas' Stimme, der sich irgendwo zwischen Neil Young, Ryan Adams und M. Ward einpendelt.
Das klassische Duett darf natürlich auch nicht fehlen: Im kargen Dreams at the film club schlendert Thomas mit seiner Gesangspartnerin Nina Kinert durch die schlafende Stadt, während er in Dance floor borders Wange an Wange mit ihr selbstvergessen durch die Nacht schwebt. Die sprichwörtliche skandinavische Melancholie stets im Handgepäck.
"Barely Touching It" entpuppt sich also als künstlerisch einwandfreies, charakterstarkes Album, das im Grunde keinen Ausfall zu verzeichnen hat und es völlig unaufdringlich versteht, mit seinem Lo-Fi-Charme den geneigten Hörer einzuwickeln. Wenn Thomas auf seiner Homepage mit den Worten "I wanted the listeners to wonder who could have written all those pretty songs" zitiert wird, hat er dieses Ziel bei mir zweifellos erreicht.