Trouble

Essen, Zeche Carl, 07.06.2007

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 07.06.2007

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Redakteur(e):

Jürgen Ruland


Das Konzert

Fronleichnam, Feiertag in Nordrhein-Westfalen. Die Temperaturlage lässt sich als schwül-warm bezeichnen. An diesem 7. Juni 2007 treten TROUBLE im Rahmen ihrer Europa-Tour in der Zeche Carl im Essener Stadtteil Altenessen auf. Ich habe meiner besseren Hälfte Bea ein tolles Konzert vorhergesagt (... ich gestehe, ich wollte nicht alleine losfahren ...), schließlich habe ich die Gruppe an gleicher Stelle vor satten dreizehn Jahren in einer hervorragenden Verfassung erlebt. Das Billing ist wie bei TROUBLE leider üblich wenig erbaulich. Vielleicht sollten sie lieber alleine touren, eine 08/15 Metal-Band wie RISE TO ADDICTION kann einem die Laune schon vermasseln, zumal wenn in der Halle Temperaturen wie in der Sauna herrschen. Nach ca. zwei Songs kennt man das Repertoire der Briten und kehrt ob des Durstes zurück zur Tränke für Gerstensaftkaltschale. Beim Bier schwelgt man dann in seligen Erinnerungen. JUDAS PRIEST 1981, IRON MAIDEN 1982, ACCEPT 1983 ... where have all the good times gone? Gone with the wind … bis auf wenige herausragende Releases und Konzerte einer besagten Band namens TROUBLE bis Mitte der Neunziger. Doch wie wird es heute Abend, mehr als eine Dekade später, werden? Man sieht vielen anwesenden Fans an, dass wir alle nicht jünger geworden sind. Überhaupt, die Anzahl der Besucher entspricht wohlwollend maximal zwei Dritteln der Hallenkapazität. Geschickt hat man das durch das Aufhängen eines Vorhangs kaschiert, so dass so etwas wie Wohnzimmer-Atmosphäre aufkommt (na ja, etwas kleiner ist es bei mir daheim schon ...). Unverständlich bleibt die Zahl der Fans trotzdem. 15 € im Vorverkauf, 18 € an der Abendkasse, Merchandise knapp über 20 €, das nenne ich faire Kurse. Anscheinend lässt sich mit Events wie IRON MAIDEN im Stadion des Duisburger MSV mehr Volk anlocken, nur ob das alles noch “wahre“ Headbanger sind, die sich da von Mr. Harris und Konsorten zu einem vielfachen Preis für einen kurzen Zeitraum in eine längst abgehakte Zeit entführen lassen sei dahingestellt. In der Zeche Carl, das sei schon vorab festgestellt, sind wie jüngst beim MAGNUM-Gig in Bochum die treuesten Anhänger angereist, die jeden Track in- und auswendig zu kennen scheinen.

