Tribute To Nothing

Breathe How You Want To Breathe

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 18.03.2008
Jahr: 2008

Links:

Tribute To Nothing Homepage



Redakteur(e):

Jürgen Ruland


Breathe How You Want To Breathe, Ass-Card Records, 2008
Samuel TurnerGuitar, Voice
Kris StammerGuitar, Voice
Jim TurnerBass, Keyboards & Voice
Ben TurnerDrums
Produziert von: Bill Stevenson Länge: 41 Min 48 Sek Medium: CD
01. Breathe How You Want To Breathe07. Nothing Left For You
02. Day In, Day Out08. As You Turn Your Back
03. Another Brick Wall09. With Each Step Free
04. Whether You're Ready Or Not10. Today Is Not The Same
05. Broken In Hand11 . You Can Only Go So Far
06. This Time Is Lost

Wer wie TRIBUTE TO NOTHING auf eine sechs Alben beinhaltende Diskografie zurückblicken darf, zählt im schnell- und kurzlebigen Musik-Business gemeinhin zu den Veteranen. Wer allerdings wie der Rezensent nur mit dem aktuellen Longplayer "Breathe How You Want To Breathe" vertraut ist steht vor der Frage "Veteranen? Von was denn eigentlich?" Das vorliegende Songmaterial kann Einflüsse aus dem Punk kaum verleugnen, jedoch bieten die Tracks auf "Breathe ..." weitaus mehr als das Herunterbolzen von genre-üblichen Songs bei maximaler Hochgeschwindigkeit. Zumeist agieren die Briten im Mid-Tempo Bereich, wobei sich Power und Zerbrechlichkeit in ihrer Darbietung auf eine ganz eigene Art die Waage halten. Die Briten bieten eine hartherzliche Musik mit Köpfchen, Anspruch und sehr viel Seele, welche eigentlich einen großen Kreis von Hörern begeistern sollte. Alleine die Melodien des Quartetts sind bereits ein Garant für Gänsehaut. Nach diversen Durchläufen lässt sich im Rahmen der Suche zur passenden Schublade so recht keine finden. Eine neue muss her ... "Amplifier des melodischen Punk"!?!?!?!?

Die Geschichte der Band beginnt irgendwo in der Mitte der achtziger Jahre. Der damals knapp sechsjährige Steppke Ben Turner trommelt auf dem gesamten Hausrat herum. Zwecks Rettung des Inventars kauft ihm sein Vater ein kleines Schlagzeug. Bens Brüder Jim und Sam finden ebenfalls zunehmend Geschmack an musikalischen Versuchen und bekommen bald darauf Bass (Jim) und Gitarre (Sam) in die Hand gedrückt.

Die Brüder erweisen sich ein paar Jahre später als inzwischen äußerst talentierte Teenager und spielen bei ihrem zweiten Auftritt (als Top 40 Cover-Band) in der örtlichen Sporthalle vor über 700 Besuchern. Ein anwesender A&R Manager der Plattenfirma EMI nimmt das Trio unverzüglich unter Vertrag und weitere, größere Gigs folgen. Im BBC Studio Birmingham starten parallel erste Aufnahmen für eine Demo-CD, an welchen der Polydor-Ableger "Go Disc" Gefallen findet und TRIBUTE TO NOTHING mit dem damals gerade dreizehn Jahre alten Gitarristen Sam Turner unter Vertrag nimmt.

Die bandinterne Entwicklung bekommt schnell rasante Ausmaße und man tourt bereits im frühen Teeniealter mit Acts wie den BUZZCOCKS, NOFX, Iggy Pop oder Deedee Ramone. TV-Auftritte, die Einnahme der Titelseiten britischer Musikmagazine oder eine Radiosession mit dem legendären John Peel lassen auf eine erfolgreiche Zukunft hoffen. Die jungen Musiker finden sich alsbald auf endlosen Tourneen durch das Vereinigte Königreich wieder. Vater Jack Turner hat inzwischen das Management übernommen und schafft es immerhin, die Band durch alle Klippen des Haifischbecken "Musikbusiness" zu manövrieren.

