Tonia Reeh Fight Of The Stupid, Clouds Hill, 2013 |
Tonia Reeh | Vocals, Piano & Soundscapes | |||
Gäste: | ||||
Tim Schierenbeck | Drums | |||
Omar Rodriguez-Lopez | Guitar | |||
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01. Small Trees And Huge Birds | 07. Fight Of The Stupid | |||
02. Non Believer | 08. Stolen | |||
03. Day Of Greed | 09. Cancer Dancer | |||
04. Blues For The Devil | 10. Hellhound | |||
05. Madame Et Messieurs | 11. The Accused | |||
06. The Defeated Woman | ||||
Nein, Tonia Reeh macht keine Mainstream-Musik, obwohl ihr aktuelles Album mit sanften Klavierakkorden und einem lieblichen Gesang beginnt (Small Trees And Huge Birds). Aber bereits im zweiten Stück Non Believer wird die Dramaturgie des Songs durch allerlei atonales Zwischenspiel unterstrichen.
Ganz kann Tonia Reeh ihre musikalische Vergangenheit also nicht ablegen. Früher, da nannte sich die Berliner Musikerin noch MONOTEKKTONI. Unter diesem Künstlernamen veröffentlichte sie harsche Noise-Attacken mit aufrührerischen Texten. Seitdem sie allerdings wieder unter ihrem bürgerlichen Namen musiziert, räumt sie statt des Berliner Underground lieber ihren eigenen Gefühlshaushalt auf. Mit Gesang und Klavier statt Geschrei und Verzerrer.
So erinnert ihr sehr variantenreiches und perlendes Klavierspiel in vielen Passagen an TORI AMOS. Am auffälligsten in den Songs Day Of The Greed und Madame Et Messieurs. Überraschend eingängig geriet ihr sogar der letzte Song The Accused mit klassischer Pop-Song-Struktur und einfachem Uptempo-Beat.
Wie bereits beim Vorgänger bildet auf “Fight Of The Stupid“ die klassische Musik das Fundament, auf dem die ausgebildete Pianistin und Sängerin (deren Eltern im Übrigen beide Opernsänger sind) einst ihre ersten künstlerischen Gehversuche unternahm. Stimme, Klavier und gelegentliche Soundeffekte – mehr braucht Tonia Reeh nicht, um ihr kompositorisches Können auszuschöpfen. Am intensivsten gelingt ihr das im Titelsong, bei dem am Ende des Songs erlösende Schreie den schweren “Kampf der Dummen“ unterstreichen.
“Fight Of The Stupid“ ist kraftvoll, düster, eigenwillig und komplex. Das Tonia Reeh keine fröhlichen Pop-Songs verfasst wird auch in der Titelwahl deutlich. So sind Cancer Dancer oder Hellhound (das trotz seiner Langsamkeit an alte Blues-Nummern erinnert) Songs mit bitteren Worten und Wahrheiten. Wer sich darauf einlässt, wird mit einem musikalisch recht minimalistischem aber sehr intensiven Album belohnt.