Till Brönner The Movie Album, Verve, 2014 |
Till Brönner | Trumpet, Vocals | |||
Vinnie Colaiuta | Drums | |||
Chuck Loeb | Guitar | |||
Mitch Forman | Piano, Keyboards | |||
Gregory Porter, Lizzy Cuesta, Joy Denalane | Vocals | |||
Rick Braun | Trumpet | |||
Frank Chastenier | Piano | |||
| ||||
01. When You Wish Upon A Star | 08. Moon River | |||
02. Run To You | 09. Forbidden Colours | |||
03. Stand By Me | 10. As Time Goes By | |||
04. Love Theme From Cinema Paradiso | 11. Crocket's Theme | |||
05. Raindrops Keep Falling On My Head | 12. Mulholland Falls | |||
06. Il Postino | 13. My Heart Will Go On | |||
07. The Godfather Waltz | 14. Happy | |||
Böse Zungen werden wahrscheinlich behaupten, es handele sich um Muzak oder Fahrstuhlmusik. Smooth-Jazz, das Genre in dem sich der deutsche Vorzeige-Jazzer Till Brönner gerne bewegt, polarisiert seit jeher. Knorrige Jazz-Hardliner interpretieren dieses weichgespülte, gefällige Gesäusel gerne als Anbiederung an den Massengeschmack. Unauffällig, wenig aufgregend, ohne großartige Ecken und Kanten. Sei's drum.
Nun wenden sich die Melodien und Songs, die sich der mehrfach mit dem deutschen Jazz-Echo prämierte Viersener für sein neues Projekt ausgewählt hat, tatsächlich und ohne große Umschweife an das große Publikum. "The Movie Album" verfolgt die nicht ganz neue Idee, große und erfolgreiche Filmschlager, Evergreens und Hits der Filmmusikgeschichte auf möglichst frische und unterhaltende Weise zu interpretieren. Songs, die sich millionenfach bewährt haben. Ein Nummer-Sicher Album? Möglicherweise ja, aber es war dem Trompetenstar eine Herzensangelegenheit. Basta.
Blendet man die Nörgelei der Smooth-Jazz-Ignoranten einmal aus, weiß dieses Album durchaus zu gefallen. Das Album, das standesgemäß in den Eastwest Studios in L.A. produziert wurde, klingt groß und mächtig, Hollywood-Cinemascope Format sozusagen. Die Orchesterarrangements geraten meistens ruhig und balladesk, teils bedächtig, teils beschwingt, schwelgerisch bis romantisch. Brönners geschmeidiger Trompetenton klingt zärtlich, wie Samt und Seide.
Der versierte Musikprofessor übernimmt mit seinem Blasinstrument sehr häufig die Vokalpartien der Originalversionen, hat sich aber auch ein paar ganz exquisite Sänger und Sängerinnen ins Studio geladen, um Gassenhauer wie Stand By Me (Gregory Porter) und As Time Goes By (Joy Denalane) in ein neues Licht zu setzen. Brönner selbst intoniert das pfeifend, schlendernde Raindrops Keep Falling On My Head eher unauffällig und erinnert da an den amerikanischen Kollegen Michael Franks.
Die Gesangskrone verleiht der Rezensent jedoch an die liebenswerte Lizzy Cuesta (Tochter des Jazzgitarristen Chuck Loeb, der ebenfalls seinen Beitrag leistet), die sich auf anrührend romantische Art an den Klassiker Moon River heranwagt und im Sturm mein Herz erobert hat. Einfach zu schön.
"The Movie Album" verleiht dem Genre Contemporary Jazz bzw. Smooth-Jazz ein paar wirklich hörenswerte und leidenschaftliche Momente. Brönners musikalisches Talent, seine Expertise und Handschrift bleiben unverkennbar. Wer das Album also in Ruhe genießen möchte, sollte sich überlegen, die 60 Minuten stilbewust in einem guten, alten Paternoster zu verbringen.