Nach den ersten paar Alben lässt sich eine Stagnation in der Karriere von TRIBUTE TO NOTHING nicht verleugnen. Gefrustet vom wirtschaftlichen Denken sowie der unpersönlichen Vorgehensweise größerer Plattenfirmen beschließt die junge Band die Gründung des eigenen Labels "Lockjaw Records" (www.lockjawrecords.co.uk). Vater Turner erweist sich hier als große Unterstützung. Als ehemaliger Sockenlieferant(!) des englischen Königshauses verfügt er über das nötige Kleingeld, um seinen Sprösslingen die Finanzierung zu sichern. Lockjaw Records, in den ländlichen englischen Midlands beheimatet, dient zukünftig vielen Bands von der Insel als Sprungbrett. Die vergleichsweise kleine Plattenfirma wird zu einem der führenden britischen Independent-Labels, u.a. veröffentlichen MUSE ihren ersten jemals auf CD gepressten Song auf einem Lockjaw-Sampler.

Anfang des Jahres 2005 erscheint mit "Act Without Words" das mittlerweile fünfte Album von TRIBUTE TO NOTHING. Zugleich ist das Trio zum Quartett mutiert, denn mit dem Gitarristen Kris Stammer hat man einen alten Schulfreund zur Verstärkung an Bord geholt. Stammer entpuppt sich bereits bei der ersten Probe als perfekte Ergänzung - sein virtuoses Spiel erweitert den Sound der Briten und verleiht ihm eine besondere Note.

"Act Without Words" darf getrost als zweites Debut der Band bezeichnet werden, stellt es doch das erste in ganz Europa vertriebene Album TTNs dar. Aufgrund der hervorragenden Resonanzen begibt man sich auf eine Tournee, welche sich letztendlich als jahrelange Megatour entpuppt und die Gruppe innerhalb von knapp zwei Jahren auf über 250 Bühnen in ganz Europa führt.

Das aktuelle Album "Breathe How You Want To Breathe" (die gesamte Projektleitung übernahm Bill Stevenson, seines Zeichens u.a. Drummer von BLACK FLAG und Produzent des aktuellen Album von NOFX) mag unüberhörbare Reminiszenzen an Post-Hardcore oder Emo-Sounds wecken, genau betrachtet ist es jedoch ein astreines Rock-Album geworden. TRIBUTE TO NOTHING verfügen über einen recht einzigartigen Sound. Ihr hymnischer und eigenständiger Rock, gepaart mit rauen Anleihen beim melodischen Punk, besitzt die Eigenschaft, einen vom ersten Ton an in seinen Bann zu ziehen.

Leise, melodische Momente treiben auf ein sich zuspitzendes Gitarrenbombardement zu. Die sich langsam aufbauenden Melodien verleihen dem Album eine gewisse epische Komponente. Die Gitarren scheinen sich phasenweise regelrecht anzupirschen, bis anschließend die mitreißenden Leadvocals viele Songs zu einer kleinen Hymne werden lassen. TRIBUTE TO NOTHING legen ein Werk vor, welches den Charme einer Independent-Produktion mit einem durchaus massenkompitablen Rock geschickt zu vermengen weiß. Hier und da lässt sich vergleichsweise durchaus von Tracks mit Ohrwurmcharakter reden, ohne das sich die Gruppe eine Anbiederung an das übliche, geglättete Chartfutter vorwerfen lassen muss.

In den über einen Zeitraum von rund drei Jahren entstandenen Songs geht es häufig um die Eindrücke der zurückliegenden Zeiten. Das recht monotone Leben auf on the road mit der Ausnahme des abendlichen Gigs, bei welchem sich die aufgestaute Energie entlädt. Der ernüchternde Alltag im heimatlichen Worcester, wo die Beziehungen und Freundschaften durch die permanente Abwesenheit leiden und trotz der väterlichen Unterstützung die Finanzen stets knapp bemessen sind. An freien Tagen ist die Band gezwungen, sich das Geld für die Miete durch Gelegenheitsjobs zu verdienen. Die bedrückte Situation spiegelt sich jedoch nicht ausschließlich in den Lyrics wider, die einzelnen Tracks weisen nur zu oft einen melancholischen Charakter auf.