Als TROUBLE schließlich oder endlich beginnen, befinde wohl nicht nur ich mich ab sofort in einem anderen Universum. Von Beginn an ein phantastischer Sound, der keine Wünsche offen lässt. Es zahlt sich eben aus, wenn man seinen eigenen Soundmann mitbringt. Die Halle befindet sich ab sofort in einem kollektiven TROUBLE-Rausch. Wahnsinns-Riffs, tonnenschwer, glasklar auf die Meute vor der Bühne niederprasselnd, sorgen trotz hohen Temperaturen für mächtig Leben in der Bude. Fliegende Haare, Headbanging par excellence, es scheint niemanden mehr zu an seinem Platz zu halten. Zuweilen steht man mit offenem Mund dar, völlig erstaunt ob des Dargebotenem, um Sekunden später wieder die Luftgitarre auszupacken oder im Tempo der Songs zu wippen, schaukeln, abzurocken ... Die Musiker schauen aus, als seien sie einem Jungbrunnen entsprungen und strotzen nur so vor Spielfreude. Die Jungs blasen das Publikum regelrecht weg, ein Riff-Orkan jagt den nächsten. Eric Wagner hat mittlerweile die Haare kürzer und schaut mit seiner dunklen Brille aus wie Eric Blooms (BLUE ÖYSTER CULT) kleiner Bruder. Allerdings singt er besser, allerdings manchmal etwas leise. Das macht seine coole Ausstrahlung jedoch wieder wett, der Kettenraucher hat die Leute im Griff und bietet eine astreine Performance ohne große Gestik. Das Herzstück der Gruppe bilden zweifelsohne Bruce Franklin und Rick Wartell. Bis auf den Track Mindbender spielt der blonde, oft über seine Klampfe gebeugte Wartell auf einer Gibson Flying V und der ewige Hippie, mit Stirnband seine dunklen Haare bändigende, herumtanzende Bruce Franklin eine Gibson SG über jeweils einen Marshall-Turm. Das reicht bis auf ein paar Pedale anscheinend aus, um einen nie zuvor erlebten Hammer-Sound zu erzeugen. Man spielt ständig abwechselnd Rhythmus- bzw. Sologitarre, oftmals mehrfach innerhalb eines Songs wechselnd. Der Groove während ihres Auftritts setzt neue Maßstäbe, so etwas habe ich bis dato eher bei Boogie/Rock’n’Roll-Acts erlebt, niemals jedoch innerhalb der Abteilung Schwermetall. Gitarren, Gitarren, Gitarren ... wenn nicht gerade ge-riff-rockt wird, stehen Wartell und Franklin häufig nebeneinander und spielen gemeinsam “zweistimmige“ Soli von einem anderen Stern. Die Wucht ihrer Darbietung ist unbeschreiblich, da tut es beinahe gut, dass Chuck Robinson eher vergleichsweise ruhig im Hintergrund sein Bass-Fundament legt. Drummer Jeff Olson ist da schon von anderem Kaliber. Seine Kit mag ohne Hänge-Toms zwar ungewöhnlich ausschauen, doch der Mann trommelt das, was seine Kollegen an den Äxten noch übrig lassen, virtuos in Grund und Boden.

Welche Songs gespielt werden gerät beinahe zur Nebensache. Es wird einiges von “Trouble“ gebracht, aber auch älteres Material wie Pray For The Dead gehört zum Repertoire. Insgesamt ist es ein akzeptabler Auszug aller Schaffensphasen. Klar, das aktuelle Album “Simple Mind Condition“ muß ebenfalls berücksichtigt werden. Man begeht jedoch nicht den Fehler, die Songs Note für Note herunterzududeln, vielmehr leiten die Musiker Goin’ Home durch eine unglaubliche, mehrminütige Jam-Session ein, ehe man in den eigentlichen Track eintaucht und der Song mit seinem Killer-Riff für kollektiven Wahnsinn im Raum sorgt. Von wegen “abgetakelte Drogenwracks“ ... TROUBLE wirken fit wie der vielzitierte Turnschuh und lassen sich auch durch die große Hitze nicht abhalten, eine dermaßen heftig in die Beine gehende Show abzuliefern, dass man fürchten muß, ob der Schweißbäche vor der Bühne aus der Halle rudern zu müssen. Die Zeit vergeht wie im Flug und TROUBLE geben überraschend zwei (!) Zugaben. Ein unglaubliches Konzert geht mit dem eher ruhigen The Misery Shows nach rund 100 Minuten immer noch viel zu schnell zu Ende.

Was meinte Bea denn zu dem Auftritt? Lob in höchsten Töne höre ich von ihr! Ja, und ich selber? Für mich war es das beste Heavy Metal Konzert, welches ich je erlebt habe!!!!

Die DVD

TROUBLE sind nicht unbedingt die häufigsten Besucher auf dem alten Kontinent. Mit der 2006 veröffentlichten DVD “Live In Stockholm“ kann man sich zumindest ein kleines bisschen Atmosphäre in die heimischen vier Wände holen. Die Band spielt sich in Höchstform durch ihre eigene Historie vor “Simple Mind Condition“. Abgerundet wird das Ganze durch ein äußerst informatives Interview mit der Band.

Jürgen Ruland, 31.10.2007

 

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