Till Bennewitz Meeting In The Night, Straight Talkin' Records, 2015 |
Till Bennewitz | Vocals, Guitar | |||
Aynsley Lister | Lead Guitar, Backing Vocals | |||
James Hartley | Bass, Backing Vocals | |||
Wayne Proctor | Drums | |||
Bob Fridzema | Keyboards | |||
Chris Aldridge, Bryan Cornett, Andy Derrick | Horns | |||
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01. Henry Boy | 06. Old Tattoos | |||
02. Rebel In Town | 07. Drive-In Queen | |||
03. Being A Man | 08. Highway Pete | |||
04. Downtown Train | 09. Midnight Promenade | |||
05. Meeting In The Night | 10. Lonely Boy | |||
Neulich gab mir mein Kumpel Thomas die aktuelle Till Bennewitz Platte "Meeting In The Night" mit den Worten "Nicht schlecht, aber da hör ich mir doch lieber das Original an" zurück. Meine ihm empfohlene Scheibe des jungen, aufstrebenden Singer-Songwriter Bennewitz sei zwar musikalisch und handwerklich über jeden Zweifel erhaben, doch dem Jungspund fehle es doch an eigenem Profil.
Dazu muss man sagen, dass Freund Thomas ein großer Bruce Springsteen Fan ist und Bennewitz tatsächlich wie der junge Boss Mitte der Siebziger Jahre klingt. Ja, und hier scheiden sich dann wohl auch die Geister.
"Meeting In The Night" mag dem einen oder anderen Hörer tatsächlich wie eine vergessenes Springsteen-Album erscheinen. Kompositionsstil, Gesangsdarbietung, Stimmfärbung und Instrumentierung stehen unmissverständlich im Geiste des hemdsärmeligen Songpoeten aus New Jersey, so dass man nicht umhin kommt, die Frage nach der Grenze zwischen bloßem Epigonentum und innovativer Eigenleistung zu stellen.
Versucht man diese Diskussion außer Acht zu lassen, trifft man allerdings auf ein musikalisch erstaunlich reifes, produktionstechnisch absolut stimmiges Album, das unter der Produktionsobhut des britischen Bluesrock-Gitarristen Aynsley Lister und einer fabelhaft auftrumpfenden Band einige mitreißende Momente beschert. Lister selbst und die von den schottischen Bluesrock-Monarchen KING KING entliehenen Wayne Proctor (Drums) und Bob Fridzema (Keys), sowie gelegentlich eingestreute Clarence Clemons typische Saxofon-Linien, bieten dem deutschen Talent einen mit allen Wassern gewaschenen Background für seine Short Stories, die mit ähnlich bodenständigen Charakteren bevölkert sind wie viele der Springsteen typischen Szenarios aus der kargen Arbeiterwelt des kleinen Mannes. Immer auf der Suche nach diesem sprichwörtlich kleinen Stückchen Freiheit und einer glücklich machenden Portion Liebe.
Till Bennewitz macht das mit voller Inbrunst und überzeugender Leidenschaft und kreiert dabei mitreissende Tracks, die eindeutig Ohrwurmpotential und Stadiontauglichkeit beweisen. In manchen Momenten protzen die Lieder gar mit allzu plakativen und offensichtlichen Mechanismen. Das eine oder andere Huah Huah oder Ho Ho Hu Hu Background Vocals Ausrufezeichen hätte sich Bennewitz und sein Produzent schenken können.
Intensive Songs wie Henry Boy, Downtown Train und Old Tattoos jedoch lassen sich natürlich nicht einfach so aus dem Ärmel schütteln. Dafür gebührt allen Beteiligten großes Lob. Insgesamt ein Debutalbum das durchaus zu gefallen weiß.
Dennoch muss die Frage erlaubt sein, welche Alleinstellungsmerkmale sich Till Bennewitz im Laufe seiner Karriere noch erarbeiten kann. Wird er sich womöglich beim zweiten Album von Übervater Springsteen freischwimmen, sein Talent schärfen, ein markanteres eigenes Profil entwickeln? Ansonsten wird Bennewitz sich auf lange Sicht ständig mit dem Original messen lassen müssen. Und wer da den Kürzeren zieht, steht wohl außer Zweifel.