"Breathe How You Want To Breathe" wirkt inspiriert von den verschiedensten Einflüssen, sei es 80er Post-Hardcore im Sinne der alten DISCHORD-Schule bis hin zu 70er Progrock von PINK FLOYD (Whether You're Ready Or Not). Mit den ersten, spacigen Tönen des Titelsongs sorgen TRIBUTE TO NOTHING sofort für ein fesselndes Intro, welches kurze Zeit später in einen melodischen Wutbrocken umschlägt. Vom ersten Ton an beeindruckt die ausgefeilte Gitarrenarbeit. Day In, Day Out besticht durch einen hymnenhaften Chorus, während das folgende, depressiv angehauchte Another Brick Wall mittels einer regelrechten Gitarrenwand vorangetrieben wird.

Der schleppende Beginn von Whether You're Ready Or Not erinnert wie bereits erwähnt an PINK FLOYD, um kurz darauf zu einer Wuchtbrumme ungeahnten Ausmaßes zu mutieren. Ein für Live-Auftritte prädestinierter Brecher mit einer Akkordfolge, die zuweilen gar an "Big Country erinnert. Der Track bleibt bereits nach einmaligem Hören unauslöschlich in den Ohren...

Broken In Hand verfügt über ähnliche Eigenschaften. Die dargebotenen Akkorde fordern einen nahezu auf, sich die ersten Alben von Achtziger-Heroen wie THE ALARM oder den genannten BIG COUNTRY aus dem Albumregal zu fischen. Das besinnliche This Time Is Lost bietet ein besinnliches Duett mit einer Gastsängerin, deren Name aufgrund es fehlenden Booklets beim vorliegenden Promo im Dunkeln bleibt. Schade, denn die nur von einer zurückhaltenden Gitarre begleitete kurze Episode bietet einen unerwarteten Höhepunkt der CD. Nothing Left For You geht locker als experimenteller Punk durch. Dessen typisch angelsächsisch anmutende Backings (Mitgröl-Einlagen wie in der Fankurve eines Stadions) verleihen dem Track einen besonderen Charme. Beim folgenden As You Turn Your Back scheinen TTN erneut Gefallen an der Achtziger-Gitarrenband-Kiste gefunden zu haben. Die famosen Gitarrenläufe innerhalb des Chorus sorgen hier für das entscheidende Extra. Mit verzerrten, Hip-Hop ähnlichen Vocals sorgt man für einen Moment der Verwirrung, um anschließend in die bandtypischen Gitarrenläufe zu verfallen, welche With Each Step Free durch ihren Klang einen Anstrich der Sixties verleihen. Die Zeitreise auf "Breathe How You Want To Breathe" geht mit Today Is Not The Same zurück in die Gegenwart. Der mit einer erneut glänzenden Hookline ausgestattete Song und das abschließende You Can Only Go So Far, welches durchaus als Summe alles bisher Gehörten bezeichnet werden darf, beenden ein Album, das als ein Höhepunkt des noch jungen Jahres gelten darf.

(Neugierigen, Interessierten, potentiellen Konzertgängern und last but not least Fans der Briten sollen abschließend noch einige Konzertdaten ans Herz gelegt werden - wie üblich ohne Gewähr! 22.03.2008, Bückeburg, Osterrocknacht - 23.03.2008, Hamburg, Headcrash - 24.03.2008, Berlin, Casiopeia - 25.03.2008, Koblenz, Circus Maximus - 31.03.2008, Karlsruhe, Jubez - 01.04.2008, Siegen, Vortex - 02.04.2008, Fulda, Kulturkeller - 03.04.2008, Köln, Sonic Ballroom - 04.04.2008, Oberhausen, Zentrum Altenberg - 05.04.2008, Wittlich, Haus der Jugend)

Jürgen Ruland, 18.03.2008

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music