Timesbold

Not Still Here

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 16.03.2023
Jahr: 2023
Stil: Indie, Americana
Spiellänge: 38:31
Produzent: Timesbold

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Plattenfirma: DevilDuck Records

Promotion: Oktober Promotion


Redakteur(e):

Holger Müller


s. weitere Künstler zum Review:

Andrew Bird

Johnny Cash

Titel
01. Stuck In A Wind
02. Don’t Want To Live
03. Holiday
04. A Face Like This
05. Slaughterhouse
06. What A Fool Am I
07. Constant State Of Goodbye
 
08. Old Orleans
09. Time Lapse Skies
10. From Miles Below
11. You Are A Self
12. You Never Know Your Neighbor
13. I CrackedThe Earth
14. Now I Lay
Musiker Instrument
Jason Merritt Vocals
Tony San Marco
Anthony Leva
Jesse Sparhawk

Jason Merritts Musik ist nicht fürs „easy listening“ gemacht – egal, ob er mit seiner mehr oder weniger fest zusammengesetzten Band TIMESBOLD oder als Solokünstler unter dem Künstlernamen „Miracle Whip“ unterwegs ist. Seine Songs umschwebt immer eine geheimnisvolle, manchmal düstere, manchmal melancholische Schwere. Und sie sind ebenso wenig zu fassen, wie Jason Merritt selbst, der zu einem neuen Album so wenig wie möglich preisgibt. Wer eigentlich daran mitgearbeitet hat, bleibt genauso im Verborgenen, wie das Drumherum.

Und so bleibt der Blick auf das Cover, auf dem einsam der ausgedörrte Schädel eines – ja was eigentlich prangt? Biologen würden es genau erkennen, aber alle anderen müssen ihre Fantasie bemühen, beim Anhören dieser zumeist karg instrumentierten 14 Songs, die wie aus einer Geisterstadt im Wilden Westen her erklingen. Ist der Schädel ein in der Wüste von New Mexico verdursteter Büffel? Oder doch ein prähistorischer Fund? Der staubtrockene Wind, der einem die Kehle zuschnürt, weht jedenfalls ziemlich häufig durch diese Songs im Grenzgebiet von Indie und Americana.

Waren die ersten TIMESBOLD-Alben zwar musikalisch ähnlich vertrackt, wie dieses vierte Werk der Band, gönnte Jason Merritt sich damals doch zumindest einen opulenteren Sound. Aber seit 2008 und dem bis dato letzten Werk „Ill Seen Ill Sung“ ist viel Zeit vergangen und die Zeiten sind offensichtlich härter geworden. Jetzt müssen die leicht angeraute Stimme von Merritt, eine akustische Gitarre und ein leises Piano reichen um die Drohung auszustoßen: „I am a slaughterhouse and you’re gonna be my little lamb“ (Slaughterhouse). Glückliche Beziehungen hören sich anders an, auch wenn im Lauf des Songs die Erkenntnis folgt: „We are who we are, we all are a slaughterhouse and sometimes we’re just little lambs“. 

Natürlich liegt auch bei diesem TIMESBOLD-Album der Vergleich mit Jason Molina nahe und auch mit dem musikalischen Eklektiker Andrew Bird. Aber anders als früher besinnt sich Jason Merritt hier wirklich stärker auf die Wurzeln von Americana, die im Country und Folk liegen. What A Fool Am I hat den Johnny-Cash-typischen , verschleppten Ring-Of-Fire-Rhythmus – nur, dass man in Geisterstädten nie so richtig in Fahrt kommt wie in Tennessee. Der gepfiffene Beginn von Constant State Of Goodbye könnte sogar direkt aus einem Sergio-Leone-Western abgekupfert sein, wenn die Helden und Bösewichter sich von Saloon zu Saloon misstrauisch beäugen. Merritts Songs auf „Not Still Here“ sind kurz und bündig, und jeder hinterlässt eine kleine Staubwolke – und potentiell den Totengräber im Gefolge.

Und so passt es auch ins Konzept, dass er das Album mit einer Ballade beschließt, von der man nicht weiß, ob sie nur ein Abgesang auf den Tag oder gleich aufs ganze Leben ist. Now I Lay könnte eine friedliche Nacht einläuten, würde er da zum Schluss nicht so unheilvoll singen: „Now I lay me down for good, upon the spot where I once stood, grace to blunder, pound for pound, now I lay me down.“ Also besser nochmal von vorn hören? „Stuck in the wind, just above the trees…“, lauten unheilvoll die ersten Zeilen. Und schon wieder taucht die Geisterstadt des alten Wilden Westens vor dem inneren Auge auf…

 

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