Tom Freund Copper Moon, Surf Road Records, 2004 |
Tom Freund | Upright Bass, Bass, Guitars, Piano, Harmonium | |||
Chris Searles, Matt Johnson | Drums | |||
Doug Weiselman | Electric Guitar | |||
John Juster | Saxophone | |||
Kevin Bents | B-3 Organ, Wurlitzer | |||
Ben Peeler | Lap Steel | |||
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1. Copper Moon | 7. Babysitter (I'll Watch Them) | |||
2. Mercury | 8. I Don't Wanna Wait | |||
3. Run Like That | 9. Comfortable In Your Arms | |||
4. C'est La Vie | 10. Married To Laughter | |||
5. Leavin' Town | 11. New Moon Of The 7th Sun | |||
6. October Girl | ||||
Ganz sanft kommt er zunächst angeschwebt, der Tom Freund. Unterhalb seines "Copper moon" tauchen die Erinnerungen in verblassende Momente wo "the only trouble was deciding what trouble to get in". Gedanken eines Mannes, der die Dreissig überschritten hat und aus dem Nähkästchen plaudert.
In New York aufgewachsen, jetzt in Venice/Kalifornien lebend, umgeben sich Freunds Figuren häufig mit einem wuseligen, unruhigen Grossstadtflair. Irgendwie befinden sich alle seine Helden auf der Flucht, entweder vor sich selbst oder vor der unheilvollen Umgebung. Hin und wieder deutet sich Erlösung in den Armen einer Verflossenen an. Doch so wirklich klappen will es nicht mit dem Glücklichsein.
Doch von Verbitterung keine Spur, denn am Ende seines Weges funkelt verheissungsvoll ein neuer Mond (New moon of the seventh sun) und Tom Freund jubiliert mit erleichterter Stimme und einem gewissen Jackson Browne-Appeal: "Like a frozen river lets go of its icy bounds, I have come alive and run to the sound of your tune".
Sehr abwechslungsreich in Wort und Ton breitet Tom Freund seine Hirngespinste vor uns aus. Auf seinem dritten Album agiert er mit der souveränen Lässigkeit eines Musikers, der Anfang der Neunziger mit Ben Harper gemeinsame Sache machte und in der Mitte der letzten Dekade mit den Roots-Rockern von THE SILOS kollaborierte.
Da Tom selbst ein ausgezeichneter Contra-Bass Spieler, ein versierter Gitarrist und recht passabler Keyboarder ist, zudem seine Platte zu grossen Teilen eigenständig produzierte, hält er die Fäden demonstrativ in der Hand und kreiert ein berührendes und innovatives Stück zeitgemässer Singer-Songwriter Kunst.
Natürlich hört man hie und da seine Einflüsse heraus, denn wer ist schon in der Lage sich dies zu verkneifen. Letztendlich aber findet Tom immer wieder den Dreh, seinen eigenen Ton unmissverständlich in den Vordergrund zu schieben. Und unter den Fingerzeigen gleichermassen talentierter Songwriter-Kollegen entpuppt sich dieses Album nach wenigen Durchläufen zu einem absolut zuverlässigen Weggefährten.
Mercury rockt z.B. als Zwitter aus ROLLING STONES und Chuck Prophet. Cést la vie verweist mit seinem jazzigen Touch auf einen weiteren Neutöner wie David Poe. Leavin' town, mit ultracool gehauchtem Saxophon und Comfortable in your arms mit fröstelnder Geräuschkulisse aus dem Computer, sorgen mit ihrer Jazzverwandschaft dafür, Freunds Intentionen mit denen eines Joe Henry und Tom Waits gleichzusetzen. Der zweite rockige Song des Albums, October girl, blickt gar schmunzelnd in Paul Westerbergs Richtung. Und wenn Jakob Dylan auf seinem letzten WALLFLOWERS Album einen Titel wie Babysitter angeboten hätte, wäre der eine oder andere Nörgler sicher verstummt.
Tom Freunds "Copper moon" bereitet eine Menge Spass, sorgt für unabdingbare Abwechslung auf dem fünfzigminütigen Weg und hat bei elf Songs eigentlich keinen nennenswerten Aussetzer zu verzeichenen. Das soll reichen, dem guten Tom ein Klasse-Album zu attestieren. Empfehlenswert.